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"Hallo", entgegnete Marco relativ emotionslos und geschafft als er das Haus wieder betrat und den Schlüssel aus dem Schlüsselloch zog.

Das ganze Gespräch mit Löw heute hatte ihm doch ziemlich viele Nerven geraubt und auch bei dem anschließenden Eis mit Jule hatte er noch mit jenem diskutiert. Die ganze Sache ließ ihm nun mal einfach keine Ruhe.

"Und? Was hat er gesagt?", verlangte Mario sofort enthusiastisch zu wissen.

Er war in Windeseile auf Socken von der Couch aufgesprungen und in den Flur gerutscht, als er die Tür und anschließend Marco gehört hatte.

Marco zuckte zunächst nur geschafft mit den Schultern und streifte sich die Schuhe von den Füßen.

"Wie? Hat er dich wirklich aus der Nationalmannschaft geschmissen?", fragte nun auch Scarlett verwundert, die inzwischen auch im Flur angekommen war.

"Nein", seufzte Marco während er seine Jacke aufhing.

"Aber?", bohrte Mario weiter nach und sah seinen Freund erwartungsvoll an.

Er hasste es so auf die Folter gespannt zu werden.

"Er hat mich nicht rausgeworfen. Im Gegenteil. Er meinte ich sei wichtig für's Team und die jungen Spieler. Ich wäre ein Vorbild und soll jetzt mehr Verantwortung übernehmen", erklärte Marco und begab sich dabei in die Küche, wo er sich ein Glas aus dem Hängeschrank holte und es mit Wasser füllte.

"Aber?", fragte nun auch Scarlett wie Mario schon zuvor.

"Er hat Jule nochmal ermutigt und gesagt, dass er in Zukunft eine gute Chance für ihn sieht wenn er seine Leistung so hält", antwortete Marco nach einem kurzen Schluck.

"Aber das ist doch gut, oder?", fragte Scarlett verwirrt.

Marco exte kurzerhand den Rest seines Wassers und donnerte das Glas auf die Theke.

"Nicht wenn dein Freund momentan mal mindestens doppelt so gut spielt wie Jule aber trotzdem penetrant ignoriert wird", brummte Marco zur Antwort und spürte die Wut wieder in ihm aufkochen.

Mit einem Mal verließ die anfängliche Sorge um Marco sofort Marios Kopf und Rührung machte sich an dessen Stelle breit.

"Was hast du getan?", forderte Scarlett nun ernsthaft zu wissen, da sie Marco kannte und wusste, dass er gerade wenn es um Mario ging, nur schwer an sich halten konnte.

"Er hatte das verdient zu hören und ich bereue kein Wort!", setzte Marco sofort zur Verteidigung an, doch Scarlett verdrehte nur die Augen und wiederholte ihre Frage erneut energischer.

"Ich hab ihm halt gesagt, dass er scheiße baut und keine Ahnung hat, was das alles eigentlich mit Mario macht und für ihn bedeutet, okay?!", ergab sich Marco daraufhin beinahe schreiend und sah zu Scarlett auf, die ihn nur ernst anschaute.

Marco registrierte seinen Freund neben ihr erst wieder als dieser auf ihn zugestolpert kam und ihm um den Hals fiel.

Überrascht erwiderte Marco die Umarmung. Sie dauerte nur kurz an. Mario löste sich bald wieder und sah mit glasigen Augen zu seinem Freund auf.

"Ich liebe dich Marco Reus", hauchte er leise und noch immer von Marcos Erklärung gerührt.

Sein Freund hatte sich für ihn eingesetzt. Er hatte ihn vor Jogi Löw, vor dem Bundestrainer, verteidigt und jenem vorgeworfen ihm zu wenig Beachtung zu schenken. Er hatte sich wahrscheinlich in eine wirklich kritische Situation gebracht, die ihm womöglich seinen Platz bei der Nationalmannschaft hätte kosten können, doch er hatte es dennoch getan. Er hatte es getan um Mario zu verteidigen. Das ging dem Jüngeren wirklich nahe.

"Irgendjemand muss dem Idioten doch mal sagen-"

Mario verstummte Marco einfach mit einem innigen Kuss und schlang die Arme um den Hals des Blonden, während er sich an ihn schmiegte.

Marco zog zunächst überrascht die Augenbrauen hoch, küsste Mario dann aber ebenfalls und legte ihm sanft die Hände an die Seite.

Letztendlich war es Mario der den Kuss wieder beendete und Marco einfach nur verliebt anlächelte.

"Danke", hauchte er.

"Ich werd mich immer für dich einsetzen. Ist mir dann auch egal ob da die Queen, Donald Trump oder Jogi Löw vor mir steht", machte Marco seinen Standpunkt klar und verfestigte seinen Griff um Mario.

Der Brünette lächelte daraufhin nur breiter und schmiegte sich mehr an seinen Freund. Das unangenehme Stechen in seiner Brust, dass er nun schon langsam seit zwei Tagen mit sich zog, ignorierte er dabei.

"Er hat dich aber trotz deiner Wutrede nicht aus dem Team geworfen, oder?", mischte sich Scarlett wieder ein.

Marco schüttelte den Kopf.

"Nein. Der Idiot meinte ich würde das nur sagen, weil ich mich persönlich angegriffen fühlen würde. So ein Schwachsinn... Er meinte, wenn ich ihn nächste Woche auch wieder so anfahre, würde er nicht so gnädig sein", antwortete Marco und sah zu der Blondine, die nur nickte.

"Das war echt süß von dir, aber forder das bitte nicht heraus, ja?", bat Mario ihn nun und sah mit einem beinahe bettelnden Blick zu Marco auf.

"Ich versuchs...", brummte Marco nach einem Moment.

"Schön. Mario und ich haben bis eben nach Babyspielzeug geguckt. Ich hab gefühlt hundert Kataloge zugeschickt bekommen. Willst du mithelfen was schönes für die Prinzessin rauszusuchen? Mario will was vorurteilsfreies, was sich doch irgendwie schwieriger gestaltet als erwartet", ergriff Scarlett wieder das Wort und lenkte das Thema um.

"Ja, gerne. Alles lieber als an Löw zu denken."

"Meinst du, du schaffst das nächste Woche ohne ihn umzubringen?", erkundigte sich Mario.

"Muss ich wohl. Aber für heute hab ich genug von ihm. Also her mit den Katalogen."

Marco löste die Arme anschließend um Mario, drückte ihm noch einen kurzen Kuss auf die Stirn und ging dann ins Wohnzimmer.

Mario sah ihm noch kurz nach und atmete einmal tief durch, wodurch das Ziehen in seinem Brustkorb nur schlimmer wurde und er sich jene Stelle mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt. Womöglich sollte er deshalb morgen mal mit Favre reden und das vom Doc durchchecken lassen.

Ein paar Schritte entfernt beobachtete Scarlett dies mit Skepsis und konnte schließlich nicht an sich halten nachzufragen.

"Alles okay?"

Mario sah überrascht zu ihr auf und lächelte kurz.

"Ja ja. Hab nur ein Ziehen im Brustkorb beim Atmen. Bin im letzten Spiel wohl mal doof gelandet oder hab nen Ellenbogen abbekommen. Ich lass es morgen mal durchchecken."

Scarlett nickte etwas beruhigter, ehe Mario an ihr vorbei lief und Marco schließlich ins Wohnzimmer folgte. Auch sie begab sich wieder zu den beiden Männern in den Raum, aber nicht ehe sie drei Gläser, eine Wasserflasche und eine Tüte Kekse aus dem Schrank geholt hatte. Es würde noch ein langer Abend werden. Da warteten noch mindestens zwanzig Spielzeugkataloge auf sie.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt