~Kapitel 20~

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Langsam öffnete ich meine Augen. Die Sonne schien mir ins Gesicht.
Sofort drehte ich mich um.
Oh mein Gott!
Vorsichtig und leise richtete ich mich auf.
Ich bin nicht wirklich in Klaus' Schoß eingeschlafen...
Fassungslos schlich ich, nachdem ich ein frisches T-Shirt geholt habe, nervös ins Bad.
Als ich in den Spiegel schauen wollte, bemerkte ich das er beschlagen war.
Verwirrt wischte ich den Spiegel frei und musst entsetzt mein Spiegelbild betrachten.
Mein noch am Abend davor gemachter Dutt
war eine Vollkatastrophe und dazu noch mein total erschöpft wirkendes Gesicht.

Ich öffnete meine Haare.
Offen sieht es ja noch schlimmer aus.
Schnell fuhr ich einmal durch meine Haare und band sie zu einem hohen Zopf zusammen.
Gemütlich zog ich mein Top aus und atmete einmal tief ein und aus.
"Ähm..."
Erstarrt schaute ich in den Spiegel.
Hinter mir tauchte plötzlich Kol auf.
Ruckartig drehte ich mich um und lehnte mich gegen das Waschbecken.
Doch vor mir stand nicht einfach Kol.
Er stand da, oberkörperfrei, nur mit einem Handtuch um seine Hüfte gebunden.
Schnell drehte ich mich wieder in Spiegelrichtung.

Deswegen war der Spiegel beschlagen.
Nach einem kurzen Kontrollblick sah ich, dass ich immer noch ohne T-Shirt da stand.
Schnell zog ich mir das T-Shirt drüber.
"Ich.. ähm... sorry", brachte ich hervor und zwängte mich an ihm vorbei, während er mir lächelnd hinterher sah.
Schlimmer kann der Tag nicht werden.
Doch es kam noch besser, denn als ich zurück ins Zimmer ging, hinter mir die Tür ins Schloss fallen ließ und mich an die Tür lehnte, hatte ich direkten Blickkontakt zu Klaus, der sich gerade sein T-Shirt überzog.
Innerlich in Erdboden versunken, schaute ich im Raum herum.

"Hast du gut geschlafen?", fragte er lächelnd.
Mit einem kurzen Gebrummel stimmt ich ihm zu und merkte wir ich rot wurde.
"Alles in Ordnung?", er grinste.
"Jaja, es nur sind eindeutig zu viele Leute in diesem Haus"
Ich wünschte ich könnte auch lachen, so wie er es gerade tat, aber um ehrlich zu sein, gibt es schlimmeres, dass man sehen kann.
Nachdem alle wach waren, versammelten sich alle im im Eingangsbereich.
Während ich verlegen da saß, beredeten die anderen irgendetwas, wobei ich immer wieder die amüsierte Blicke von Kol bekam.

Klaus scheint dies bemerkt haben, denn nach unserer kleinen Besprechung fing er mich ab: "Was ist passiert?"
"Wann?", fragte ich wohl wissend um was es geht, während wir in 'mein' Zimmer gingen, um meine Sachen zu packen.
"Zwischen dir und Kol"
"Achso... nicht so wichtig"
Naja, wie man's sehen will.
"Aha"
Im Zimmer angekommen, lehnte er sich an den Türrahmen, während ich die einzelnen Sachen von mir zusammensammelte.
"Und da war wirklich nichts?"
Erst jetzt realisierte ich, was er meinte.
Ich stand auf und ging auf ihn zu.
Er stellte sich gerade hin und sah mir in die Augen.

Er hatte so schöne Augen. Wie ein großer Ozean!
"Da ist nichts und wird auch nichts sein. Außerdem hat er eine Freundin!"
Ich lächelte ihn an. Nach einer Weile lächelte er zurück und nahm meine Hand. Leicht errötet schaute ich ihn an.
Doch er ließ meine Hand wieder los und wendete seinen Blick ab :"Kol ist unberechenbar..."
"Wenn interessiert's?"
Jetzt schaute er mich wieder an und öffnete den Mund, aber er sagte nur:
"Brauchst du etwas, Elijah?"

Jetzt bemerkte ich auch, dass Elijah hinter Klaus aufgetaucht ist und entfernte mich ein paar Schritte von ihm.
"Wir sollten fahren, Cateline", äußerte er sich und ging ohne eine Antwort abzuwarten weiter.
"Ja... ich sollte los. Es ist ein weiter Weg bis zur Uni"

"Ja", stimmte er zu.
Ich drehte mich um, um meine Tasche und Jacke aufzuheben, doch als ich mich wieder zur Tür drehte, war er verschwunden.
"Hast du alles?", fragte Elijah als ich zum Auto ging.
Ich drehte mich ein letztes Mal um, keiner war zu sehen.
"Ja, wir können los", antwortete ich ihm und stieg in dem Wagen ein.

Es war eine leise Fahrt. Immer wieder haben wir ein paar Sachen besprochen, aber so richtig ins Gespräch gekommen sind wir nicht.
Vielleicht war ich auch nur zu viel in Gedanken.
Mir war in Ferien schon immer langweilig, aber diese Ferien war... unvorstellbar.
Nicht mehr lange dann bin ich wieder an der Uni...
Ich zog umständlich meinen bequemen, dicken Pullover aus.
"Wie geht es dir mit allem dem?", fing Elijah ein Gespräch an.
„Den Umständen entsprechend. Es ist noch alles sehr neu, aber langsam gewöhne ich mich daran", ich machte eine kleine Pause, „Ich hab noch so viele offene Fragen! Ist mein Vater am Leben, was hat es mit diesem ‚Fluch' auf sich, was hat May damit zu tun, wer ist eigentlich meine echte Mutter,.... so viele offene Fragen und keine Antwort"

Enttäuscht lehnte ich mich im Sitz zurück.
„Ich gebe dir mein Wort, wir werde alle Antworten auf deine Fragen finden"
Ich lächelte leicht.
Ein bisschen verwirrt schaute ich Elijah an: „Was ist eigentlich mit Kol? Muss er nicht auch zu den Vorlesungen?"
„Er.. ist beschäftigt..."
„Was meinst du?"
„Er hat etwas wichtiges zu tun"
„Aha..", antwortete ich unzufrieden, so schlecht informiert zu sein.
Nach wenigen Minuten meldete sich der Vampir wieder: „Wir sind da"
Er parkte auf dem Parkplatz.
Wir beide stiegen aus.
Ich schwang meinen Rücksack über die Schulter und ging zu meinem Fahrer.

„Danke fürs Fahren"
„Gern geschehen"
Gerade als ich gehen wollte, hielt er mich an meiner Hand fest und sagte: „Sei vorsichtig. Kol wird in ein paar Tagen kommen. Und wir sind in Reichweite"
„Warum seid ihr dann nicht hier?"
„Wir.. sind alle sehr beschäftigt.."
„Aha", antwortete ich wieder mit einen Ungläubigen Blick.
„Wir sehen uns..."
„Bis dann", verabschiedeten wir uns.
Ich schaute nochmal über die Schulter und sah wie Elijah sich wieder ins Auto setzte und ausparkte.
Jetzt war ich auf mich allein gestellt.

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The lost childWhere stories live. Discover now