Er macht einen Rückzieher

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Am nächsten Morgen war es dann soweit. Heute beginnt der Prozess von Frau Ehrlich gegen Mord und versuchten Mord. Dafür wird sie Jahre sitzen, davon gehe ich aus. Noch immer kann ich nicht begreifen wieso sie ihr eigenes Kind vergiftet hat. Ob sie es bereut? Ich bin mir sicher, dass es keine Absicht war. Sie wollte einfach nur das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Eigentlich sollte sie mir Leid tun aber nein sie hat fast meine Tochter umgebracht. Sie ist einfach eingesperrt und zwar für immer.

Ich stand auf und nahm erst einmal eine ausgiebige Dusche. Ich war echt froh, dass Hope durchschlief. Es gab wirklich mal Tage, da hätte ich ihr am liebsten den Kopf umgedreht aber diese Zeit ist zum Glück vorbei. Ich denke, dass ich erst einmal kein zweites Kind bekommen möchte auch wenn es schön wäre die ganze Entwicklung meines Kindes zu beobachten, was ich leider bei Hope nicht konnte. Jetzt kann ich ihr nicht sagen, was ihr erstes Wort war oder wann sie ihren ersten Zahn bekommen hat. Aber dafür hat sie noch Herr Ehrlich, der ein Teil ihres Lebens ist. Ich hoffe so sehr, dass Hope es später verstehen wird, dass ich sie kurz nach ihrer Geburt abgegeben habe. Ich habe beschloss ihr die ganze Wahrheit zu sagen wenn sie alt genug ist und es selber verstehen kann. Jetzt ist sie einfach zu jung. Mit drei Jahren versteht man sowas einfach nicht.
Nachdem ich mich angezogen haben, weckte ich Hope. Ich habe mit meinem Eltern abgemacht, dass ich sie zu ihnen bringen, wenn ich und Taylor zum Gericht müssen. Ich möchte vermeiden, dass Frau Ehrlich sie zur Gesicht bekommt. Hope soll diese Frau für immer vergessen.

"Mama was machen wir heute?", fragte Hope zuckersüß als ich sie anzog.

"Ich bringe dich heute zu Oma und Opa. Mit ihnen gehst du heute in den Zoo", erwiderte ich.

"Und Papa und du nicht?", fragte sie traurig nach.

"Nein dieses Mal nicht aber das nächste Mal gehen wir alle zusammen", sagte ich daraufhin.

"Okay dann gehe ich heute Elefanten gucken", entgegnete sie glücklich.

"Aber mach mit Oma ganz viele Fotos damit ich mir die Tiere auch alle angucken kann", erwiderte ich.

Nachdem ich sie angezogen und gewaschen haben, aßen wir noch was und schon mussten wir los. Draußen wartete Taylor schon auf uns, der Hope nach meinen Eltern fuhr. Als wir uns von ihr verabschiedeten mussten wir auch schon wieder los. Gleich ist es also so weit. Ich muss meine Aussage noch einmal vor Gericht aussagen. Aber wenn Frau Ehrlich dann für immer weggesperrt wird dann sage ich alles was ich weiß hundert mal.

"Lynn wie geht es jetzt eigentlich mit uns weiter?", rieß mich Taylor plötzlich aus den Gedanken. Muss er mich das jetzt unbedingt fragen? Kann es nicht bis nach der Verhandlung warten? Ich bin doch schon nervös genug, immerhin muss man vor Gericht die Wahreheit sagen, sonst kann man selbst verurteilt werden.

"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe Angst, dass es wieder nicht klappt. Für Hope wäre so eine on-off Beziehung nicht gut, es würde ihre Entwicklung nicht gut tun", erwiderte ich daraufhin. Ich kann nicht mehr nur an mich und meine Bedürfnisse achten. Jetzt habe ich eine Tochter, die immer an erster Stelle steht.

"Lynn aber dieses Mal bin ich mir sicher, dass es klappen wird und bitte glaube mir, ich werde dich nicht noch einmal betrügen. Ich schwöre auf Hope, es wird nie wieder vorkommen, es war nur ein Ausrutscher. Ich bin einfach schwach geworden und das wird nicht noch einmal passieren. Seit ich dich kenne, gibt es nur dich in meinem Herzen. Alle anderen Frauen interessieren mich nicht", entgegnete Taylor. Einerseits war ich sprachlos, so habe ich Taylor noch nie reden gehört aber andererseits erinnert er mich gerade an seinen Seitensprung, den ich live miterleben durfte. Die Erinnerungen schmerzen heute noch immer aber ich denke, dass der Schmerz auch in nächster Zeit nicht abklingen wird.

"Jetzt bringen wir erst einmal den heutigen Tag hinter uns und danach sehen wir einfach weiter, wie es mit uns weiter geht. Du musst mich auch verstehen. Es tut weh wenn du dieses Thema immer wieder von Neuem ansprichst. Die ganzen Bilder, die ich die ganze Zeit verdrängt habe, kommen wieder hoch. Es fühlt sich einfach so an als würde ich den Tag wieder von neu erleben", erwiderte ich daraufhin. Ich habe beschlossen jetzt ehrlicher und direkter zu werden. Ich bin jetzt in dem Alter wo einem eigentlich nichts mehr peinlich sein sollte und man einfach mit Menschen die man liebt überalles reden kann auch wenn es einem manchmal schwer fällt über Gefühle zu reden.

"Okay ich kann dich sehr wohl verstehen. Wenn du mich betrogen hättest, wüsste ich auch nicht ob ich uns noch eine Chance geben sollte aber ich bitte dich um eine letzte Chance", flehte er mich schon regelrecht an.

"Wir werden sehen", sagte ich nur. Was sollte ich auch noch dazu sagen? Ich will mich jetzt erst einmal auf den Prozess konzentrieren. Für mich steht dieser erst einmal jetzt an erster Stelle. So kamen wir auch schon am Gerichtsgebäude an. Ich atmete einmal tief ein und dann aus, erst dann steig ich aus den Taylors Golf und lief mit ihn rein. Jetzt kann es losgehen. Ich hoffe, dass der Richter das richtige Urteil für Molly Ehrlich fällt.

Da wir noch etwas zu früh waren, mussten Taylor, ich und einige anderen vor dem Gerichtssaal warten. Dann sah ich sie, Molly Ehrlich, die mit Handschellen und in Begleitung zweier Polizisten in den Gerichtssaal geführt wurde. Sie sah aus wie damals, als ich sie das letzte Mal gesehen habe. Lediglich sah sie blasser und dünner wie zuvor aus. Ich mäöchte gar nicht wissen, was sie alles für Tabletten bekommt. Sie wird bestimmt zugestopft mit dem Zeug.

"Ist alles okay, Lynn?", fragte mich Taylor besorgt.

"Ja klar, es war nur komisch sie nach so langer Zeit wiederzusehen", erwiderte ich daraufhin.

"Ich verspreche dir, dass du sie danach nie wieder sehen musst", sagte Taylor und nahm behutsam mein Hand in seine.

"Wo ist eigentlich Jochen? Müsste er nicht schon längst da sein?", fragte ich verwundert. Normalerweise ist er immer pünktlich. Sollte ich mir Sorgen machen? Hat er sich vielleicht doch umentschieden? Will er jetzt nicht mehr gegen seiner Frau aussagen? Aber das wäre doch ein herber Rückschlag für das Urteil.

"Da fragst du was", entgegnete Taylor und sah sich hektisch um. Dann kam schon jemand aus dem Saal und bat uns rein. Jetzt muss ich mir wohl ernsthafte Sorgen machen. Wo ist nur Jochen? Er kann uns doch nicht im Stich lassen, es geht hier immerhin um Hope. . Ich kann doch jetzt nicht einfach seelruhig in den Saal reingehen. Ich muss doch irgendwas machen.

"Taylor ich komme sofort, ich versuche ihn mal kurz anzurufen vielleicht steht er ja im Stau", sagte ich an ihn gewant. Ich musste in diesen Moment einfach was machen. Alsi ging ich vor das Gebäude und zückte mein Handy. Ich wählte Jochens Nummer. Es klingelte und klingelte aber er ging nicht dran. Wir brauchen ihn doch jetzt. Istv es meine Schuld? Ich hätte das Gesagte von gestern einfach nicht sagen sollen. Wegen mir hat er seine Meinung bestimmt noch einmal geändert.

Ich versuchte es bestimmt noch zehn Mal bei ihn anzurufen aber vergeblich. Wie kann er uns nur das antun? Wir lassen ihn regelmäßig Hope sehen und er fällt uns so in den Rücken. Das habe ich von ihn nie gedacht. Nie habe ich gedacht, dass er so ein Feigling ist. Aber was habe ich anderes erwartet, Molly hatte in ihrer Beziehung immer die Hosen an, sie hatte immer das Sagen. Gegen sie auszusagen, wäre wie ein Verrat. Ich kann ihn sehr wohl verstehen aber hier geht es um die Gerechtigkeit. Seine Frau hat ihr eigenes Kind und fast Hope umgebracht. Ist es ihm denn so egal? Warum steht er noch zu seiner Frau? So eine Frau kann man einfach nicht lieben, meiner Meinung nach.

Ich beschloss dann wieder in die Verhandlung zu gehen, es brachte nichts noch länger auf ihn zu warten. Er wird nicht mehr kommen, das wusste ich. Nun liegt es also an uns und die Krankenschwester, die die Tat selsbt mit angesehen hat. Ich hoffe so sehr, dass diese Aussagen reichen.


Ich gab sie weg. Das Leben danachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt