~Kapitel 27~

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Kurz bin ich dankbar darüber, dass so etwas, auch wenn es nicht nötig ist, immer am Wochenende passiert und ich nicht wieder ein paar Tage an der Uni verpasse.
„Jetzt lass sie los", forderte ich.
Bisher bemerkte ich nicht viel von dem Eisenkraut, nur einen unangenehmen Geschmack im Mund.
Das liegt wohl daran, dass ich immer wieder ein bisschen getrunken habe.
„Noch nicht..."
„Du hast gesagt..d-du lässt sie los.."
Jetzt entfaltete das Eisenkraut langsam seine Wirkung.
Stechende Kopfschmerzen breiteten sich aus und auch meine Gleichgewichtssinn wurde geschwächt.

Schnell stützte ich mich an dem Tisch ab und taumelte zur Kante des Tisches die näher an den beiden ist.
„L-Lass sie..." Ich wurde von meinen Kopfschmerzen unterbrochen.
Das ist ja nicht auszuhalten!
Ich sank zu Boden und stützte meinen Kopf in meine Hände.
„Bitte.. lass s-sie einfach gehen... du du brauchst sie nicht.."
Warum macht er nicht einfach das, was er machen will?
Entweder will er sicherstellen das ich angreifbar bin und fast regungslos am Boden liege, oder... er will das ich noch zu schaue..
Trotz der Schmerzen richtete ich mich erstaublich schnell auf und schaute zu Nate, der mir finster zu lächelte.
Und jetzt bestätigte sich meine Vermutung.
„Du kluges Mädchen.."
Knack.

Das-Das kann jetzt nicht
wirklich passiert sein..
Ich musste dabei zu sehen, wie Al lebloser Körper zu Boden fällt.
„NEIN!!!", versuchte ich zu schreien, aber es kam nur ein leises Flüstern raus.
Als ich zu ihr gehen wollte, fiel ich voller Erschöpfung mit meiner rechten
Seite auf den Boden.
Langsam wurde alles verschwommen, und nicht nur wegen den ganzen Tränen, die mein Gesicht herunter kullerten.
Vorsichtig wendete ich meinen Blick zu ihrem  Gesicht und legte mich dann auf den Rücken.
Nate beobachtete das Spektakel voller Freude und machte langsame Schritte auf mich zu.
„W-Waru-um ..?", frage ich so laut ich konnte.
„Das wirst du noch schnell genug erfahren, außerdem macht es Spaß", antwortete er mit seinem Psycholächeln und ging neben mir in die Hocke.
Ich schaute noch einmal um mich, um nach etwas zu suchen, mit dem ich ihn verletzten kann.

Da!
Ungefähr einen Schritt entfernt liegt ein größerer Holzsplitter.
„Denk nicht mal dran"
Mist! Er kann ja aus irgendeinem Grund Gedanken lesen...
Trotz seiner Warnung und der Tatsache das ich ihm mit dem Eisenkraut in meinem Kreislauf unterlegen bin, sammelte ich meine letzte Kraft, drehte mich zurück auf die Seite und versuchte zu dem Holzstück zu gelangen.
Gleich hab ich ihn!
Doch kaum berühre ich den Splitter mit meinen Fingerspitzen, steht der Psychopath auch schon vor meiner Hand und schubst den Splitter weg.
„Ah, ah, ahh"
Jetzt drehte sich auch noch alles, aber es war mir egal. Alles war mir egal. Egal was jetzt passiert, egal was er will, egal was mit den anderen ist... die anderen... was wohl aus den Mikaelsons geworden ist?

Was ist den jetzt los?
Langsam drehte ich meinen Kopf in die andere Richtung.
Nate muss mich hochgehoben haben, denn ich spürte seine Hände an meinen Kniekehlen und an meinem Rücken.
Da es eh egal war, was jetzt passiert, legte ich meine Hände um ihn, um nicht herunter zufallen und lehnte meinen Kopf an seine Brust.
Verwirrt sah er zu mir herunter, beschleunigte seine Schritte und trug mich in die Nacht.

Nach einer gewissen Zeit schloss ich die Augen, da ich eh nicht viel bei dem Eisenkrautintus und Nates Geschwindigkeit erkennen konnte.
Dafür konzentrierte ich mich um so mehr um das Hören.
Ich hörte einen Bach oder einen Fluss fließen hören. Das Plätschern ließ mich für kurze Zeit alles was passiert ist vergessen.
Doch das ‚Gescheppere' einer Turmuhr riss mich in die Realität zurück.
Meine Freundin wurde getötet, getötet von einem Irren, der mich in diesem Moment irgendwo hinschleppt ohne das ich dagegen etwas tun kann.
Meine Freunde, die mit sehr ans Herz gewachsen sind, die Mikaelson, liegen vielleicht immer noch bewusstlos ohne Schutz in einer Kirche, während ihre Geschwister herum irren.

Ich wurde abgelegt.
Es scheint ein Bett zu sein, denn die Matratze federte die etwas unsanfte Landung auf ihr ab.
Ohne es zu wollen, öffneten sich meine Augen einen Spalt, jedoch sah ich alles nur verschwommen.
Ich drehte mich in Richtung der Tür, aus der wir kamen.
Verzerrt sah ich eine Person in der Tür des Zimmers stehen, indem das Bett steht.
Anhand der nicht ganz klar zu erkennenden Haltung der Person, die mit verschränkten Armen an dem Türrahmen lehnte, schätzte ich das es ein junger Mann war.

Sein Blick war, soweit ich es erkannte, auf mich gerichtet.
Gerade ging Nate von meinem Bett aus auf den Jungen zu, flüsterte ihm etwas zu, und verschwand dann hinter dem Unbekannten.
Dieser stand noch in der Tür und wendete, nach einem kurzen Blick auf Nate, seinen Blick wieder auf mich.
Seinem Blick ausweichend, drehte ich meinen Kopf zur Decke und schloss meine müden Augen.

Ich blinzelte.
Helles Tageslicht schien mir ins Gesicht.
Meinen Blick zur Seite wendend, um den Strahlen der ins Zimmer scheinenden Sonne auszuweichen, beobachtete ich, wie eine Frau mit schwarzem Kleid, weißer darüber liegender Schürze und langen blonden Haaren, mir einen Schlauch mit einer kleinen Nadel vorne dran aus dem Blutabnahmebereich des Ellenbogens zog.

Als sie sah, dass ich langsam die Augen öffnete, lächelte sie mir zu, nahm den Schlauch und das dazu gehörige zugefügte, flüssige Zeug und rollte es aus dem Zimmer.
Als sie die Tür öffnete, sah ich einen jungen Mann mit Nate dahinter stehen.
Sie redeten, bis ihr Blick auf mich wanderte.
Was ist da los? Wer ist dieser Typ?
Und wo bin ich eigentlich.
Jetzt realisierte ich es erst. Ich bin da wo sie mich haben wollen. Ich weiß nicht wer, ich weiß nicht wo und alle Hoffnung scheint völlig erlischt zu sein.

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The lost childWhere stories live. Discover now