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Mario stoppte erst wieder als ihm die Lunge brannte und das sollte viel heißen. Schließlich war er ein Leistungssportler.

Er sah sich um, doch alles um ihn sah so fremd und unbekannt aus. Er wusste auch nicht wie lange er nun schon gerannt war und wo er rechts oder links abgebogen war. Alles was er getan hatte, war rennen. Weit weg. So weit weg von dem Jeep und Marco wie nur irgendmöglich.

Die doch frische Dezembernacht umschloss ihn nun wo er sich auf seinen Knien abstützte.

Sein Blick wandte sich erneut um, doch alles was er sah war dunkle Straßen an dessen Bürgersteigen alle zwanzig Meter eine dämmernde Straßenlaterne stand.

Nur dunkel waren die Neubauten zu erkennen, die sich hinter den Straßenlaternen befanden. In den wenigsten brannte um diese Uhrzeit überhaupt noch ein Licht.

Langsam baute sich Mario wieder auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Es war so ironisch, dass er hier in der Nacht des vierten Dezembers atemlos durch die Straßen rannte und weinend vor seinem nun Ex-Freund floh.

Bei dem Gedanken zog sich Marios Herz wieder zusammen. Er hatte vor wenigen Minuten mit Marco Schluss gemacht. Nach fünf Jahren hatte er ihre Beziehung heute beendet. Und das einzig und allein weil Scarlett nun schwanger war und Mario es noch immer nicht ganz akzeptieren konnte, dass Marco wirklich sesshaft werden wollte.

Es war einfach alles so realitätsfern in diesem Moment, doch je länger Mario über Marcos Worte nachdachte, desto mehr Sinn ergaben sie.

In den letzten Tagen waren sie wirklich mit so viel verschiedenen Dingen beschäftigt. Ann Kathrin hatte in zwei Tagen Geburtstag und Marco hatte morgen einen Termin mit Scarlett wahrzunehmen. Sie entfernten sich aufgrund ihrer eigenen vorgetäuschten Freundinnen und Frauen wirklich immer mehr voneinander.

Mario schniefte und hauchte seine Luft aus, die in Form einer kleinen weißen Wolke vor ihm sichtbar wurde. Er schaute sich noch einmal um, während seine Hand in seine rechte Hosentasche wanderte, wo sich sein Handy befand.

Er tastete den Stoff ab, doch sein Handy bekam er nicht zu greifen. Langsam überkam ihn schließlich die Panik. Er tastete seinen ganzen Körper ab, während sein Gehirn tief im Inneren schon genau wusste, wo das Gerät sich befand. Er wollte es nur einfach nicht wahrhaben.

Als er seinen Körper ein drittes Mal komplett abgetastet hatte, gab er sich schließlich geschlagen.

Sein Handy war unleugbar noch in der Autokonsole von Marcos Jeep.

Das hieß, dass Mario nun mitten in der Nacht in einer Straße stand, die er nicht kannte, mit Häusern um sich, die er noch nie gesehen hatte, keinen Ansatz einer Orientierung und auch keinem Handy, das ihm hätte weiterhelfen können. Das war doch alles einfach scheiße.

Noch niedergeschlagener als vorher schon, ließ er sich so auf den kalten Boden fallen. Auf Knien hockte er auf dem nasskalten Asphalt, hielt sich die Hände vor das Gesicht und weinte nun wieder unerbittlich.

Nach einigen Minuten zwang er sich schließlich wieder auf die Beine und sah sich ein drittes Mal mit glasigen Augen um.

Wenn er doch nur wüsste aus welcher Richtung er gekommen war. Wenn er Glück gehabt hätte, hätte Marco noch immer an genau der selben Stelle gestanden und Mario hätte sich wenigstens sein Handy holen können.

Diese Option fiel allerdings flach, da Mario erstens wirklich nicht mehr wusste aus welcher Richtung er gekommen war und Marco zweitens inzwischen nicht mehr in der Straße hielt, in der Mario ausgestiegen war.

Gerade als Mario zum Stehen gekommen war, hatte Marco sich nämlich wieder gefasst, das Lenkrad umklammert und war weiter gebraust.

An der nächsten Ampel verließ ihn sein gefundenes Selbstvertrauen allerdings wieder und tausend Gedanken und Fragen machten sich in seinem Kopf breit.

Wo war Mario jetzt? War ihm etwas passiert? Wusste er wo er hin konnte? Warum hatte er ihre Beziehung einfach so überstürzt beendet, ohne Marco wirklich zu Wort kommen zu lassen?

Marcos Finger am Lenkrad begannen daraufhin nervös zu trommeln. Letztendlich konnte er sich schließlich nicht mehr beherrschen und drückte auf der Freisprechanlage des Autos herum.

Marios Nummer war schnell gewählt, doch kurz darauf bemerkte Marco, dass es in seiner Autokonsole klingelte, vibrierte und ein Display mit einem Selfie von Mario und sich als Sperrbild aufblinkte.

Ein Seufzen entfloh Marcos Lippen und er legte wieder auf.

Mario hatte sein Handy vergessen. Somit war er nun allein, ohne Handy und höchstwahrscheinlich orientierungslos.

Marco führte einen inneren Kampf mit sich selbst.

Sollte er vielleicht doch umkehren und die Straßen nach Mario absuchen? Er konnte ihn ja schlecht so mitten in der Nacht ohne Handy zurücklassen, oder?

Sofort nachdem die Ampel auf Grün umgesprungen war, quietschten die Reifen des Jeeps und Marco machte eine 180 Grad Wendung. Er konnte Mario so nicht alleine rumirren lassen.

Eine ganze halbe Stunde fuhr er jegliche Straßen ab, doch keine Spur von Mario.

Geknickt gab er seine Suche um 0:07 schließlich auf und steuerte wieder sein Haus an, während ihm eine stumme Träne über die Wange rollte. Er hoffte einfach, dass Mario einen sicheren Platz für die Nacht gefunden hatte. Mehr konnte Marco in diesem Augenblick nicht tun.

Hope for LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt