~Kapitel 50~

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Der blonde Vampir schritt langsam mir entgegen. Nach einigen Schritten blieb er amüsiert stehen und beobachte mich.
"Lang nicht gesehen, Kleine", meine er süffisant, worauf ich nur ein ironisches Lachen abgeben konnte.
"Leider nicht zu lang", antwortete ich arrogant, was ihn zum schmunzeln brachte.
"Nicht so vorlaut. Wir wollen doch nicht das unseren Liam was passiert, nicht wahr?"
Augenblicklich spannte sich jeder meiner Muskeln an.

"Wo ist er?", fragte ich bestimmend, doch Nate lachte nur und kam näher. Beim vorbeigehen pflückte er eine der Wildblumen und reichte sie mir. Widerwillig nahm ich sie an, warf sie aber sofort wieder weg. Verärgert sah ich ihn an. Wie ich diesen Kotzbrocken hasse.
„Sag schon, wo ist er? Oder muss ich dir erstmal die Kehle rausreißen?"
Ich grinste angriffslustig. Als Antwort verdrehte er nur die Augen, kehrte mir den Rücken zu und schlenderte auf den Wald zu.
Nicht so, Freundchen.

Mit voller Geschwindigkeit rannte ich auf ihn zu, doch als ich ihn erreicht hatte war er auf einmal wie Liam zuvor verschwunden.
Verwirrt sah ich mich nach ihm um, wobei ich den Blondschopf am anderen Ende der Lichtung sah. Was ist das für ein kleiner, blöder Zaubertrick?
„Das ist kein kleiner, blöder Zaubertrick meine Liebe", rief er zu mir rüber, „diese kleine Welt ist nur dank der Verbundenheit von Mikael und dir aufrufbar. Und da Mikael gerade mit dem dreckigen Verräter zu tun hat, hatte ich die Ehre dich erneut in den Wahnsinn zu treiben"

Langsam und mit Blick zu mir verbeugte er sich und richtete sich mit seinem typischen Grinsen wieder auf.
„Wenn ihr ihm nur-", fing ich meine Drohung an, wurde aber von Nates verhasste Stimme unterbrochen.
„Ganz ruhig, Catylein. Ist ja nicht so was würden wir ihn töten wollen... Achso, doch.
Naja egal. Du weißt ja wo du uns finden kannst"
Mit einem Zwinkern drehte er sich um, blieb aber stehen und fügte noch ein schnelles:
„Ach ja, und komm allein", hinzu und war dann endgültig verschwunden.
Sobald er weg war, fang alles sich an zu drehen, bis alles schwarz wurde.

Ruckartig wachte ich auf. War das ein Traum?
Doch als ich das Licht einschaltete, sah ich direkt neben meinem Bett eine rote
Blume liegen. Genau genommen, die Blume, die mir Nate gegeben hatte. Also war es kein Traum, also kein richtiger. Was heißt das Liam wirklich in deren Fänge ist. Schnell sprang ich aus dem Bett, zog ich mich blitzschnell um und sammelte mein Kram zusammen. Dabei fiel mein Blick kurz auf die Uhr und auf das daneben liegend Kuvert. Es war noch immer Mitten in der Nacht. Sollte ich die anderen wecken? Es wäre wahrscheinlich um einiges sinnvoller, aber sie würden mir das nur ausreden. Außerdem sagt Nate alleine kommen, und ich will nicht wissen, was er tut, wenn ich es nicht machen würde.
Also nahm ich mein Zeug, ließ eine kleine Nachricht auf meinem Bett liegen, und machte mich auf dem Weg, während alles draußen noch dunkel war.

Schnell versteckte ich meinen Kram hinter einem Baum und lief zur Lichtung.
Ich verschmolz mit der Umgebung am Rande der Lichtung und beobachtete die Lichtung.
Niemand war zu sehen.
Doch das heißt ja nicht das niemand da ist.
Schnell hob ich einen Stein vom Boden auf und umschloss ihn mir meinen Händen. Gedanklich übertrug ich etwas Magie auf den Stein. Danach warf ich den Stein auf die Lichtung. Sofort offenbarte sich die wahre Lichtung. Fackeln waren als Begrenzung der Lichtung aufgestellt worden, an welchen starke Männer Wache hielten. In der Mitte konnte man Liam gefesselt und bewusstlos am Boden liegen sehen, während Nate und Mikael neben ihn standen. Beide sahen in meine Richtung. Nate lächelte, während er den geworfenen Stein mit einer Hand fing.
"Nicht schlecht, du hast wirklich einiges drauf", kommentierte Nate.
"Ganz ihre Mutter", meinte Mikael.
Was? Meine Mutter?

Nicht ohne mich nochmal umzusehen, trat ich aus dem Schatten heraus. Auch die Blicke der restlichen Männer fielen unangenehm auf mich, jedoch hielten sie sich immer noch am Rande der Lichtung auf. Gar nicht gruselig oder so. Immer noch angespannt und mit Bedacht schritt ich auf die beiden zu.
"Was weißt du über meine Mutter?"
Doch als Antwort bekam ich nur ein gelangweiltes Augenrollen von Nate.
"Mehr als du, wie es aussieht"

Mikaels Grinsen ist ja fast schon so unerträglich wie das von Nate.
"Woher kennst du sie?"
"Lange Geschichte, für ein anderes Mal", antwortete Mikael. Zornig trat ich noch näher zu ihnen, blieb aber noch mit Sicherheitsabstand vor den beiden stehen.
"Es wird kein nächstes Mal geben, Mikael.
Glaubst du denn du kannst dich einfach mit mir und meiner Familie anlegen und davon kommen? Da hast du nämlich falsch gedacht!"
Ich ließ mein Vampirgesicht erscheinen.
Schnell streckte ich die Hände aus und ließ die beiden zu Boden gehen.

Augenblicklich lief ich auf Liam zu, doch als ich ihn berührte löste er sich in Luft aus. Wütend drehte ich mich um.
"Wo zum Teufel ist er?"
Aber Nate lachte nur, vor Schmerzen immer noch auf seinen Knien. Wie aus dem Nichts durchbohrte mich ein Ast, wodurch ich sofort Nate's Position einnahm. Vorsichtig versuchte ich den Ast aus meinem Bauch zu ziehen, jedoch hielt mich Mikael auf, indem er den Ast festhielt. Vor mir ging er in die Knie und sah mir in die Augen.
"Armes kleines Ding. Du musst unterscheiden, zwischen der Realität und Illusion"
Erhaben lächelte er mich an und legte behutsam seine Hand auf meine Wange, als er meinte: "Zu schade so etwas wertvolles aufgeben zu müssen, nur weil es mit meiner Familie und diesem abscheulichen Bastard zusammen arbeitet"
So wie er über Klaus redet dreht sich mein Magen um, der immer noch unter hölzernen Schmerzen steht.

Schnell zog ich meine Wange aus der Hand des Urvampirs, worauf er nur laut ausatmete.
"Aber du wirst einen genauso guten Zweck vollbringen, wie Celeste"
Verwirrt sah ich ihn an, als er langsam seine Hand weg nahm.
"Wer ist Cel-Celeste?"
Amüsiert sah er mich an.
"Traurig, dass du nicht mal ihren Namen kennst. Immerhin war sie die mächtigste Hexe des French Quarter. Und als deine Mutter hat sie auch viel vollbracht"
Schockiert sah ich ihn an.

Celeste? Warte.. die Celeste! Meine Mutter?
Woher weiß er das und weiß er dann auch wer mein Vater ist?
"Natürlich wissen wir es. Ironisch wie wenig du über dich selbst weißt", meldete sich Nate hinter mir.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Mikael seine Hand unter mein Kinn legte und mir tief in die Augen.
"Und jetzt, wirst du mit genau zuhören"

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The lost childWhere stories live. Discover now