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"Und was sagt dir dein Körper?", fragte Doktor Braun am Samstagmittag als die Mannschaft ihre erste Aufwärmeinheit absolvierte.

Den morgendlichen Spaziergang durch Leipzig hatte Marco gut mitmachen können. Sie waren einen Kilometer im gemütlichen Tempo spaziert, was anfänglich noch etwas schmerzhaft gewesen war, doch nach einer Zeit hatte er den Schmerz ausgelaufen. Jetzt allerdings spürte er wieder wie seine Außenbänder seinem Willen widersprachen sich zu dehnen.

Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf und richtete sich wieder auf.

"Nein, es geht nicht. Der Druck ist zu groß für den Fuß", erklärte der Blonde und griff nach seiner Flasche.

Der Doc nickte derweil verständlich und eröffnete ihm, dass er seine Entscheidung für richtig empfand. Es war wichtig, dass Marco seinen Körper keinen Risikos mehr aussetzte. Das hatte in all den letzten Jahren nur für schwerere Folgen gesorgt, die man wohl teilweise hätte vermeiden können.

"Wie fühlst du dich Marco?", erkundigte sich nun auch der Trainer, der den Raum betreten hatte, um sich nach seinem Mittelfeldspieler zu erkundigen.

"Sorry Coach, aber ich werd heute nicht spielen können", antwortete der Blonde ehrlich und stellte seine Flasche wieder zur Seite.

Verständlich nickte Favre daraufhin und verließ wieder den Raum, um die Co-Trainer weiter ihre Aufwärmeinheit durchführen zu lassen.

Mario hatte die ganze Situation natürlich mit spitzen Ohren belauscht und beobachtet und kam nun vorsichtig und möglichst unbemerkt zu Marco.

"Was hast du ihm gesagt?", fragte er, worauf Marco etwas erschrocken war, da er mit Mario plötzlich neben ihm nicht gerechnet hatte.

"Dass ich nicht spielen kann", antwortete er nach dem kurzen Schock und sofort sah Mario ihn mit großen, traurigen und auch mitleidigen Augen an.

"Was? Wirklich nicht?"

Marco schüttelte nur mit dem Kopf.

"Aber du bist trotzdem im Stadion, oder?", erkundigte sich Mario weiter hoffnungsvoll.

"Klar. Ich kann mein Team ja nicht im Stich lassen", lächelte Marco ihm entgegen, "aber ich bin mir sicher ihr schafft es auch ohne mich. Milli wird mich ersetzen und er hat im Trainingslager ja gezeigt, dass er es noch drauf hat", entgegnete Marco und lächelte den noch immer etwas geknickten Brünetten an.

"Okay", murmelte dieser schließlich, "dann werden wir heute für dich einfach alles geben und die drei Punkte holen!"

"Ihr müsst das nicht für mich tun. Macht es für euch und unsere Tabellenführung", bremste Marco ihn aus.

"Ich weiß nicht was die anderen als Anreiz nehmen, aber ich werde es auf jeden Fall für dich tun", entgegnete Mario nur selbstbewusst und sah Marco mit einem festen Blick direkt in die Augen.

Ein leichtes Lächeln huschte daraufhin auf Marcos Gesicht.

"Okay...", hauchte er daraufhin, "dann mach es für mich. Aber egal wie das Spiel ausgeht, ich weiß, dass du immer dein bestes gibst."

Nun war es an Mario zu lächeln.

Einen Augenblick sahen die beiden sich so liebevoll an, ehe Mario sich als erster beschämt wieder abwendete und zurück zum Co-Trainer lief, um sich weiter aufzuwärmen.

Marco sah ihm nur kopfschüttelnd nach.

Mario hatte wirklich einen Dickkopf und wenn Marco es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass Mario wahrscheinlich auch in den dritten Weltkrieg für ihn ziehen würde. Er opferte immer alles für ihn auf, egal was es war. Das war auch einer der Gründe, weshalb Marco sich in ihn verliebt hatte.

Einige Stunden später ertönte unter lautem Publikum schließlich der Anpfiff in der Red-Bull-Arena und beinahe sofort machten die Dortmunder Jungs sich daran die Leipziger in ihre Schranken zu weisen.

Neben Marco sah es auch in der Abwehr noch immer sehr karg aus, weshalb Julian sich heute wieder auf dem Innenverteidigerposten zurechtfinden musste. Das schien ihm allerdings nicht schwer zu fallen, da er in den Anfangsmöglichkeiten wirklich keinen Ball hinter sich kommen ließ.

Vorne stürmte währenddessen Mario, der seine Gegner wieder bewusst auslief, Räume eröffnete und gute und präzise Pässe an den Mann brachte. Er spielte mit viel Selbstvertrauen und immer den Gedanken an Marco ihm Kopf und fiel so auch dem Trainer positiv auf.

In noch besserer Form war allerdings Roman, der heute das Spiel seines Lebens zu machen schien. Er hielt Bälle, die auch Mario schon lange vorher hatte sicher reingehen sehen und hinterließ so einige Leute mit seinen Taten sprachlos.

Axel machte dann schließlich wie schon im Hinspiel ein Tor, dass die Jungs über die Zeit brachten und so die drei Punkte einfuhren.

Marco hatte das ganze Spiel unter einer Decke eingepackt von der Ersatzbank aus beobachtet und war wirklich stolz auf seine Mannschaft. Natürlich hatte es ihn auch total frustriert nicht direkt helfen zu können, aber noch viel bedeutsamer waren die drei Punkte und der weiterhin aufrecht erhaltene Abstand zu Bayern von sechs Punkten.

"Glückwunsch. Das habt ihr echt gut gemacht", entgegnete Marco als er die Kabine betrat und sich neben Mario setzte.

"Ich hab ja gesagt wir holen die Punkte für dich", erwiderte der Brünette nur darauf, zuckte mit den Schultern und zog sich dann sein Trikot über den Kopf.

Marco sah nur lächelnd zu ihm. Gott, dieser Kerl machte ihn wirklich fertig mit seinen ganzen Aufopferungen.

Abrupt stand Marco so auf und zog den Jüngeren ohne Vorwarnung einfach in seine Arme.

"Danke", murmelte er leise und drückte Mario einen kurzen Kuss auf's Haar, ehe er sich wieder von ihm löste und ihn anlächelte.

"Eine Woche. Ich sag's dir", murmelte derweil Schmelle Lukasz entgegen, der die Situation ihres ehemaligen Teampärchens beobachtet hatte.

Lukasz sah daraufhin von seinen Schuhen auf, blickte zu den beiden und schüttelte den Kopf.

"Wart's ab mein Lieber", entgegnete er nur und die beiden widmeten sich wieder ihren Klamotten, ehe die Mannschaft nur drei Stunden später wieder im Flieger auf dem Weg zurück nach Dortmund saß.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now