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Die drei waren keine fünf Minuten am Essen, als das Babyphone sich meldete und ihren ruhigen Moment unterbrach.

"Ich geh schon!", gab Mario enthusiastisch bekannt und sprang von seinem Stuhl auf.

Er lief schnell zum Flaschenwärmer, holte eine der beiden Fläschchen aus dem Gerät und eilte dann nach oben.

"Noch freut er sich. In einer Woche sieht das sicher anders aus", entgegnete Scarlett und biss in ihr Bananenbrot.

"In einer Woche? Ich geb ihm höchstens fünf Tage!", mischte sich Marco ein.

In der Zwischenzeit war Mario vorsichtig in das Zimmer seiner Tochter geschlichen, das nur durch das Nachtlicht neben dem Bettchen erhellt wurde.

Dramatisch und tief betrübt weinte sie kleine Emilie in ihrem Bettchen und strampelte dabei mit Ärmchen und Füßchen.

"Hey meine Süße", sprach Mario mit seiner sanften, tiefen Stimme, "es ist alles gut. Papa ist da."

Er stellte das Fläschchen auf dem Regal neben dem Bettchen ab und lehnte sich dann über die Barriere des Babybettchens. Ganz vorsichtig schob er seine Hände unter Emilies zarten Körper und hob sie langsam auf seinen Arm.

"Nicht weinen meine Süße. Alles wird gut", sprach er flüsternd mit der Neugeborenen und tatsächlich klang das Weinen der Kleinen nicht mehr so herzzerreißend als sie die Stimme ihres Papas hörte.

"So ist's gut", murmelte Mario leise und hielt ihr seinen kleinen Finger vor den Mund.

Er hatte gelesen, dass man so testen konnte, ob das Baby Hunger hatte. Würde sie anfangen wild an seinem Finger zu nuckeln, hieß es, dass sie hungrig war.

Tatsächlich begann die Kleine kurz darauf an seinem kleinen Finger zu sagen und beruhigte sich für einen Augenblick.

"Na, der ist lecker hm? Schmeckt bestimmt noch nach Bananenbrot", sprach Mario leise mit ihr und betrachtete sie lächelnd.

Nach einer Weile entzog er ihr den kleinen Finger, sehr zu Emilies Missfallen, wieder aus dem Mund und griff nach dem Fläschchen auf dem Regal.

Augenblicklich fing die Kleine wieder tieftraurig an zu weinen.

"Ja, ich weiß du hast Hunger Süße, aber schau mal, das schmeckt viel besser als mein Finger", entgegnete Mario und hielt ihr den Gummisauger der Flasche an die kleinen rosaroten Lippen.

Sofort begann die Kleine daran zu saugen und nach einem kurzen Moment stellte sie wohl mit einem kleinen Glucksen fest, dass sie diesmal erfolgreicher war als noch bei Marios Finger.

Dieser lächelte nur breiter als er das niedliche Geräusch hörte.

"Ja. Milch schmeckt viel leckerer als Papas Bananenbrot-Finger", sprach er mit der Kleinen und wog sie sanft hin und her.

Nachdem Emilie die Flasche fast halb geleert hatte, schob sie den Gummipfropfen wieder mit ihrer kleinen roten Zunge aus dem Mund.

"Satt?", fragte Mario noch einmal nach und wie auf's Wort schmatzt Emilie ganz leise.

"Gut. Dann machen wir jetzt noch ein Bäuerchen und legen dich dann zurück in dein warmes Bettchen", informierte er die Kleine und legte sie sich ganz vorsichtig an die rechte Schulter.

Sachte und mit ganz leichten Klopfern auf den kleinen Rücken wiegte er Emilie etwas hin und her. Kurze Zeit später hörte er sie schließlich aufstoßen, spürte aber auch zugleich etwas warmes an seiner Schulter.

Womöglich bildete er sich das aber auch nur ein, sagte er sich und legte Emilie wieder angenehmer in seine Armen.

"Jetzt besser?", fragte er die Kleine sanft und bei dem Ton seiner Stimme öffnete die Kleine zum ersten Mal richtig ihre blauen Äuglein.

Es war das erste Mal, dass sie ihn so bewusst ansah. Bis jetzt hatte sie immer die Augen geschlossen gehabt wenn er sie auf dem Arm gehabt hatte.

Ein erneutes Kribbeln ging durch Marios ganzen Körper, während seine Tochter ihn ungeniert ansah und begutachtete. Babys nahmen sehr viel und sehr eindringlich ihre Umwelt wahr, hatte Mario gelesen.

"Hallo meine Süße", flüsterte er gerührt mit gebrochener Stimme und versuchte die Träne in seinem Auge aufzuhalten, "schön, dass du mich mal anschaust während ich mit dir rede. Ich bin dein Papa. Neben Marco natürlich. Und ich hab dich unheimlich lieb. Dich und deinen Papa Marco."

Noch immer sah die Kleine ihn eindringlich an und blinzelte kurz.

"Was meinst du? Sollen wir dich wieder hinlegen? Der Tag war ganz schön anstrengend und du musst dich gut ausruhen."

Ohne jegliche Reaktion sah Emilie ihren Papa nur weiter fasziniert an. Erst nach einem ganzen Moment bewegte sie ihr rechtes Händchen und schloss wieder die blauen Augen.

Mario lächelte nur glücklich und drückte der Kleinen einen hauchzarten Kuss auf die Stirn. Anschließend legte er sie sanft wieder zurück in ihr Bettchen und verließ daraufhin den Raum wieder mit der halbvollen Flasche. Mit einem breiten Lächeln und feuchten Augen kam er wieder in der Küche an und stellte das Fläschchen zurück in den Flaschenwärmer.

"Na? Sie hat doch lieber die Milch als deinen Bananenbrot-Finger getrunken oder?", sprach Marco seinen Freund lächelnd an, der sich kurz über die Augen wischte und ihn dann nur verwirrt ansah.

"Das Babyphone steht noch hier unten", klärte Scarlett ihn lächelnd auf und stellte ihren Teller in die Spülmaschine.

Erst jetzt schien Mario zu verstehen und ließ sich wieder auf seinem Platz nieder.

"Nehmt es mir nicht übel Jungs, aber ich geh ins Bett. Ich bin fertig. Passt bitte gut auf Emilie auf. Ab morgen übernehm ich dann", sagte Scarlett.

"Schon okay, wir passen auf. Schlaf gut Scarli", entgegnete Marco und kurz darauf war die Blonde aus dem Raum verschwunden.

Marco machte sich derweil daran den Tisch abzuräumen, während Mario seine letzten Spätzle verdrückte. Auch er verstaute anschließend seinen Teller in der Spülmaschine und die beiden Jungs begaben sich ebenfalls mit Babyphone bewaffnet in Richtung Schlafzimmer, als sie die Küche soweit aufgeräumt hatten.

"Dir hat da jemand ein Souvenir dagelassen", sagte Marco belustigt, als die beiden in ihrem Schlafzimmer ankamen.

Mario, der seinem Freund gerade den Rücken zugedreht hatte, da er das Babyphone auf dem Nachttisch abgestellt hatte, sah nun über seine Schulter zu ihm.

Marco grinste derweil nur und zupfte kurz an Marios T-Shirt, ehe er zusätzlich noch auf seine Schulter deutete.

"Du hast das Spucktuch vergessen, was?"

"Also hab ich's mir doch nicht eingebildet", entgegnete Mario und schielte auf seine rechte Schulter.

Marco lachte nur, trat näher an seinen Freund und schob seine Hände unter sein Shirt.

"Nächstes Mal weißt du es besser."

Er schob Mario das T-Shirt über den Bauch nach oben, ehe dieser es schließlich auszog und auf den Klamottenhaufen warf.

"So gefällst du mir auch besser", grinste Marco ihn an und hauchte einen Kuss auf Marios nun freigelegte Brust.

"Spinner. Komm, lass uns schlafen gehen. Der Tag war anstrengend und ich bin müde. Ich will wenigstens ein paar Minuten bekommen bis Emilie uns wieder weckt", entgegnete Mario und kurz darauf kuschelten sich die beiden, nachdem sie sich umgezogen hatten, ins Bett und versuchten so viel Schlaf wie möglich zu ergattern, bis ihre Tochter sie wieder wecken würde.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now