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Als Marco den lauten Aufschrei des Schalker unmittelbar vor ihm hörte, der zu Boden fiel und sich den rechten Fuß hielt, wusste er, dass er nicht so einfach aus dieser Situation wieder herauskommen würde. Er hatte den Pfiff des Schiris überhaupt nicht mitbekommen, aber sofort sah er zu diesem.

Aus dem Augenwinkel hatte er erkannt, dass der Unparteiische nur wenige Meter von ihm weg stand und die ganze Szene wohl perfekt beobachtet haben musste.

Sofort strauchelte Marco wieder auf die Beine und trat eilig einige Schritte von dem Schalker zurück. Ungewollterweise war er dabei dem Schiedsrichter entgegen gekommen und sah ihn nun abwartend an. Fassungslos blinzelte er dann aber doch, als dieser sofort an seine Hintertasche griff und tatsächlich die rote Karte hervor holte.

"Rot?!", entgegnete Marco nun doch entsetzt und nachdem er mehr auf den Schiedsrichter zugegangen war, tauchte auch Mario zu seiner Rechten auf, der Zwayer ebenfalls hinterfragte.

Dieser schüttelte jedoch vehement den Kopf und ließ nicht mit sich diskutieren, auch als Marco weiter nachfragte.

"Aber warum?", entgegnete der Blonde nun erneut etwas gefasster und jetzt war der Schiedsrichter wohl auch gewillt mit ihm zu reden.

"Von hinten mit offener Sohle in die Achillessehne des Gegners zu rutschen ist laut Regelwerk ganz klar eine rote Karte. Sie treffen nur den Mann und nicht den Ball und können den Spieler damit absichtlich verletzen. Die Szene fand genau vor meinen Augen statt und da brauch ich auch keinen Videobeweis, der mir diese Karte noch einmal bestätigt", erklärte Zwayer ruhig und gefasst, "es war vielleicht nicht ihre Absicht den Gegner zu verletzen, doch es ist trotzdem eine rote Karte."

Eigentlich wollte Marco dem widersprechen, doch während der Schiedsrichter die Szene so erklärte, wurde ihm bewusst, wie es wirklich abgelaufen war.

Wenn er es sich selbst eingestand hatte er den Ball wahrhaftig nicht berührt, sondern viel eher die Verse des Schalkers. Dass das dann auch noch direkt vor den Augen des Schiris passieren musste, war nur noch zusätzliches Pech.

Resigniert sah er zu Boden und schwieg, doch Mario, der inzwischen links von ihm stand, schien die ganze Sache noch immer etwas anders zu sehen.

"Das war das erstes Foul!", schrie der Jüngere halb in Marcos linkes Ohr.

Der Blonde brauchte sich gar nicht umzudrehen um zu sehen, dass sein Freund inzwischen rot vor Wut angelaufen war und die Halsschlagader an seinem Hals bei diesem Schrei womöglich hervorgestochen hatte. Gemeinsam mit den zusammengeschobenen Augenbrauen konnte Mario wahrhaftig bösartig aussehen. Gerade Marco wusste das nur zu gut.

Anstatt jedoch auf den ihn verteidigenden Freund einzugehen, zeigte Marco Einsicht, entschuldigte sich beim Schiedsrichter, beteuerte noch einmal, dass es nicht seine Absicht gewesen war den Gegner zu verletzen, was Zwayer auch so annahm und entfernte dann die Binde um seinen linken Arm.

Auch Mario, der noch immer bei ihm stand, allerdings wieder die Seite gewechselt hatte, wurde nun ruhiger. Er suchte jedoch immer noch das Gespräch und wollte sich noch nicht ganz zufrieden geben, während Marco die Binde an Marius weiterreichte und resigniert den Platz verließ.

Mit jedem Schritt den er tat wurde er langsam zunehmend wütender auf sich selbst. Kurz vor den Katakomben murmelte er noch etwas Unverständliches vor sich hin und verschwand dann mit einem Schlag gegen den Balken über der Treppe hinab in die Katakomben und den langen Tunnel entlang bis zu den Kabinen.

Dort angekommen trat er aus Frust noch einmal gegen die Bank und ließ sich anschließend auf seinen Platz fallen.

Hier drinnen war es mucksmäuschenstill. Vom Spielgeschehen draußen war nichts zu hören und auch der Ton des Fernsehers in der Kabine, der weiter das Spiel zeigte, war aus. Er war alleine und konnte die gerade durchlebte Szene so ganz in Ruhe verdauen.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now