~Kapitel 31~

1.8K 72 2
                                    

Schlagartig drehten sich die beiden Jungs um.
Sofort versuchten die beiden meine Arme, wortwörtlich, in den Griff zu bekommen.
Doch jedes Mal, wenn diese danach griffen, wich ich soweit es mir möglich war, aus.
Jetzt versuchte der Hybrid mich irgendwie am Kopf zu packen, aber stattdessen streckte ich ihm die Hand entgegen und er flog über den Tisch hinweg auf den Boden.
Triumphierend lächelte ich.

Doch meine kleine Siegesfeier wurde in diesem Augenblick durch Nates weiteren, erfolgreichen Versuch, meine Hände zu fassen, unterbrochen.
Während er mit aller Kraft versuchte mich weiterhin festzuhalten, hielt ich ihm meine Hand entgegen.
Augenblicklich lies der Vampir los, und ging sich die Hände gegen den Kopf drückend auf die Knie.
Diese Magie habe ich lange mit Freya geübt und ich bin innerlich am Freudensprünge machen, da ich es endlich richtig geschafft habe.

Immer noch die Hand auf Nate zeigend, öffnete ich mit meiner linken Hand eine Fußfessel.
Während ich mich an die zweite machte, hörte ich irgendetwas von Nate: „Deine F-Freundin ist ni- ni.. nicht Tod"
Wütend schaute ich ihn an und stand auf, da ich mittlerweile auch die letzte Fessel beseitigte.
„Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen.
Du hast ihr kaltblütig mit deinen Händen das Genick gebrochen!! Also hör auf zu lügen"
Bedrohlich ging ich einen Schritt auf den schmerzerfüllt auf dem Boden knienden Blonden.

Dieser Anblick entlockte mir ein Lächeln.
„Ich lüge.. nicht. Sie ist nicht tot"
Ich senkte meine Hand. Jetzt reicht es mir. Immer diese Lügen.
Jetzt ist ein für alle mal Schluss.
Während der Vampir erschöpft am Boden hockte, drohte ich ihm: „Hör endlich auf zu LÜGEN! Ich habe es doch gesehen! Aber jetzt ist Schluss, ich habe keine Lust mehr auf deine elenden Spiele"
Ich ging ein paar Schritte zurück.
Ich fokussierte mich auf Nate und sagte klar und deutlich: „Incendia!"

Noch im selben Augenblick fing der Pyschopath an zu brennen.
Mit Freunde beobachtete ich, wie Nate mit aller Kraft und allen Mitteln versucht die Flammen, die ihn bedecken, zu löschen, doch nichts hilft.
Gerade als ich mich ans gehen machen wollte, überkam mich ein all zu bekannter Husten.
Sofort löschte sich das Feuer und ich hörte Nate aufatmen, während sich der Boden vor mir durch mein Husten, rot färbte.
Vor lauter Schwindelgefühl stolperte ich ein paar Schritte nach hinten, direkt gegen die Liege.

Direkt wurde ich von hinten an meinem Schultern auf die Liege gezogen.
Immer noch hustend erkannte ich das es Liam war, der gerade ein Buch nahm und es Nate, der sich mittlerweile aufgerichtet hat, zu warf.
Geschmeidig fing er es auf und blätterte darin.
Wieder färbten sich meine Klamotten, durch das gehustete Blut dunkelrot.
Als das Husten langsam nachließ, packte mich ein großes Schwindelgefühl und mit geweiteten Augen lehnte ich mich zurück.

Plötzlich sah ich Liam, um genau zu sein gleich zwei mal.
Er beugte sich über mich, hielt mir eine Schale entgegen und dumpf hörte ich ihn sagen: „Du musst das hier trinken!"
Total überwältigt von der Situation tat ich, was er sagte, und öffnete meinen Mund, damit er mir den Inhalt hinein schützen konnte.
„Hast du ihn? Bist du bereit??", fragte der junge Mann und wendete kurz den Blick von mir.

Genervt von dem Doppelten sehen schloss ich meine Augen.
Nate muss wohl bei was auch immer zugesagt haben, da ich im nächsten Moment eine dickflüssige Flüssigkeit in meinem Mund hatte.
Was mach ich den da? Habe ich gerade wirklich irgendeine Flüssigkeit... nein, keine Unbekannte.
Das ist, wie Nate gesagt hat, das Blut von May und Klaus.
Diese intensive Kombination, die ich schon bei meinem ersten Werwolfbiss getrunken habe, würde ich überall wieder erkennen.
Doch diesmal sind noch ein paar andere Sachen dabei.
Allein deswegen beschloss ich es erst gar nicht zu schlucken, damit es seine Wirkung entfalten kann.

Gerade als ich meine Augen öffnete und das Zeug ausspucken wollte, drückte mich Liam irgendwo unter meinem Kinn, wodurch ich alles auf einmal herunter schluckte.
Kaum passiert, prasselte der Blondschopf irgendwas auf ‚Hexensprache'.
Augenblicklich entzündete sich gefühlt eine Atombombe in meinem Bauch.
Schmerzerfüllt schrie ich mir die Seele aus dem Leib.
Jeder einzelne Muskel in meinem Körper spannte sich zu 100% an.

Während Nate mir keine Beachtung schenkte und sein Zaubersprüchlein weiter wie beim Kinderchor vortrug, schnellte mein Oberkörper automatisch nach vorne.
Diese Feuerwelle breitete sich immer weiter aus.
Jetzt spürte ich diesen nicht auszuhaltenden Druck nicht nur in meinem Bauch, der zu exportieren drohte, sondern auch in beiden Armen und meinen Oberschenkeln.
Nachdem nach wenigen Sekunden auch meine Lunge betroffen war, verstummte ich sofort und ring nach Luft.

Durch starke, zu bekannte Hände, würde ich mach hinten gedrückt, sodass ich dem Druck nur ein bisschen ausweichen konnte, indem ich meine Brust so hoch wie möglich der Decke entgegenstreckte.
Während sich eine Schweißwelle über meine Stirn bahnte, erreichte der Druck so ein hohes Level, dass ich nichts mehr bewegen konnte.
Kein Muskel rührte sich mehr.

Von außen muss es so aussehen als wäre ich tiefen entspannt, doch innerlich ist die Hölle los.
Erst als ich sah das Liam mich beobachtend neben mir stand, bemerkte ich, dass er meine Schultern schon längst losgelassen hat.
Als die Welle meinen Kopf erreichte, schaltete ich völlig ab.
Trotz der Tatsache, dass meine Augen offen waren, konnte ich nichts wahrnehmen.
Auch Nates Stimme, die bis zum Ende zu hören war, verstummte.
Ich spürte nichts als innere Ruhe und Frieden.
Keinen Schmerz, keine Sorgen. Nichts.
Nichts außer die endlose Müdigkeit, die mich im nächsten Moment überwältigte.

————————————31———————————

The lost childWhere stories live. Discover now