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Außer Atem ließ sich Marco auf das Bett neben Mario fallen. Seine Brust hebte und senkte sich, aber auch Marios Atem ging unregelmäßig schnell.

Marco atmete einmal tief durch und fuhr sich durch sein verschwitzten Haar, ehe er die Augen schloss.

"Okay. Ich werd jetzt den Rasen mähen gehen", verkündete Mario neben ihm und setzte sich auf.

"Rasen mähen?", fragte Marco nur verwirrt und sah zu seinem Freund.

"Ja, genau. Das Gras ist schon wieder so hoch gewachsen. Der Ball rollt kaum drauf", erklärte Mario und griff nach seiner Boxershorts.

Marco öffnete daraufhin wieder die Augen und sah dabei zu, wie Mario sich gerade seine schwarzen Pants über den Hintern zog.

"Muss das denn gerade jetzt sein?", fragte er schließlich und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Er wollte diesen ruhigen Moment eigentlich noch  etwas genießen.

"Ja, muss es. Ich muss trainieren", äußerte der Brünette und zog sich sein T-Shirt über den Kopf.

"Du bist immer am trainieren. Sobald das Training vorbei ist und wir zuhause sind, fängst du wieder an zu trainieren. Du übertreibst es langsam Mario."

"Es gibt nunmal Leute, die es nicht so einfach haben wie du Marco. Spieler, die um ihren Platz im Team kämpfen müssen. Aber was weißt du schon davon? Du bist der Kapitän des Vereins. Du bist das alleinige Aushängeschild des BVB und der Trainerliebling. Natürlich hast du deinen Stammplatz. Egal wie oft oder lange du fehlst. Wenn du wieder auf den Platz zurückkehrst, hast du die Garantie spielen zu dürfen. Dieses Glück hat nicht jeder Marco. Ich muss mir meinen Platz verdienen", entgegnete Mario mit zusammengeschobenen Augenbrauen.

Marco sah daraufhin wieder zu seinem Freund, der so ganz ohne Hose nicht wirklich ernstzunehmen war.

"Das war eine wirklich schöne Rede. Sie hätte mich allerdings noch mehr überzeugt, wenn du dabei eine Hose angehabt hättest", entgegnete er lachend und ließ sich wieder in sein Federkissen fallen.

Mario hingegen schob seine Augenbrauen noch mehr zusammen und griff nach seiner Trainingshose auf dem Boden.

Er war es so satt, dass Marco immer alles vor die Füße gelegt bekam. Natürlich nicht wortwörtlich, aber er wurde doch anders behandelt als manch anderer Spieler. Mario war durchaus bewusst, dass Marco sich diese Anerkennung über Jahre hart erarbeitet hatte, aber es erschien ihm in diesem Moment einfach so unfair.

Marco war vom ersten Tag seiner Rückkehr zum BVB an behandelt worden wie ein König. Mario konnte es verstehen. Er brachte eine Menge mit sich und das Überwiegende davon war Talent auf dem Platz. Er unterhielt seine Mitspieler, sorgte immer für gute Musik und Laune und brachte die Leistung, die von ihm verlangt wurde. Bereits nach seiner ersten Saison zurück beim BVB war Marco so das Aushängeschild des Vereins geworden und das hatte sich über die Jahre nur weiter verfestigt. Die logische Konsequenz daraufhin war, dass er in der nahen Zukunft wohl Kapitän der Mannschaft werden würde, schließlich war er als Dortmunder Urgestein die Definition des Vereins. Als Schmelle dann seinen Rücktritt als Kapitän im Sommer 2018 verkündet hatte, war allen klar gewesen, dass nur Marco dieses Amt übernehmen würde.

Es gab jedoch auch durchaus Momente in denen Marco nicht als Star des Teams im Mittelpunkt stand. Er hatte unendlich viele und lange Verletzungen in seiner Karriere durchlitten. Darunter auch welche, die ihm den ein oder anderen Titel gekostet hatten. Es war nicht immer leicht gewesen. Doch wann immer Marco zurückgekommen war, war es klar gewesen, dass er seinen Stammplatz hatte. Man konnte einen Marco Reus einfach nicht nicht spielen lassen.

Genervt verließ Mario den Raum und zog sich auf dem Weg zur Garage seine Trainingshose über. Er hatte wirklich keine Zeit mit Marco weiter zu diskutieren. Er musste trainieren.

In der Garage bereitete er schließlich den Rasentraktor vor und steuerte das Fahrzeug schließlich auf die große Grasfläche in Marcos Garten.

Als sein Freund dieses Haus hatte bauen lassen, hatte er neben einer Schaukel und sogar einem Baumhaus für Nico einen kleinen Fußballplatz mit zwei Toren errichten lassen.

Es dauerte eine halbe Stunde bis Mario die Fläche gemäht hatte und den Rasentraktor zurück in die Garage fuhr. Er schnappte sich noch einen Ball und kleine Hütchen aus dem Stauraum, ehe er wieder zu den kleinen Platz lief und begann zu trainieren. Er musste noch besser werden. Er musste endlich wieder Werbung für sich machen und sich für den Trainer empfehlen.

Er war bereits eine gute Stunde am trainieren als Marco das Glas der Terrassentür zur Seite schob und sich in den Rahmen lehnte. Er sah eine Weile dabei zu wie Mario den Rasen auf und ab sprintete. Seine Brust hebte und senkte sich dabei bereits schnell. Marco konnte ihn bis zur Terrassentür schnaufen hören.

"Mario! Mach ne Pause! Ich hab Spaghetti gekocht! Du musst was essen, komm!", rief er seinem Freund zu und der Brünette sah zu ihm auf.

Noch immer nicht wirklich zufrieden mit sich selbst atmete Mario einmal tief durch und ging dann auf Marco zu. Dieser drückte sich vom Rahmen der Tür ab und nahm seinen Freund mit einer Umarmung in Empfang.

"Du weißt, dass du so oder so ein unglaublicher Fußballer bist. Training oder kein Training. Du bist nachwievor wichtig für das Team, auch wenn es momentan nicht so scheint. Noch wichtiger bist du allerdings für mich", versuchte Marco auf seinen Freund einzureden und löste sich so weit, dass er Mario anschauen konnte, "ich liebe dich Mario. Genauso wie du bist."

Mario konnte daraufhin ein kurzes Lächeln nicht verhindern und lehnte sich schließlich zu seinem Freund vor um ihn zu küssen.

Marco mochte manchmal vielleicht wirklich anstrengend sein, aber Mario liebte ihn trotzdem. Mit ihm an seiner Seite würde er schon wieder auf seinen Weg finden.

"Und jetzt lass uns essen. Ich hab Hunger", entgegnete der Blonde nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten und zog Mario hinter sich zurück ins Haus um seinen grummelnden Magen zu füllen.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt