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Als Marco die Kabine betrat, begab er sich auf direktem Weg zu seinem Platz und stellte seine Tasche vor dem Spind ab, ehe er begann seine Schuhe aufzuschnürren.

Mario hingegen blieb im Raum in der Nähe der Tür stehen und scannte die Kabine.

"Wo sind die anderen alle?", fragte er schließlich als er den geringen Aufenthalt an Teamkollegen im Raum laut ansprach.

"Die sind bestimmt schon auf dem Platz", entgegnete Marco nur und zog sich sein Trainingsoberteil über den Kopf.

"Hier liegt keine einzige Sporttasche", äußerte Mario weiter und untersuchte jeden einzelnen Sitzplatz.

Nirgends war eine Tasche zu sehen. Keine herumliegenden Klamotten, keine durch den Raum getretene Schuhe, keine benutzten Handtücher. Es wirkte so als seien Marco und er die ersten und wohl einzigen, die die Kabine bis jetzt betreten hatten.

"Das Training wurde nicht vorgezogen", schlussfolgerte Mario und stellte seine Tasche auf der Theke in der Mitte des Raumes ab, "die Jungs haben uns verarscht. Es ist niemand hier außer uns und es wird auch keiner kommen."

Erst jetzt sah Marco von seiner fertig geschnürten Hose auf und sah sich ebenfalls im Raum um. Er bemerkte nun auch, dass wirklich niemand außer ihnen in letzter Zeit hier gewesen sein konnte.

"Na toll...", murmelte der Dortmunder Kapitän schließlich und ließ sich auf seiner Bank zurück gegen seinen Spind fallen, "also sind wir jetzt die ersten hier und können zusehen, wie wir die Stunde rumkriegen."

"Ich geh in die Mensa", war alles was Mario daraufhin entgegnete, ehe er wieder nach seiner Tasche griff und versucht war den Raum wieder zu verlassen.

Marco reagierte jedoch schneller, sprang von seinem Platz auf und hielt Mario am Handgelenk zurück.

"Warte! Jetzt wo wir schon mal hier sind, können wir auch ein bisschen was machen. Es kommt bestimmt gut wenn wir nachher schon warm gemacht aus dem Kraftraum kommen, statt kalt aus der Kabine", gab er zu bedenken.

Mario sah daraufhin zu seinem Ex-Freund und schien die Sache zu überdenken. Marco hatte Recht. Etwas mehr Elan an den Tag zu bringen, würde Favre bestimmt beeindrucken und sein Ansehen beim Trainer steigern. Die Idee war also gar nicht so absurd.

"Na komm schon. Wir machen es wie früher. Dann geht die Stunde schneller um als du denkst", argumentierte Marco weiter und Mario seufzte schließlich.

"Okay, okay. Ich bin ja dabei", gab sich der Brünette geschlagen und drehte sich wieder zu Marco um.

Ein breites Grinsen zierte schließlich das Gesicht des Blonden.

"Sehr gut. Dann auf Süßer. Wir haben nur eine Stunde Zeit um den Boss zu beeindrucken", zwinkerte er seinem Ex-Freund zu und schlug ihm noch einmal leicht auf den Hintern, ehe er sich wieder auf seinen Platz begab um seine Laufschuhe anzuziehen.

Mario schaute ihm nur etwas verdutzt hinterher und verdrehte dann die Augen, ehe er sich mit seiner Tasche zu seinem Platz machte, um sich ebenfalls fertig zu machen.

"Den ganzen Kraftraum für uns alleine. Was ein Traum", äußerte Marco fünf Minuten später als sie den Trainingsraum betraten.

"The Weeknd?", war alles was Mario dem entgegnete, ehe er zur großen Musikanlage im Raum ging und sein Handy einstöpselte.

"Erstes Album!", fügte Marco noch an und begab sich bereits zu den Laufbändern.

Keine zehn Sekunden später ertönte schließlich die Musik und die beiden begannen auf den Laufbändern für die nächste halbe Stunde etwas zu laufen. Anschließend begaben sie sich für zehn weitere Minuten an die Kraftgeräte, ehe sie die übrigen Minuten für Partnerübungen nutzten.

Wie früher hielt Mario Marcos Füße auf dem Boden, während er eine Liegestützenhaltung einnahm und diese hielt. Marco hatte seine Beine derweil angewinkelt und machte Situps.

"Meinst du die Jungs haben das mit Absicht gemacht?", presste Marco hervor, als er sich zum zehnten Mal hochstemmte.

"Keine Ahnung. Vielleicht hat Axel es auch einfach falsch übersetzt", entgegnete Mario, doch Marco blieb weiter skeptisch.

"Okay, Wechsel", sagte er nur nach einer Weile und setzte sich wieder auf.

Dabei hatte er allerdings so viel Schwung, dass er mit dem Kopf mit Marios zusammen stieß und die beiden kurz darauf stöhnend und mit der Hand am Kopf auf die Matte zurückfielen.

"Oh verdammt! Sorry", brummte Marco und rieb sich die schmerzende Stirn.

"Trottel", war alles was Mario hervorgepresst bekam.

"Was hast du gesagt?", fragte Marco etwas fordernd und setzte sich wieder auf.

"Trottel hab ich gesagt", wiederholte Mario sich mit einem halben Grinsen und sah zu seinem Ex-Freund auf.

"Na warte!", entgegnete Marco nur, platzierte seine Kniee rechts und links von Marios Hüfte und begann den Jüngeren erbarmungslos durchzukitzeln.

Mario windete sich darauf sofort unter ihm und versuchte seine Hände einzufangen. Das geling ihm jedoch nur teilweise und so änderte er seine Taktik und versuchte Marcos Grundbasis zu schwächen. Er hob seine Kniee an und versuchte ihm mit diesen gegen den Hintern zu treten, um sein Gleichgewicht zu stören. Mit den Händen fing er derweil weiter die Hände seines Ex ein und zog ihn, wann immer er eine der flinken Hände gefasst bekam, nach vorne, bis Marco schließlich vollends sein Gleichgewicht verlor und mit einem dumpfen Brummen auf Marios Oberkörper landete.

Für eine kurze Sekunde entzog der Aufprall Mario jegliche Luft aus der Lunge, doch als Marco schließlich auf ihm lag, spürte er nur noch eine intensive Wärme.

Bei der ganzen Sache wäre Marco fast ein zweites Mal mit seinem Kopf gegen Marios gestoßen, doch er hatte sich noch rechtzeitig abfangen können um einen zweiten Zusammenstoß zu vermeiden. Dennoch war der Abstand zwischen den Gesichtern der beiden gering und als wäre die Welt stehen geblieben, sahen sie sich wieder tief in die Augen als sie den Blick des anderen eingefangen hatten.

Sie waren sich in diesem Moment wieder so nahe wie seit Ewigkeiten nicht mehr und doch hatte sich vom Gefühl her immer noch nichts geändert. Das unbeschreibbare Kribbeln durchfuhr die beiden wie ein Stromkreis und sie bemerkten beide wie das Verlangen wieder in ihnen aufwuchs sich noch näher zu kommen.

Marco war schließlich derjenige, der als Erster diesem Verlangen nachgab. Er schloss die Augen und ließ seine Lippen dann ganz vorsichtig und sanft auf Marios nieder.

Auch dieser pfiff nun auf jegliche Vernunft und schloss ebenfalls die Augen, um diesen verbotenen Kuss für eine Sekunde genießen und erwidern zu können.

Bedacht und vorsichtig bewegte Marco seine Lippen, während sich seine Hände ganz unscheinbar an Marios Seiten legten. Dessen Hände wurden nun auch aktiv und legten sich um Marcos Hals, sodass die beiden noch intensiver aufeinander lagen.

Alles um sie herum schien still zu stehen, doch was sie nicht bemerkten war, dass insgesamt fünf Köpfe um die Ecke durch die Tür lugten. Einer davon hatte ein besonders breites Grinsen und hielt einem anderen verlangend die offene Hand hin. Dieser verdrehte nur die Augen und drückte ihm den 50 Euro-Schein in die Hand.

"Widerlich", murmelte Marius, einer der fünf Köpfe, leise und erweckte damit sofort Julians Aufmerksamkeit, der neben ihm in den Raum schaute.

"Wohl eher überfällig", entgegnete er.

"Aber die fressen sich da gleich auf. Lass mal lieber gehen", murmelte Marius weiter, woraufhin Julian nickte.

"Ja, kommt Jungs. Lassen wir ihnen den Augenblick", flüsterte Jule und kurz darauf zogen sich die fünf Gestalten wieder zurück, während Mario und Marco von all dem nichts mitbekamen und sich weiter ineinander verloren küssten.

Hope for LoveDonde viven las historias. Descúbrelo ahora