~Kapitel 38~

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Ich muss wohl kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben, denn ich kann mich nicht erinnern, wie ich wieder in dieses abscheulichen Raum, wo sie dieses Experiment gemacht haben, gekommen bin.
Wie schon beim letzten Mal, lag ich, diesmal jedoch zu meiner Verwunderung nicht gefesselt, auf der Liege, während alles im Raum sich keines Wegs verändert hat.

Als ich um mich sah, merkte ich wie die beiden Übernatürlichen mit dem Rücken zu mir an dem Tisch standen, und tuschelten, während Liam wild in einem Buch herumblätterte.
Ich richtete meinen Blick wieder auf die Decke und schloss kurzzeitig die Augen.
Ich leerte meine Gedanken und atmete einmal tief ein und wieder aus.
Das ist wohl das Beste, was mich zur Zeit machen kann, um nicht vollkommen den Verstand zu verlieren.

„Ich bin mir 100% sicher, aber wir sollten zunächst ein paar Tests machen"
Ich hörte näher kommende Schritte, bis ich die Stimme, die ich Nate zuwies, direkt neben mir vernahm.
„Vielleicht hat das Ganze ja etwas mit dem Ritual zu tun"
„Welchem Ritual?", fragte ich und öffnete Augen, um kurz später in Nates irritierte Augen zu sehen.
„Ich dachte nicht, dass du schon wach wärst"
Ich richtete mich auf, blieb aber noch sitzen.
„Tja, anscheinend ja schon. Aber das ist keine Antw-"

„Ist ja auch egal, jetzt bist du wach, also können wir gleich beginnen", schnitt mir Liam das Wort ab.
Obwohl ich eigentlich etwas gegen seine forsche Unterbrechung sagen wollte, bezog ich mich, um ein unnötiges Gespräch zu vermeiden, gleich auf das Gesagte: „Seid ihr jetzt unter die Ärzte gegangen oder welche Tests wollt ihr machen?"
Jetzt drehte Liam sich auch um, und auch in seinem Gesicht war Verwirrung und etwas Fragwürdiges zu erkennen.
„Da war wohl jemand schon länger wach"
Genervt verdrehte ich die Augen und lies meine Beine von der Liege gleiten.

„Also?", fragte ich in die Runde und stand auf.
Unter ständiger Beobachtung bewegte ich mich auf den Tisch zu, doch bevor ich groß was erkennen konnte, stellte sich Liam mir in den Weg und versperrte mir somit die Sicht.
Böse zu ihm hochblickend, während er schmunzelnd die starken Arme verschränke, schritt ich zurück und ging um den Tisch herum. Kurz sah ich mich dahinter um, da ich im Schatten nichts erkannte, und stellte zu meiner Freunde und Verwunderung fest, das sich dort eine weitere Tür befindet.
Damit meine Erkenntnis kein Aufsehen erregt, drehte ich mich wieder um und schlenderte einige Schritte auf den Tisch zu.

Es gibt zwei Möglichkeiten:
Entweder versuche ich erst gar nicht von hier weg zu kommen, und finde somit heraus was hier los ist.
Oder zweitens: ich versuche zu fliehen und selber herauszufinden was los ist und die Mikaelsons zu finden.
Da, wenn ich die Mikaelsons finde, diese mir helfen können, entschied ich mich für letzteres.
Nate schlich gelangweilt um den Tisch auf meine Seite des Raumes herum, und lehnte sich dagegen.
Liam drehte sich nun auch in meine Richtung und fing an zu sprechen: „Wir sind der Meinung", auch er bewegte sich in meine Richtung und blieb neben dem Tisch stehen, „das etwas hier nicht stimmt"

Ach, ne. Ich dachte ständige Schwächeanfälle wären normal. Die Augen verdrehend bewegte ich mich unauffällig ein bisschen nach hinten.
„Wir vermuten, oder der hier", er zeigte mit einer Kopfbewegung auf den blonden Vampir,
„Dass du kein Häretiker mehr bist."
Verwirrt blieb ich stehen.
„Was?"
Natürlich macht es Sinn, wegen all dieser Vorkommnisse, aber wie ist das möglich??
Nate, der wohl meine Gedanken gelesen hat, antwortete: „Als wir von dir den Fluch lösten, muss sich wohl alles Übernatürliche gelöst haben.
Was heißt... das du wieder ein Mensch bist.
Also laut meiner Vermutung"

Wie geschockt starrte ich ihm entgegen.
Ich... ein Mensch?
Wenn ich so darüber nachdachte machte es wirklich Sinn, kein Blutdurst seid dem, auch keine große Geschwindigkeit wie ich gemerkt habe, als ich mit Nate trainierte.
Aber war dies wirklich möglich?
„Aber um sicher zu gehen, müssen wir erst ein paar Test machen, das heißt testen, ob du wirklich kein Vampir bist", schaltete sich jetzt Liam ein. Aber für mich war die Sache klar. Ich bin wieder ein Mensch. Einerseits gut, da ich endlich keinen mehr verletzten oder sogar töten muss, um zu überleben, andererseits um hier rauszukommen, wären diese übernatürlichen Kräfte wirklich vorteilhaft.

Außerdem, jetzt wird mir alles klar, kam der Altersprozess der durch die letzten Vampirjahrzehnte unterdrückt wurde, kommt jetzt auf einmal zurück.
Deswegen ging es mir so schlecht!
Aus meiner Starre befreit trat ich erneut ein paar kleine Schritte zurück.
Und obwohl es mir klar war und ich nur von meinem Fluchtplan abzulenken wollte, fragte ich: "Und was für Tests sollen das deiner Meinung nach sein?"
Kurz vor der Tür, aber so das ich sie schnell erreichen konnte, blieb ich stehen.

"Wir probieren alles aus, was ein Vampir kann, und wenn es bei dir nicht klappt, das wissen wir ganz sicher Bescheid", antwortete mir Nate und tat etwas vom Tisch nach vorn.
"Also komm dann bringen wir es hinter uns"
Ein paar Schritte vor dem Tisch, kommt der Blonde zum Stehen und verschränkt mit einem schelmischen Lächeln die Arme vor der Brust.
"Oder soll ich dich holen kommen", fügte er hinzu.
Die Augen verdrehend, gab ich zurück:
"oder ich spazier hier einfach raus und wir lassen das ganze"
"Sei nicht dumm", meinte nun Liam und ging zurück zu seinem Buch, "Du kommst hier nicht raus, also bitte"
Mit einem eigentlich zu selbstsicheren Grinsen auf den Lippen machte ich einen allerletzten Schritt nach hinten.
"Das glaubst aber auch nur du"
So schnell wie mit möglich riskierte ich alles, öffnete die Tür und flutschte blitzschnell durch den Spalt.

Augenblicklich schloss ich ab und stellte einen Stuhl, der neben der Tür stand, darunter.
Eigentlich hätte ich gedacht, dass ich nicht mal durch diese Tür kommen würde, aber ich habe wohl die beiden so überrascht, dass es mit irgendwie zu meinem Vorteil gelungen ist.
Wenige Augenblick später hörte ich lautes Gepolter von der anderen Seite.
Jetzt aber schnell weg hier.

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The lost childDonde viven las historias. Descúbrelo ahora