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Das zaghafte Klopfen an der Tür war von lautem Gegröle innerhalb des Raumes übertönt. Jubelhymnen und Schreie gingen noch immer laut durch die Kabine und so lugte schließlich vorsichtig ein Kopf hinter der Tür hervor, an der soeben noch geklopft wurde.

Mario beobachtete immer noch lachend die Polonaise, die durch den Raum lief und jubelte, bis Mo Dahoud schrie und der Blick des Brünetten augenblicklich zur Tür der Umkleide fiel:

"Feind in Sicht!"

Der Kopf hinter der Tür drückte sich schließlich ganz in den Raum und rang sich ein Lächeln ab, während er stillschweigend und zugegebenermaßen etwas schüchtern neben der Tür stehen blieb.

Jetzt wo Mario ihn so da stehen sah, fiel es ihm wie Schuppen vom Haar! Morgen würde die Nationalmannschaft sich in Leipzig treffen und da er nicht noch weiter unnötig hin und her fliegen wollte, hatte Manuel Mario gefragt, ob er nicht bei ihm schlafen könnte. Mario hatte ihm zu dem Zeitpunkt natürlich zugesagt, weil er es alleine mit Scarlett und einen ihn ignorierenden Marco nicht mehr ertragen hatte.

Jetzt aber sprach dieser wieder mit ihm und hatte vor den eben eingefahrenen Sieg gegen Manuel zuhause mit ihm zu feiern. Augenblick machte sich wieder ein ungutes Gefühl in Marios Magen breit und es half auch nichts, dass Marco nun mit einem Handtuch um die Hüfte grinsend aus den Duschräumen kam.

"Manu? Was machst du denn hier?", fragte der Blonde schließlich verwirrt als er den Feind, der Gott sei Dank nicht mehr im Bayern Dress gekleidet war, entdeckte.

"Hey Marco. Glückwunsch zum Sieg, auch wenn der Elfer ungerechtfertigt war", entgegnete Manuel ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht und hielt Marco die Hand hin, in die dieser auch kurz einschlug, ehe er seine Arme besitzergreifend um Marios Hals legte.

"Du rauschst doch voll in mich rein. Wenn das kein Elfer war, bin ich die Queen", entgegnete Marco nur und küsste kurz Marios Hals, "also, was führt dich in die Kabine des momentanen Tabellenführers?"

"Baby?", setzte Mario nun vorsichtig zur Rede an und sah über seine Schulter unschuldig zu Marco hinüber, "ich hab Manu angeboten, dass er nach dem Spiel bei uns pennen kann, damit er nicht nochmal unnötig hin und her fliegen muss, da sich die Natio ja morgen in Leipzig trifft."

Mario spürte, wie sich die Arme kurz darauf um seinen Hals lösten und schon jetzt hasste er, was als nächstes kommen würde.

"Du hast Manu angeboten bei uns zu pennen ohne das vorher mit mir abzusprechen?", fasste Marco noch einmal zusammen und sah Mario dabei ernst an.

"Es tut mir leid. Als er gefragt hat standen wir noch auf Kriegsfuß und ich hab mich einsam gefühlt und wollte einen Freund um mich. Ihr könnt doch dann morgen zusammen fliegen", probierte Mario es mit Schadensbegrenzung, während Manu, sich unwohl fühlend, einen Schritt zurück trat.

Marco schwieg einen Moment. Mario konnte genau beobachten, wie sein Freund versuchte seine Wut zu kompensieren und nicht jetzt und hier an die Decke zu springen. Nach einem kurzen Augenblick wurden seine Gesichtszüge schließlich weicher und er antwortete:

"Okay. Ich hätte es nur gut gefunden, wenn du Scarlett und mir das Ganze vorher mitgeteilt hättest. Ihr könnt ja dann schon mal losfahren. Ich muss mich noch anziehen und wir sind ja sowieso mit zwei Autos da."

Mario lächelte seinen Freund dankbar an, schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich.

"Danke Baby. Es tut mir leid. Ich liebe dich", nuschelte er Marco noch schnell ins Ohr, ehe er ihn kurz liebevoll küsste, dann nach seiner Tasche griff und mit Manuel verschwand.

Marco sah den beiden nur hinterher und schnaubte noch immer etwas wütend die Luft aus der Nase heraus. Er konnte es wirklich nicht leiden, wenn etwas über seinen Kopf hinweg entschieden wurde, doch er hatte sich vorgenommen heute keinen Streit mehr zu beginnen. Was man dafür nicht alles in Kauf nahm.

Er versuchte seine Gedanken schließlich abzuschütteln und sich auf seine Klamotten zu konzentrieren. Er hatte mit Scarlett verabredet, dass sie sich nach dem Spiel noch einmal auf dem Spielerparkplatz sehen würden, ehe sie dann zu ihrer Freundin verschwand.

Marco machte sich also wieder daran sich anzuziehen und verließ anschließend, nachdem er sich von den anderen Jungs verabschiedet hatte, die Kabine.

Am Parkplatz stand Scarlett gemeinsam mit ihrer Freundin bereits bereit und drückte Marco kurz, ehe sie ihm noch einen Kuss auf die Wange drückte.

"Hey! Glückwunsch zu diesem spannenden Sieg!", sagte sie und löste sich anschließend vom Blonden.

"Danke", grinste Marco daraufhin, "hast du Mario schon wegfahren sehen?"

Für einen Moment sah Scarlett ihn irritiert an, ehe sie antwortete:

"Ja. Er ist vor ein paar Minuten mit dem Neuer glaub ich weggefahren. Wieso hatte er den denn dabei? Hast du ihn jetzt endgültig rausgeschmissen?"

"Nein nein", entgegnete Marco mit einem sanften Lächeln, "ich hab das Kriegsbeil vorhin begraben. Ich hab einfach keine Lust mir meine Laune von so einem Mist verderben zu lassen. Mario hat Manu vor einigen Tagen angeboten bei uns zu pennen damit er nicht so viel fliegen muss."

"Und das hast du einfach so akzeptiert?", bohrte Scarlett tiefer.

"Naja... Ich hab jetzt keine Freudensprünge gemacht als Mario es mir erzählt hat, aber was soll ich machen? Ich dachte eigentlich wir hätten den Abend für uns, aber jetzt ist es nun mal so."

Scarlett lächelte ihren angeblichen Freund mitfühlend an und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

"Mach das Beste aus der Situation und lass dich von Manu nicht stören", riet sie ihm und zog ihn noch einmal kurz in ihre Arme, ehe ihre Freundin und sie sich schließlich verabschiedeten und davon fuhren.

Auch Marco begab sich nun zu seinem Wagen und trat den Heimweg an. Er hoffte nur, dass Manu nicht noch immer eingeschnappt wegen des knapp verlorenen Spiels war. Heute Abend konnte Marco einen nörgelnden Manuel Neuer nämlich wirklich nicht gebrauchen.

Als er schließlich zuhause durch die Tür trat, hörte Marco es schon aus dem Wohnzimmer lachen und kurze Zeit später kam ihm zu seiner Überraschung ein grinsender Mario entgegengerannt.

"Baby!", rief er erfreut und fiel dem Blonden um den Hals, ehe er ihm die Lippen auf den Mund drückte.

Etwas überrumpelt von der Situation erwiderte Marco den Kuss und legte die Arme um die Hüfte des Kleineren.

"Hey. Alles gut?", fragte Marco schließlich als sie sich wieder lösten.

"Jetzt sogar noch besser", war alles was Mario grinsend entgegnete, "danke, dass du Manu trotzdem hier schlafen lässt. Als er die Tür reinkam bin ich ja innerlich schon alle Hotels durchgegangen. Das war echt nobel von dir und das werde ich dir später auch zu Gute kommen lassen."

Der Kleinere lehnte sich daraufhin mit einem frechen Grinsen an's Ohr von Marco und hauchte seine nächsten Worte beinahe nur:

"Manu schläft im Wohnzimmer auf der Couch also wird er nichts von uns oben hören. Wir können den eigentlichen Plan also weiter durchführen."

Marcos Mundwinkel zuckten dabei kurz nach oben, ehe er spürte, dass Mario seinen Hals küsste.

"So rebellisch kenn ich dich ja gar nicht. Bist du dir da sicher?", fragte der Blonde und sah zu seinem Freund, der sich nun von seinem Hals gelöst hatte.

Marios Augen funkelten bereits dunkel.

"Ja, bin ich. Ich hab dich so vermisst und ich will nicht, dass uns das so ein dummer Welttorhüter kaputt macht."

Marco grinste daraufhin nur und küsste Mario erneut.

Vielleicht würde der Abend doch nicht so schlimm werden wie Marco anfangs befürchtet hatte.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now