~Kapitel 39~

1.4K 45 18
                                    

So schnell wie ich jetzt als Mensch konnte, lief ich den Gang herunter. Mal rechts rum, mal links rum. Je nach Gefühl bog ich in die Gänge des endlos großen Hauses ab, um einen Weg nach draußen zu finden.
Doch scheint irgendwie keinen Ausweg zu geben. Wenn sie mich jetzt nochmal bekommen, dann ist es aus.
Und nachdem ihr kleinen Was-auch-immer-Projekt anscheinend nicht geklappt hat.
Am liebsten, nein nicht am liebsten aber ich weiß nicht, irgendwie würde ich gern zurück gehen und die beiden zur Rede stellen, weshalb sie das alles hier gemacht haben.
Aber dafür ist jetzt keine Zeit, denn ich muss wirklich hier weg.

Nachdem ich verzweifelt gefühlt alle Türen dieses Hauses geöffnet und zu meinem Bedauern festgestellt habe, dass diese mir keine Rettung baten, kam ich in einen langen Gang mit einer vielversprechenden Tür.
Hinter einigen Wänden hörte ich Gerümpel und Gepolter.
Danach hörte ich Nate brüllen: „Du kommst hier nicht weg! Du wirst nie wieder zurück können, das werden wir nicht zulassen, sei dir da gewiss! Und jetzt komm zurück, das ist verdammt nervig!"

Geschockt, wie nah er ist, rannte ich so schnell und so leise zum Ende des Ganges.
„Bitte! Bitte sei die Richtige!", flüsterte ich mir selbst zu, als ich einen Versuch startete, die Tür zu öffnen. Und tatsächlich, die Tür öffnete sich schwungvoll und ich wurde direkt von der Sonne begrüßt.
Schnell hielt ich mir meine Hand als Schutz an meine Augen. Ich kann es nicht glauben!
Ich hab's geschafft endlich draußen!

Lächelnd machte ich einige Schritte ins Freie.
Gierig atmete ich die frische Luft ein.
Nach einigen Augenblicken, in denen sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, nahm ich meine Hand weg und entsetzt musste ich fest stellen, dass ich nicht ganz da war, wo ich sein wollte. Denn ich war auf dem Dach.
Auf dem Dach eines auf jeden Fall dreistöckigen Hauses.
„Echt jetzt?", jammerte ich und näherte mich dem Rand. Keine Treppe war zu sehen.
Super. Danke dafür. Aber gerade als ich mich umdrehen und einen anderen Weg suchen wollte, entdeckte ich eine Feuerwehrleiter.
Weniges etwas.

Mit Bedacht kletterte ich das letzte Stück das mich vor dem Fall auf dem harten Boden rettet, und nun auch mein Leben schütze, um zur Leiter gelangen.
Nach einem kurzen Umsehen wollte ich mich zur Leiter wenden, doch als ich mich zu dieser umdrehte, habe ich unbedacht und so dumm wie ich bin, einen Schritt nach vorne gemacht.
Schreiend fiel ich von der Erhebung.
Mein gesamten Leben zog vor meinen inneren Auge vorbei. Wahrscheinlich ist es für alle besser.Doch plötzlich stoppte ich einfach.
Ich hing einfach so in der Luft.
Was ist den jetzt los?
Überglücklich atmete ich einmal tief aus und ein.

Ich suchte nach der Ursache und mach wenigen Sekunden erkannte ich sie auch schon. Mein Lächeln verschwand, als ich sah wie Liam meine Hand von oben hielt.
„So leicht kommst du nicht davon", meinte er, zog mich mit einem Ruck hoch und schleudert mich über querbeet über das Dach.
Hart kam ich auf dem Boden auf, wobei mir ein Stöhnen entkam. Gerade wollte ich mich wieder aufrappeln, als Nate mich auch schon am Hals hochhob, so hoch, dass meine Füße nicht mehr den Boden berührten.
„Dachtest du könntest so leicht verschwinden, Kleine?"
Um Luft rangelt versuchte ich den Griff zu lösen, aber natürlich hatte ich jetzt mit meiner mickrigen Kraft überhaupt keine Chance.

„B-Bitte", versuchte ich zu sagen, aber es kam jegliche ein stotterndes Keuchen raus.
Nate muss ganz schön sauer sein, oder lässt einfach Dampf raus, denn als seine Vampirzähne herausblickten und sein Gesicht sich übernatürlich änderte, wusste ich jetzt ist es vorbei. Warum auch einen mickrigen Menschen behalten, bei dem ein Ritual oder was auch immer nicht funktioniert hat?
Ich muss unbedingt noch raus finden was das für ein Ritual war.
„Lass sie runter, Nate! Du weißt ganz genau wir brauchen sie noch!!", rief Liam von der anderen Seite des Daches.
Doch Nate hörte nicht, nicht bevor Liam noch mal rief, jetzt viel näher. Mit gefühlter voller Kraft warf er mich auf den Boden, wobei ich mein Handgelenk knacken hörte.
Super, braucht man ja auch nicht oder so.
Den Schmerz weg beißend stand ich langsam auf und versuchte so viel Luft auf einmal in meine Lunge zu pumpen, dass mir kurz schwindlig wurde.
Nate stand aufrecht und baute sich mit verschränkten Armen vor mir auf.
Immer noch nach Luft ringend, stolperte ich nach hinten, direkt gegen Liam, der dieselbe Haltung einnahm.

Schnell schritt ich wieder nach hinten, um in der Mitte der beiden zu sein, während ich vorsichtig mein Handgelenk hielt.
„Und was jetzt? Zerfetzt ihr mich und verschandelt mich irgendwo?", fragte ich die beiden und stellte mich schräg zu beiden, sodass wir ein wunderschönes Dreieck bildeten. Langsam ging die Sonne unter, wodurch es dunkler wurde, was die Situation nicht besser machte.
„Ein Spaß wäre es", antworte Nate mit einem Lächeln und machte ein paar Schritte auf mich zu. Ich wich zurück, stoppte aber relativ schnell als ich an der Wand bei der Tür.angelangt war.
„Naja wir brauchen keinen Menschen für da-„
„Aber sicher wissen wir es nicht, dass sie ein Mensch ist", gab Liam auf Nates Einwurf wieder. Ich ahnte Böses.
„Noch nicht.."
Nate stand ungefähr einen knappen Meter vor mir, was mir keine Ausweichmöglichkeit bot.
Super.

„Also gehen wir die Kriterien eines Vampirs durch:", so hoch wie sein Ego ist auch nur der Mount Everest.
„Das Sonnenlicht. Du bist die ganze Zeit hier herum gehüpft, als die Sonne noch schien und das ohne deinen Tageslichtring"
Sofort fiel mein Blick auf meine Hand und ich trug mein Armband wirklich nicht... wie konnte ich das nicht bemerken?
„Besonders schnell bist du jetzt nicht unterwegs und wärst du so stark wie ein Vampir, hätte sich meine Hand an deinem Hals wenigstens etwas bewegt"
Sieht nicht gut aus.
„Ja das stimmt", las Nate ungefragt meine Gedanken.
„Egal was ihr da labbert, wir müssen es lösen und zwar schnell", mischte sich Liam ein, der genervt zur Tür ging.

„Wir haben noch nicht alles getestet, also kein Stress. Jetzt kommt erst das witzigste"
Mit einem fiesen, arroganten Lächeln musterte er mich. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter, aber das ließ ich mir nicht bieten.
Ich werde es aushalten, egal was, dachte ich, wohlwissend das mich der Vampir hören würde. Doch das machte sein Grinsen nur noch größer.

————————————39———————————

The lost childWhere stories live. Discover now