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Niedergeschlagen stand Marco von der Bank auf als der Schlusspfiff ertönte. Die nassen Haare legte er sich noch einmal zurecht, ehe er gemeinsam mit Marwin, der sich die Jacke geschnappt hatte, die Marco als Decke benutzt hatte, zu den Jungs auf's Feld lief.

Schon vor seiner Auswechslung war er nicht wirklich zufrieden mit dem Spiel gewesen und seit er schließlich auf der Bank Platz genommen hatte, hatte er das Spiel nur kopfschüttelnd beobachtet. Sein Comeback hatte Marco sich definitiv anders vorgestellt.

Mario hingegen zog sich gerade seine Stutzen zu den Knien hoch, als er einen Schlag auf den Rücken spürte. Er sah nach links und blickte in das grinsende Gesicht seines Bruders, der doch tatsächlich für die letzten Minuten noch eingewechselt worden war.

"Na Brüderchen? Gutes Spiel", sagte der Blonde und legte den Arm um seinen älteren Bruder als dieser wieder stand.

"Naja... Kann ich nicht so behaupten", entgegnete Mario und blinzelte gegen den Regen zu Felix hinauf.

"Passiert. Das nächste wird besser", entgegnete Felix nur und sah sich kurz um.

Seine Augsburger Teamkollegen freuten sich noch immer über den unfassbaren 2:1 Sieg zuhause gegen die Dortmunder, nachdem sie die Woche zuvor eine 5:1 Klatsche in Freiburg bekommen hatten.

Etwas weiter links konnte er auch ein paar Dortmundspieler ausmachen, die sich abklatschten und versuchten wieder zu motivieren. Unter ihnen wandelte auch Marco, eingepackt in einer schwarzen Jacke und mit unzufriedener Mine.

"Na Marco hat sich sein Comeback ja auch anders vorgestellt", sagte Felix schließlich und auch Mario sah nun zu seinem Mannschaftskapitän, der gedankenverloren über den Platz schlich.

"Sicher, aber so ist es nun manchmal", entgegnete Mario nur und fuhr sich durch's Haar.

"Wie sieht's eigentlich bei euch aus?", fragte Felix nun und sah mit zusammengeschobenen Augenbrauen zu seinem kleineren aber älteren Bruder.

Mario hatte ihn und Fabian, sowie den Rest der Familie natürlich darüber informiert gehabt, dass die Beziehung zwischen Marco und ihm zerbrochen war. Lediglich seinen Brüdern hatte er weiter noch mitgeteilt, dass Marco und er sich in den letzten Wochen wieder angenähert hatten.

"Lass uns mal die Trikots tauschen", antwortete Mario nur, um vor den Kameras keine Fragen aufkommen zu lassen.

Felix verstand sofort und nickte.

"Ich geb dir meins später. Wollte sowieso nochmal zu euch in die Kabine", sagte er, während Mario sich schon sein Trikot auszog und seinen Oberkörper somit entblößte.

"Zwischen Marco und mir läuft es gut", beantwortete Mario schließlich Felix' Frage mit dem Trikot vor dem Gesicht, "ich glaub wir sind wieder zusammen."

"Du glaubst?", fragte Felix nur mit hochgezogenen Augenbrauen.

"Ich hab Dienstag bei ihm gepennt", sagte Mario lediglich mit einem breiten Grinsen.

"Ah, ich verstehe", entgegnete nun auch Felix und musste kurz lachen, "lass uns später nochmal genauer drüber quatschen. Ich muss jetzt erstmal mit den Jungs in die Kurve."

"Alles klar. Genieß es", sagte Mario mit einem ehrlichen Lächeln, drückte seinem Bruder sein Trikot in die Hand und begab sich dann auch zu seinen Mannschaftskollegen, die schon dabei waren auf die mitgereisten Fans zuzugehen.

Bei den Jungs angekommen, hielt Marwin Mario die Jacke zurecht, in die der Kleinere auch sofort hineinschlüpfte. So ganz oben ohne im Regen war es doch ziemlich kalt.

Marco stand derweil mit aufeinander gepressten Lippen ein paar Schritte weiter vor der Kurve und klatschte den Fans zu.

Er war einfach nur enttäuscht. Enttäuscht von sich selbst und vor allem von dieser vermeidbaren Niederlage. Sie hatten einfach individuelle Fehler gemacht, die zu den beiden Gegentoren geführt hatten und das machte ihn auch sauer. In dem darauffolgendem Interview schilderte er das ganze Spiel auch genauso, ehe er in die Kabine verschwand und immer noch mies gelaunt auf der Bank Platz nahm.

Mario, der seinen Platz neben Marco hatte, stand derweil vor der Bank und unterhielt sich mit Felix, der schon vor wenigen Minuten in die Kabine gekommen war. Ihr Gespräch verstarb allerdings als Marco den Raum betreten und sich auf die Bank hatte fallen lassen.

"Hey Marco", versuchte Felix sich vorsichtig heranzutasten.

Auch ihm war nicht entgangen, dass Marco total frustriert war und auch eine innere Wut und Enttäuschung mit sich schleppte, die der Blonde schon bei der Auswechslung des Dortmunder Kapitäns von der Seitenlinie aus gesehen hatte.

Wie aus der Trance gerissen sah Marco bei seinem Namen zu dem jüngeren Götze auf und rang sich dazu durch die Mundwinkel kurz anzuheben, ehe er aufstand und mit Felix einschlug.

"Hey Feli. Glückwunsch zum Sieg", brachte er die übliche Floskel.

"Danke. Sorry, dass es heute nicht für euch geklappt hat", entgegnete Felix, ganz der Gentleman.

"So ist das manchmal. Dafür kannst du ja aber am allerwenigsten was. Da sind wir ganz selbst dran schuld", sagte Marco geknickt.

"Naja. Ihr werdet daraus auch eure Schlüsse ziehen und Dienstag besser spielen. Da drück ich euch natürlich die Daumen. Fabi und ich schauen das Spiel zusammen", verkündete Felix mit einem Lächeln und hoffte den Dortmunder etwas aufmuntern zu können.

"Ja... Mal gucken wie das wird...", murmelte Marco nur und öffnete den Reißverschluss seiner Jacke.

"Hey, jetzt mal nicht gleich den Teufel an die Wand. Du warst heute immer noch nicht schlecht. Ich bin froh, dass du wieder da bist. Es hat gleich wieder viel mehr Spaß gemacht", hackte sich nun auch Mario ein und versuchte seinen Freund ebenfalls aufzubauen.

Marco rang sich ein Lächeln auf die Lippen und sah zu Mario rüber, der unauffällig nach seiner Hand gegriffen hatte.

"Mario hat recht. Das du wieder da bist ist wichtig für's Team. Und vor allem für Mario. Ich freu mich, dass es bei euch wieder läuft. Pech im Spiel, Glück in der Liebe", brachte Felix schulterzuckend den Einwand.

Daraufhin wurde Marcos abgerungenes Lächeln zu einem ehrlichen.

"Stimmt wohl. Ich bin auch froh, dass Mario mir noch ne Chance gibt. Ohne ihn ist alles einfach irgendwie sinnlos", eröffnete Marco dem blonden Götze, der nur lächelte und nickte.

"Ganz ehrlich, ich freu mich riesig für euch. Du bist inzwischen eigentlich schon sowas wie ein Bruder und ich kann mir niemand anderes für meinen Bruder vorstellen", sagte Felix ehrlich.

"Danke Feli", entgegnete Marco lächelnd und zog Mario an sich.

"So. Und da ihr euch beide ja jetzt wieder habt, neben und auf dem Platz, könnt ihr den Engländern am Dienstag auch eine reindonnern", äußerte sich Felix weiter enthusiastisch und ballte siegessicher die Faust.

Marcos Lächeln wurde nun zu einem Grinsen.

Mario entging das natürlich nicht. Er schlang schnell die Arme um Marco, grinste ihn kurz an und sah dann wieder zu seinem Bruder.

"Verdammt! Wann bist du so erwachsen geworden Feli?", fragte er mit breitem Grinsen an seinen Bruder gewandt.

"Ach halt's Maul Zwerg. Ich muss auch jetzt langsam wieder rüber sonst werd ich noch zum Verräter. Viel Glück am Dienstag und meldet euch mal. Fabi und ich würden uns über ne Family Reunion freuen", äußerte Felix und lief langsam schon rückwärts Richtung Tür und das erstaunlicherweise ohne jemanden anzurempeln.

"Ja, mach's gut Feli. Liebe Grüße an Fabi und Mama", rief Mario ihm noch nach.

"Und von mir auch!", hing Marco noch hinten an als Felix die Tür schon öffnete und salutierend den Arm hob.

Als er schließlich aus dem Raum verschwunden war, sah Mario wieder zu Marco auf und lächelte.

"So gefällst du mir schon viel besser", sagte er und bekam sofort wieder Marcos Aufmerksamkeit.

Dieser lächelte zu seinem Freund hinab und antwortete schließlich grinsend:

"Felix hat es eben immer schon geschafft mich glücklich zu machen."

Mario schlug ihm für diese Aussage in die Magengrube, ehe er sich dem Blonden dann doch grinsend entgegen lehnte und ihn küsste.

Marco war zwar immer noch enttäuscht und frustriert von diesem grauenhaften Spiel und der Tatsache, dass sie einfach drei wichtige Punkte verschenkt hatten, doch in diesem Augenblick konnte er wieder etwas Hoffnung schöpfen. Er hatte trotz allem immer noch Mario.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now