~Kapitel 28~

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Die beiden standen immer noch in der Tür, als ich mühsam meinem Oberkörper aufrichtete.
Nachdem ich mir einen kurzen Überblick über das Zimmer in dem ich mich befinde verschaffen habe, schloss ich kurzzeitig die Augen.
Du schaffst das! Egal was passiert ist oder passieren wird. Du bist stark! Du kannst das, zeig es Ihnen.
Selbstbewusst öffnete ich meine beiden
Augen wieder.
Währenddessen scheint der unbekannte Junge gegangen zu sein und Nate ins Zimmer gekommen zu sein, denn ich erkannte ihn sofort an der gegenüberliegenden Wand lehnend.

Natürlich mit seinem arroganten Lächeln.
„Guten Morgen, Sonnenschein", begrüßte er mich und verschränkte die Arme.
Durch das schwarze T-shirt, das er trug, und die schwarze Jeans, brachte er seine blonden Haare wunderbar zur Geltung.
Warum ist er nur so ein mieser Psychopath?
Schweigend schaute ich ihn grimmig an.
Ich hatte keinen Elan ein sinnloses Gespräch mit ihm zu führen.
Stattdessen warf ich die dünne Decke, die immer noch über meinen Füßen lag, an die untere Bettkante und ließ meine Beine auf dem Bett hängen.
Ich trug immer noch meine lange schwarze Jeans und mein dreckiges, hellblaues T-Shirt von gestern.
Wenigsten haben sie nichts groß an mir gemacht. Bisher.

Ein kurzer Blick auf dem Fenster an der Wand neben mir zeigte mir, dass es ungefähr 07:00 Uhr sein müsste, denn die Sonne
stand noch tief.
Vorsichtig setzte ich meine Füße am Boden ab und stellte mich hin.
Nach einem kurzen Nachgeben von meinen Füßen, ging ich ein paar Schritte, am Bett festhaltend, in Richtung des Fensters, das ca. 5 Meter entfernt war.
Dieser schaute sich vergnügt die Show an.
„Wacklig unterwegs, Prinzessin?"

Diesmal ignorierte ich Nate komplett und führte meinen Geh-Versuch einfach fort.
Langsam setzte ich meine Füße weiter in Richtung der Fensterwand, mich immer noch am Bett festkrallend, da ich noch nicht komplett mein Gleichgewicht gefunden habe.
Was ist nur los?
Vorsichtig ließ ich das Bett los und erstaunlicherweise schaffte ich es bis zum Fenster, wahrscheinlich sah ich dabei aus, wie ein kleines Kind das Laufen lernte, aber das war mir egal.
Aus dem Fenster sehend stellte ich fest, dass ich mich im 2. Stock eines relativ neu aussehenden Hauses befand.
Das Haus stand direkt neben einer belebten Straße, wie ich an den vorbeifahrenden Autos erkannte.

Langsam wendete ich den Blick von dem Fenster.
Nate ist in der Zeit zum Bett gegangen und lehnte sich, mit einer Hand darauf stützend, an die Bettkante.
Ich schlenderte ein paar Schritte nach vorne, weg von dem Fenster in Richtung Nate.
Ich muss hier weg. Und ich habe schon eine Idee wie.
Die Tatsache, das ich langsam mein Gleichgewicht wieder fand, half mir, meinen Plan noch besser umzusetzen.

„Na, was ist los, Süße? Zu viel Eisenkrautintus?", fragte Nate gespielt mitleidig, während er sich aufrecht hinstellte und die Arme vor der Brust verschränkte.
„Wo bin ich?", fragte ich in einem befehlerischen Ton, stellte mich standfest hin und warf ihn einen scharfen Blick zu.
Er jedoch entgegnete nur „Unwichtig" und verringerte den Abstand zwischen uns, sodass nur noch wenige Zentimeter und trennten.
„Was wollt ihr?"
Ich behielt meine Schlagfertigkeit.
„Unwichtig", meinte er und grinste mir entgegen.
Er weiß genau, dass ich diese Spielchen hasse.

„Warum bin ich dann hier, wenn alles so unwichtig ist?"
Ich ging langsam auf Abstand, jedoch ohne den Blick von ihm zu wenden oder meine Aggression wegen dieses Spielchens zu zeigen.
Langsam schlenderte ich ein bisschen zur Seite, sodass ich jetzt direkt vor der Tür stand, auch wenn sie noch wenige Meter entfernt war und ich mit dem Rücken zu ihr stand.
„Du bist ganz schön neugierig, Kleine. Deine Fragen bringen dich noch in Schwierigkeiten", wieder grinste er mir überlegen entgegen.
Jetzt drehte auch er sich zu mir, um den von ihm gebrochenen Augenkontakt wieder herzustellen.

„Ich weiß", antwortete ich lediglich und warf ihm einen desinteressierten Blick zu.
„Aber die Fragen sind nicht nur aus Neugier", warf ich in den Raum und warf ihm einen arroganten Blick zu.
Kurzzeitig verwirrt schaute er mich an.
Blitzschnell drehte ich mich um und lief mit der schnellsten Geschwindigkeit, die ich aufbringen konnte, dem Eisenkraut sei dank.
Gerade als ich die Tür überquerte, lief ich gegen etwas. Besser gesagt jemanden.
Nachdem Zusammenstoß mit meinem Lieblingsvampir, schaute ich ihn geschockt an.
Warum nur? Warum ich? Warum erst jetzt?
Was will er nur oder besser wollen die nur von mir?

„Nette Idee, aber leider zu langsam"
Lächelnd baute er sich vor mich auf und drängte mich dadurch wieder in das Zimmer.
Jetzt wissen wir beide sicher, dass er mir überlegen ist.
Ohne seinem Blick von mir zu wenden, schloss er die Tür hinter sich, während ich unwissend, was ich jetzt tun sollte, meinen Weg rückwärts in die Mitte des Zimmers fortsetzte.
Kurz erschrocken, als ich die Bettkante erreichte, zuckte ich zusammen.
Ganz ruhig! Du bist stark! Du kannst das!!
Da ist wohl jemand nicht mehr so selbstsicher"
Völlig überrascht und geschockt, dass der Blonde jetzt plötzlich neben mir steht, zuckte ich noch heftiger zusammen und drehte mich automatisch mit meinem Körper zu ihm.

Er und sein bescheuertes Grinsen!
Schnell schüttelte ich all meine Gedanken bei Seite und setzte wieder mein selbstsicheren und etwas wütenden Blick auf.
Darauf reagierend machte er ein paar Schritte auf mich zu, denen ich sofort auswich ohne meinen Gesichtsausdruck zu verändern.
„Das hättest du wohl gern!", gab ich zurück.
Ich schritt immer weiter zurück, obwohl der Abstand zwischen uns schon mehrere Meter betrug.
Ich wollte einfach so weit wie möglich von diesem gut gebauten Psychopathen weg.
An der Wand angekommen, wünschte ich mir, das ich im Boden versinken könnte.
Wie bin ich hier nur rein geraten? Es hat alles mit einer einfachen Frage angefangen...

„Da sagt dein Herzschlag aber was anderes"
Er hatte recht. Mein Herz spielte in diesem Moment verrückt. Das wurde auch nicht besser, als er langsam Schritt für Schritt auf mich zu schlenderte.
Unsicher rutschte ich an der Wand entlang nach links in Richtung Tür.
Doch kaum das ich drei Schritte zur Seite gegangen, stand auch schon Nate ungefähr einen Meter vor mir.
Sofort tritt ich den Rückzug an und ging wieder nach hinten.

Doch auch diesen Weg versperrte er.
„Wo willst du denn hin? Du willst doch nicht etwa weg von mir? Das wäre sehr enttäuschend"
Er spielte ein trauriges Gesicht vor, dass sich aber augenblicklich in das Ich-bin-so-toll-und-stark-und-du-nicht-Nate-Grinsen verwandelte.
Wie ich das doch hasste.

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The lost childWhere stories live. Discover now