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Nervös knetete Mario seine Hände als er die Empfangshalle des Krankenhauses betrat und auf die Rezeptionistin zuging.

Er war jetzt nur noch wenige Minuten davon entfernt seine Tochter das erste Mal sehen zu dürfen. Sie halten zu dürfen und ihre zarte, glucksende Stimme zu hören. Das er voller Vorfreude war, war eigentlich schon untertrieben.

"Entschuldigen Sie-", sprach er die Frau an der Rezeption an, wurde aber sofort unterbrochen.

"Herr Reus und Frau Gartmann sind im vierten Stockwerk in Zimmer 219", entgegnete die Frau und sah erst nach ihren Worten zu Mario mit einem freundlichen Lächeln auf.

"Danke", war alles was dieser etwas wortkarg hervorbringen konnte, ehe er die Frau dankend anlächelte und sich anschließend von ihr abwandte, um besagtes Zimmer zu suchen.

Offensichtlich hatten Marco und Scarlett die Dame an der Rezeption schon darüber benachrichtigt, dass er, sobald das Spiel vorbei war, nachkommen würde.

"Herzlichen Glückwunsch nochmal Herr Götze", rief die Frau ihm noch nach und ließ die Worte so offen stehen.

Mario selbst wusste jedoch genau, dass sie damit nicht den Heimsieg von vor gut zwei Stunden ansprach. Sie hatte ihm definitiv zu seiner Tochter beglückwünscht, was Mario schließlich nur breit grinsen ließ.

Es dauerte eine Weile bis er den genannten Raum gefunden hatte und er stand auch noch einen Augenblick vor der weißen Tür, bis er sich schließlich durchrang tief durchzuatmen und gegen das Holz zu klopfen.

Von drinnen bekam er jedoch zunächst keine Antwort. Stattdessen öffnete sich einen Augenblick später vorsichtig die Tür und Marco sah ihn mit glasigen Augen an.

Als Mario das sah, konnte er schließlich nicht mehr an sich halten. Er fiel Marco um den Hals, der rückwärts zurück in den Raum torkelte und die Tür dabei wieder leise schloß.

Ganz fest umschloss Mario seinen Freund und schloss dabei die Augen.

"Wir sind Väter", murmelte er an Marcos Hals und hatte nun auch langsam mit den Tränen zu kämpfen.

"Mario, sie ist so wunderschön", presste Marco nur hervor, während er Mario ebenfalls fest an sich drückte, "sie ist so wunderschön und sie ist unsere Prinzessin."

Gerührt löste sich Mario von dem Blonden um ihn anzusehen und anschließend innig zu küssen.

Das alles war gerade einfach der glücklichste Moment seines Lebens. Marco und er hatten eine Tochter bekommen. Eine kleine Prinzessin, die ihr Glück perfekt machte!

Vor einem guten halben Jahr hatte er noch kaum mit der Vorstellung leben können, dass Marco ein Kind mit Scarlett auf die Welt bringen würde, doch inzwischen hatte er eingesehen, dass es nicht nur ihre Tochter war. Es war auch seine Tochter. Auch wenn sie vielleicht nicht ganz sein eigen Fleisch und Blut war. Irgendwie war sie trotzdem seine Tochter.

"Wo ist sie?", rang sich Mario schließlich emotional ab und sah zu Marco.

Er hätte niemals gedacht, dass ihn die ganze Sache so mitnehmen würde, doch jetzt stand er hier und spürte wie eine Träne seine Wange langsam hinunter lief.

"Sie liegt in der Babykrippe neben Scarlett und schläft. Wenn du vorsichtig bist, kannst du sie ohne zu wecken hochnehmen. Aber leise. Scarlett ist vor einer halben Stunde eingeschlafen. Sie brauch den Schlaf. Die Geburt war anstrengend", erklärte Marco, griff nach Marios Hand und führte seinen Freund zu dem kleinen Babybett neben Scarlett in dem ihre Tochter lag.

"Hallo Emilie...", flüsterte Mario schließlich leise dem schlafendem Baby entgegen und streckte ganz vorsichtig die Hand nach der Kleinen aus.

Ganz friedlich lag Emilie da und hatte die Augen geschlossen. Winzig und schon mit relativ viel hellbraunem Haar auf dem Kopf lag sie da und schlief. Ihre Händchen waren in dem pastellgelben Strampler versteckt und das kleine Stupsnäschen perfektionierte das kleine, runde Gesicht. Ihr Mund war etwas geöffnet und ihre Zunge lugte immer mal wieder hervor während sie zu träumen schien.

"Sie ist wunderschön...", entgegnete auch Mario nun sprachlos und strich dem kleinen Wesen ganz vorsichtig durch das weiche Haar.

"Die Hebamme meinte sie hätte genauso einen Bewegungsdrang wie ihr Papa als sie beim Wiegen und Messen nicht liegen bleiben wollte", entgegnete Marco mit einem glücklichen Lächeln und legte Mario von hinten die Arme um die Hüfte.

"Sie sieht auch aus wie eine kleine Reus", murmelte Mario und legte seine freie Hand auf Marcos.

"Willst du sie halten?", fragte dieser schließlich nach einer ganzen Weile, in der sie die Kleine einfach nur glücklich angelächelt hatten.

"Ich will sie nicht wecken", entgegnete Mario daraufhin und zog seine Finger vorsichtig zurück.

"Wirst du nicht. Die Hebamme meinte sie wird jetzt wahrscheinlich erstmal ein paar Stunden schlafen. Die Geburt war ja auch für sie sehr anstrengend", versicherte ihm Marco und griff nach Marios Hand, die sich gerade von Emilie entfernt hatte.

Ganz vorsichtig schob er ihre Hände unter Emilies kleinen Kopf und auch Marios zweite Hand führte er zu ihrer Tochter. Ganz vorsichtig und bedacht nahmen sie die Kleine in Teamarbeit aus dem Babybettchen, ehe Marco sie vorsichtig an Marios Brust drückte.

Augenblicklich durchströmte Mario eine unglaubliche Wärme im ganzen Körper als er die Kleine an seiner Brust spürte. Sie jetzt so zu halten und so zu spüren war einfach unbeschreiblich. Als die Kleine dann auch noch kurz die winzigen Beine bewegte, war es um Mario geschehen und er wäre wahrscheinlich umgefallen, hätte Marco nicht hinter ihm gestanden und ihn sicher gehalten.

"Das ist-... Sie ist... Es ist einfach unbeschreiblich", brachte Mario nur leise hervor und bemerkte erst wenig später das breite und aufgrund von Bartstoppeln kratzige Lächeln an seiner Schulter, "ich liebe sie..."

"Und ich liebe euch", murmelte Marco schließlich leise, "Emilie und dich. Ihr beiden seid mein ein und alles."

"Wir lieben dich auch", entgegnete Mario daraufhin mit sanfter Stimme und schaffte es tatsächlich seinen Blick für eine Sekunde von seiner Tochter zu lösen um Marco anzusehen.

"Ihr seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Und Scarlett natürlich auch. Ihr macht mich so unheimlich glücklich und ich bin so verdammt stolz. Auf euch alle drei", murmelte Marco weiter und küsste immer wieder Marios Schulterblatt.

Dieser lächelte nur überglücklich und sah wieder zu seiner Tochter hinab.

"Wir sind auch stolz auf euch", erklang schließlich eine schwache Stimme vom Bett aus, "Emilie ist mächtig stolz zwei so tolle Väter zu haben."

Mit einem leichten Lächeln sah Scarlett müde zu ihnen und griff dann nach ihrem Handy, das auf dem Tisch neben ihr lag.

Die beiden Männer sahen derweil wieder zu ihrer schlafenden Tochter hinab, während die Blondine ihre Handykamera öffnete und den Moment schnell festhielt.

Da standen sie nun. Zusammen mit ihrer Tochter im Arm. Marco von hinten an Mario geschmiegt, der die kleine Emilie hielt und in seinen Armen wog. Es war ein Bild wie gemalt.

Alles um sie herum blieb in diesem Moment einfach stehen, während sie zusammen dort standen und einfach nur verliebt auf ihre Tochter blickten. Genau jetzt gab es nichts was sie beide hätte mehr erfüllen können. Sie waren einfach überglücklich.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt