~Kapitel 26~

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„Wo bin ich?", fragte ich und öffnete meine schweren Augen.
Immer noch sah ich alles verschwommen und meine Haut schmerzte auch immer noch.
Ich bemerkte, dass ich auf einer Couch lag. Ich versuchte mich aufzurichten. Vergeblich.
Das einzige was ich erkennen konnte, war das Tageslicht, das in den Raum schien.
Sonnenlicht.
Wer auch immer hier ist kann kein Vampir ohne Sonnenlichtschutzring sein.
Und die meisten Vampire haben keine Hexe, die ihnen so einen Lichtschutz macht.
Keine Hexe... 

Ich versuchte noch mehr zu erkennen.
Ein Mann und eine Frau standen an einem Tisch etwas weiter von mir entfernt und redeten.
Bemüht versuchte ich zu verstehen, was sie sagen, aber die Schmerzen vereiteln den Versuch.
Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem Rücken.
Er ist so stark, dass ich nicht mehr atmen kann.
Nach Luft ringend schlug ich mit den Armen um mich.
Das merkten die beiden an dem Tisch wohl, denn der Mann sagt zu Frau, sie solle schneller machen und lief die paar Meter zu mir rüber.

Schlagartig sprang ich auf. Ich spürte nichts  außer dem unbeschreiblichen Stechen, das sich so anfühlt, als würde mit jemand von hinten den Rücken aufreißen. Ich taumelte ein paar Schritte nach vorne.
Auch wenn dieser Schmerz unerträglich ist und ich mit aller Kraft versuche, langsam und ruhig zu atmen, hat dieser jedoch einen Vorteil.
Ich kann wieder normal sehen.
Doch dies verwandelte sich augenblicklich in einen Nachteil, als ich in Nates Gesicht sah.
Augenblicklich schwankte ich nach hinten und fiel beinahe über meine eigenen Füße.
Immer noch nach Luft schnappend schaute ich wieder zu Nate.

Der mit ausgestreckten Armen einen Schritt auf mich zu machte.
Automatisch wich ich nach hinten aus und fiel wieder auf die Couch.
Die Frau, die ich vorhin nur unscharf erkannte, befahl: „ich bin fertig! Haltet sie fest"
Diese Stimme kenn ich doch.
Und jetzt sah ich sie auch, als sie mit einer Steinschale und einer Pipette zu mir rüber lief.
Ich versuchte ihren Namen auszusprechen, doch es kam nicht raus.
„C-Cate??", stotterte sie.
„Du kennst sie, Alexa?"
„Sie, sie ist meine Freundin"
Verstehend nickte der Blondhaarige während er um die Couch ging und meine beiden Arme an die Couch presste.

Jetzt bekam ich keine Luft mehr.
Al scheint es bemerkt zu haben, denn sie schüttelte einmal schnell den Kopf und saugte eine durchsichtige Flüssigkeit in die Pipette.
Ich, an die Couch gepresst, und keine Luft bekommend, war viel zu verwirrt und schwach, um mich Nate zu widersetzten.
Auch als Al einen Schritt nach vorne machte und mir den Pipetteninhalt in den Mund spritzte und irgendwas unverständliches sagte, machte ich nichts.
Kurzzeitig drehte sich alles um mich und ich spürte ich wie Nate seine Hände von mir löste.
Auf einmal verschwanden auch die Schmerzen.
Als sich langsam alles aufhörte zu drehen, blinzelte ich ein paar Mal.
Mein Blick wanderte zum Boden.

Ich konnte wieder normal atmen. Alle Schmerzen sind wie verflogen.
Und sah zu Al auf, die nervös vor mir stand.
Und dann realisierte ich es erst... Al ist eine Hexe.
Das war mir zu viel... wie kann Al eine Hexe sein, dazu noch eine von diesen...
Und, und was hat sie mir gegeben? Was warum das überhaupt für Schmerzen?
Zu viele Fragen gingen mir durch den Kopf.
Mittlerweile brach der Abend an, was ich an dem Licht, das durch die Tür schien, sah.
Eine Tür...Eine unbewachte Tür!
Ohne mit der Wimper zu zucken, rannte ich mit voller Geschwindigkeit zur Tür.
„Du willst uns doch noch nicht verlassen oder?"

Ich zögerte. Ich könnte einfach die Tür öffnen und verschwinden. Einfach weglaufen.
Doch ich bin kein Feigling, deshalb drehte ich mich langsam zu dem Vampir um.
Erschrocken sah ich mich um.
Hinter der Couch lagen Hexen mit aufgeschlitzten Kehlen und blutigen Wunden.
Doch das war nicht mal das Schlimmste, denn als mein Blick zu Nate wanderte, müsste ich feststellen, dass der Psychopath Al an ihrem Nacken hielt und auffordernd zu mir lächelte.
Augenblicklich verfinsterte sich mein Gesicht. Meine wütendes Ich kam zu Vorschein.
„Lass. Sie. Gehen!"
„Warum sollte ich?", meinte er humorvoll und lächelte.

Bereit für den Kampf ging ich ein paar Schritte auf sie zu.
„oh süße, glaubst du wirklich, du machst wir Angst?"
„Das werden wir sehen.."
Doch gerade als ich auf ihn loslaufen wollte, sagte er: „komm noch einen Schritt näher und sie ist so tot wie ihre Hexenfreunde"
Jetzt überkam mich Angst.
Was soll ich tun? Ich kann sie nicht verlieren.
Automatisch verschwand mein Vampirgesicht, doch ich zeigte keine Spur von Angst, denn ich starrte Nate weiterhin böse an.
Doch als er ihr mit seiner freien Hand an die Kehle fasste, überkam mich die Angst. Ich sah Al in die mit Wasser gefüllten Augen. Ich konnte sie nicht verlieren.

„Was willst du? Was willst du nur von mir?"
Immer noch mit seiner Hand an ihrer Kehle, antwortete er: „Siehst du das Fläschchen mit der durchsichtigen Flüssigkeit neben der Schale?"
Mit etwas Wasser in den Augen und völliger Verzweiflung sah ich zu Tisch und erkannte es sofort. Eisenkraut.
Ich schaute wieder zu Nate, der unverändert da stand.
„Trink es. Trink es ganz leer"
Wieder betrachtete ich das Gläschen. Ich habe in den letzten Monaten immer wieder ein paar Tropfen davon genommen. Deswegen würde wahrscheinlich nicht außer Gefecht sein, jedoch sehr geschwächt werden.
„Tu es oder die Kleine stirbt!", drohte er, während mein Blick auf dem Eisenkraut verharrte.

„Nein! Tu es nicht! Bitte, ich komm schon klar"
Ich schaute zu Alexa, die ganz und gar nicht klar kam.
Schritt für Schritt ging ich zum Tisch rüber.
Bis ich vor dem Tisch stand. Wieder sah ich zu den beiden, vor den ganzen Leichen.
„Nei-.."
„Ruhe"
Nate fasste Al jetzt so fest an den Hals, sodass sie merklich keine Luft mehr bekam.
Ich nahm das flüssige Kraut in die Hand.
„Lass sie erst gehen"
„Ladys first"

„Woher soll ich wissen, dass du sie nicht augenblicklich tötest, sobald ich das Eisenkraut getrunken habe?"
„Zu hast keine Wahl..", meinte er und schenkte mir einen hochnäsigen Blick.
Und er hatte recht. Was auch immer es kostet, ich würde meine Freunde immer beschützen.
Und ohne weiteres, öffnete ich die Flasche und kippte mir den schmerzhaften Inhalt in den Mund.

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The lost childWhere stories live. Discover now