Aufregung umsonst

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So länger ich über diesen Plan nachdenken, desto mehr empfinde ich ihn für falsch. Ich kann doch nicht so tun als wäre ich mit Nick zusammen. Er ist mein Exfreund. Ich liebe ihn ja nicht einmal mehr. Sollte ich nicht mal langsam erwachsen werden? Das ist doch nur ein verzweifelter Versuch Hope nicht zu verlieren. Lügen bringen einem im Leben auch nicht weiter. Irgendwann werden sie auffliegen und dann ist man dran und alles verändert sich. Ich muss der Frau vom Jugendamt die Wahrheit sagen. Ich will ihr sagen, dass ich Hope alleine großziehen werde. Natürlich darf Taylor sie jeder Zeit besuchen. Ich will ihn ja nicht seine Tochter wegnehmen aber eine Zukunft werden wir als Familie wohl nicht haben. Es ist einfach zu viel zwischen uns passiert. Irgendwann schließt man mit dem Thema einfach ab. Taylor hat mich einfach zu oft schon verletzt.

"Nick ich denke es ist besser, wenn wir den Plan nicht durchziehen. Ich danke dir, dass du mir helfen wolltest aber ich schaffe es auch schon alleine. Wenn ich eins in der Zeit gelernt habe dann ist es nicht zu lügen. Ich muss dem Jugendamt die Wahrheit sagen", sagte ich und sah zu Nick der gegenüber von mir im Sessel saß.

"Es ist ganz alleine deine Entscheidung aber ich finde es gut, dass du die Wahrheit sagst. Die Wahrheit ist immer das Beste. Außerdem wird die Frau vom Jugendamt deine Ängste verstehen können", erwiderte Nick liebevoll. Mit diesen wundervollen Menschen war ich einmal zusammen. Nick ist der Traum aller Frauen außer vielleicht seinen Job als Begleiter oder wie er heißt. Aber auch diesen Job hat er nur zu Not angenommen damit er trotzdem Geld verdient. Es kann ja auch sein, dass er jetzt schon wieder einen anderen Job hat. Ich hoffe es zumindestens für ihn und seine zukünftige Freundin.

"Würdest du mich vielleicht begleiten? Also zum Jugendamt", fragte ich ihn verunsichert. Ich war mir nämlich nicht sicher ob er wirklich zusagen würde.

"Kann ich gerne machen", entgegnete er und sah mich mit einem seiner Lächeln an. Ich war ihn echt dankbar, dass er mich zum Jugendamt begleitet. Alleine wollte ich da nicht hin. Ich habe so oder so schon ein schlechtes Gewissen, dass ich die Frau vom Jugendamt angelogen habe.

"Wie wärs wenn wir es gleich erledigen? Ich bin heute wieso da", sagte Nick. Heute schon? Irgedwie war es ein Schock. Ich habe Angst was die Frau Ziellinger sagen wird. Ich hoffe so sehr, dass meine kleine Notlüge keine großen Konsequenzen hat. Da Hope noch 2 Stunden bei Herr Ehrlich ist, hatten wir also noch genügend Zeit.

"Okay aber wir müssen uns dann ein wenig beeilen. Die Kleine wird in 2 Stunden zurück gebracht", entgegnete ich.

"Mach dir da mal keine Sorgen, dass schaffen wir locker", sagte er und stand vom Sessel auf.

Zusammen machte wir uns dann auf den Weg zum Jugendamt. 

"Mach dir keine Sorgen Lynn, Sie werden dir die Kleine schon nicht weg nehmen. Du bist eine gute Mutter und das wissen sie auch", versuchte mich Nick zu beruhigen. Ich weiß er meint es nur gut aber die Angst Hope zu verlieren blieb egal was er sagte. Ich habe sie gerade wieder. Gerade läuft es so gut mit ihr und jetzt muss sie wieder in einer neuen Familie? Das ist doch nicht fair, da sie sich gerade erst richtig eingewöhnt hat. Man kann ein Kind doch nicht immer aus einer Familie rausreißen und dann wieder in einer neuen Familie reinbringen. Hope ist doch ein Kind, ein Lebenwesen mit Gefühlen und kein Hund.

Dann kamen wir am Gebäude an und gingen rein. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich habe solche Angst meine Tochter wieder zu verlieren. Ich laß schon am Schild den Namen der Frau vom Jugendamt. Nick klopfte an der Tür. Sofort hörte man ein lautes "Herein". Wir gingen rein. Sofort sah Frau Ziellinger uns verwirrt an.

"Guten Tag Frau Klein. Ist irgendwas vorgefallen?", fragte sie mich freundlich.

"Hallo Frau Ziellinger. Ich muss Ihnen was sagen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie das letzte Mal ein bisschen angelogen. Ich bin hier um es klar zu stellen", entgegnete ich und blickte beschämt zu Boden.

"Da bin ich jetzt erst einmal gespannt, setzen Sie sich erst einmal", sagte die Frau. Sofort setzten wir uns und ich begann die ganze Geschichte aufzuklären. Ich erzählte Frau Ziellinger, dass ich und Taylor nicht mehr zusammen bin.

"Sie müssen wissen, dass Lynn das alles nur aus Angst gemacht hat. Sie hatte Angst die Kleine dadurch wieder zu verlieren", legte Nick ein gutes Wort für mich ein.

"Ich verstehe Frau Klein auf irgendeiner Hinsicht ja. Aber Lügen ist keine Option. Sie müssen ehrlich zu mir sein. So schnell werde wir ihre Tochter nicht wegbringen. Unsere Besuche sind einfach nur Rutine. Wir wollen wissen wie es mit der Kleinen läuft und ob sie eventuell Hilfe brauchen. Nachdem Sie im Rollstuhl saßen ist es doch nichts schlimmes Hilfe anzunehmen", entgegnete Frau Ziellinger.

"Also ist es nicht schlimm, wenn ich alleinerziehende Mutter bin?", fragte ich noch einmal nach. Ich war mir nicht sicher ob ich es jetzt richtig verstanden habe.

"Frau Klein Sie sind nicht die einzige Frau die ein Kind alleine großziehen. Ich bin mir sogar sicher, dass sie es super alleine schaffen werden. Sie haben ihre Eltern, Herr Ehrlich, den Vater des Kindes und wie ich sehe ein netten Mann die sie unterstützen mit Tat und Kraft", sagte sie. Sofort entspannte ich mich wieder. Sie wollen mir die Kleine also nicht wieder wegnehmen. Ich war sowas von erleichtert. Nachdem wir den Besuch hinter uns gebracht haben, fuhren Nick und ich noch in ein Cafe. Wir hatten noch knapp eine Stunde Zeit bis Hope wieder da ist. 

"Ich bin so erleichtert, dass Frau Ziellinger da so cool geblieben ist", entgegnete ich erleichtert.

"Ich habe es dir doch gesagt, dass alles wieder gut wird. Mach dir doch nicht immer solche Sorgen", sagte Nick und legte seinen Arm um meine Schulter. Ich war echt froh, dass ich Nick hatte. Mit ihm kann man sich so gut unterhalten. Das was ich im Moment brauche.

Ich gab sie weg. Das Leben danachWhere stories live. Discover now