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"Ich glaub bei dir hackt's!", waren die Worte mit denen Marco den Mannschaftsbus betrat und direkt auf Mario zulief, "und denk nicht ich hätte das in der Instagramstory nicht gesehen!"

Verwirrt und auch ein Stück weit verängstigt sah Mario von seinem Handy zu seinem Ex-Freund auf, der in einer schnellen Bewegung seinen Fuß von dem ausgeklappten Tischlein schubste.

"Das ist immer noch mein Tisch und da haben deine dreckigen, schwarzen Schuhe nichts drauf verloren!", mahnte Marco weiter, doch nun konnte Mario den spielerischen Ton dahinter raushören.

Das Grinsen was der Blonde krampfhaft versuchte zu unterdrücken, verriet ihn zudem auch ein Stück weit.

"Sorry", grinste Mario ihm nun breit und entschuldigend entgegen, "ich wollte den Leuten nur mal zeigen, wie der Bus aussieht wenn man pünktlich kommt."

"Wirklich Mario? Das ist jetzt dein starkes Gegenargument?", entgegnete Marco nur belustigt und ließ sich auf seinen Sitz am Gang neben Mario fallen, "nur weil du einmal pünktlich da bist und mich mit dem Klamottenhaufen auf unserem Zimmer alleine lässt. Aber ich versteh schon, du musst natürlich wie immer alles bis ins kleinste Detail mit den Fans teilen."

"Was soll das denn bitte heißen?", entgegnete Mario nun ernster und setzte sich gerade auf, ehe er sein Handy in der Hosentasche verschwinden ließ.

"Ach komm schon. Jetzt tu nicht so als würden dich meine Worte überraschen. Du warst fast schon immer darauf vernarrt alles mit deiner Umwelt auf Social Media teilen zu müssen. Obwohl... Wenn ich so drüber nachdenke, war es damals als ich dich kennengelernt hab noch nicht so schlimm", erklärte Marco und sah nachdenklich an die Decke des Busses.

"Weil es damals auch noch nicht wirklich viele Möglichkeiten gab", setzte Mario zum Gegenargument an, doch Marco schüttelte nur den Kopf.

"Nein, nein... Ich glaube das kam erst als du Ann Kathrin kennengelernt und als deine angebliche Freundin angeheuert hast", entgegnete Marco.

"Bitte was?"

"Du hast mich schon verstanden. Seit du mit Ann Kathrin zusammen bist, bist du nahezu darauf vernarrt jedes Spiel, jedes Training, jedes Essen, ja sogar jeden verdammten Espresso mit deinen Fans zu teilen", argumentierte Marco und verlor dabei langsam immer mehr die Ruhe in seiner Stimme.

"Das stimmt doch gar nicht!", setzte sich Mario nun zur Wehr und auch er wurde lauter.

Die anderen Jungs, die teilweise schon mit ihren Handys auf ihren Plätzen saßen, bekamen das Gespräch langsam mit, jedoch getraute sich keiner sich in den Konflikt einzumischen. Sie wussten aus Vorerfahrungen, dass wenn Mario und Marco eine Diskussion führten, was nicht all zu häufig vorgekommen war, es besser im Sinne der eigenen Gesundheit war, sich rauszuhalten.

"Sagt der Kerl, der inzwischen weit mehr als tausend Instagram Posts hat und jeden Tag bestimmt fünf Dinge in seine Story packt", argumentierte Marco nur dagegen und widmete sich wieder gelangweilt seinem Handy.

"Nur weil in deinem Leben nichts spannendes passiert, was du mit anderen teilen kannst, musst du mir nicht in die Schuhe schieben aufmerksamkeitsgeil zu sein!", hielt Mario das Gespräch weiter wütend am Laufen. Seine Augenbrauen waren inzwischen mit einem ernsten Blick zusammengeschoben.

"Das du aufmerksamkeitsgeil bist, hab ich nie gesagt. Das hast du dir selbst zusammen gereimt. Ich hab lediglich gesagt, dass Ann Kathrin dich dazu gebracht hat jeden Scheiß mit der ganzen Welt zu teilen. Und fang nicht mit sowas an. In meinem Leben passieren genug Dinge, nur ziehe ich es im Gegensatz zu dir vor, diese Momente mit meinen Freunden zu genießen anstatt sie ständig in dämlichen Instagramposts festzuhalten", konterte Marco.

"Oh bitte", entgegnete Mario nur augenverdrehend und nun war es an Marco wütend zu werden.

"Du checkst auch gar nichts, oder? Dir fällt gar nicht auf wie krass Ann Kathrin dich verändert. Mario, die Frau isoliert dich komplett von allem und jedem und lässt dich nur noch dieses dämliche Influenzer-Leben sehen! Du hast überhaupt keine Freunde mehr so sehr isoliert sie dich! Und komm mir nicht an mit 'immer gibst du Ann die Schuld'! Ich weiß wie du vorher warst Mario! Ich kannte dich vorher! Und da hattest du deutlich mehr Freunde."

"Ich hab auch jetzt Freunde!", protestierte Mario sofort eingeschnappt und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ach ja? Wen?"

"Schü, Manu, Aogo..."

"Oh wow Mario", unterbrach Marco ihn nur mit einem Klatschen und lachte kurz auf, "Schü wohnt seit einem halben Jahr in London. Manu siehst du inzwischen nur noch im jährlich geplanten Winterurlaub in Dubai und Dennis spielt gemeinsam mit den anderen in Stuttgart einen Rotz zusammen! Den siehst du auch nur, wenn Ann Kathrin und Ina mal wieder meinen ein Doppeldate inszenieren zu müssen und mehr nicht. Dasselbe gilt für Schü! Das sind alles Leute, die überhaupt nicht mehr in deinem Umfeld sind!"

"Schmelle, Piszczu und Nuri sind auch meine Freunde!"

"Und Nuri steckt inzwischen auch in Bremen fest! Merkst du was? Neben Teamkollegen und Leuten mit denen du durch Ann Kathrin gezwungenermaßen befreundet bist, hast du keine Freunde mehr um dich", führte Marco ihm weiter vor Augen.

"Du musst grade reden! Du bist auch nicht besser! Du hast Marcel und Robin doch auch vergrault! Und jetzt erzähl mir nichts! Ich war nämlich da als du mir dein Herz ausgeschüttet hast, dass die beiden dich scheiße behandeln!", startete Mario einen Gegenangriff.

"Das stimmt so nicht. Marcel hatte nur sein Business im Kopf und Robin war mit den Gedanken schon in Australien. Wir haben uns einfach auseinandergelebt, mehr nicht", entschärfte Marco das Argument.

"Auseinandergelebt... Tzz! Und warum hat Marcel dich dann angeschrien, dass du dich seit du mit Scarlett zusammen bist so verändert hättest und nur noch dich und deine Beziehung im Kopf hast?! Warum habt ihr euch dann gegenseitig geblockt und die Freundschaft unter Gebrüll beendet? Ja, das war bestimmt weil ihr euch auseinandergelebt habt. Sicher Marco! Du bist kein Stück besser als ich!"

"Und selbst wenn?! Das ändert immer noch nichts an der Tatsache, dass ich mir auch wirklich die Zeit nehme mich mit meinen Freunden zu treffen und auch neben dem Platz Leute um mich habe, die mir wichtig sind und mit denen ich Zeit verbringe!", setzte Marco sich weiter zur Wehr.

"Ich nehme mir auch Zeit für meine Freunde!", argumentierte Mario weiter.

"Ach ja? Wen? Ann Kathrins dämlichen Bruder, der sie managed?", spitzte Marco die Sache zu.

"Nein! Dich zum Beispiel du Vollidiot!", fuhr Mario ihn nun wütend an.

"Ach komm, spar dir das. Wir haben seit Ewigkeiten nichts mehr wirklich gemeinsam unternommen."

"Trotzdem hab ich dich auch nach der Trennung immer noch als einen Freund gesehen!", spuckte Mario aufgebracht weiter, woraufhin Marco nur den Kopf schüttelte.

"Mir kannst du so einen Mist nicht erzählen. Du bist mir nachdem du mich abserviert hast ständig aus dem Weg gegangen, warum solltest du mich da dann noch als einen Freund zählen?", fragte Marco nur ungläubig und winkte Marios Argument desinteressiert ab.

"Weil ich dich liebe verdammt!", schrie Mario daraufhin laut und mit einem Mal war es mucksmäuschenstill.

Jeder stoppte was er gerade tat und sah zu den beiden Jungen, die sich nur wütend aber auch etwas überrascht anstarrten. Die unangenehme Spannung war mit einem Buttermesser zu teilen.

"Das ändert nur auch nichts", sprach Marco wieder als erstes.

Eine geschlagene Minute starrten sich die beiden noch weiter an, bis Mario schließlich wütend schnaubte und seinen Kopf zum Fenster drehte.

Er hatte genug von Marcos dummen Kommentaren und so steckte er sich schnell die Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik ganz laut um Marcos komplette Existenz zu übertönen.

Marco atmete ebenfalls tief durch und widmete sich anschließend wieder seinem Handy. Diese ganze Diskussion brachte sie doch keinen Schritten voran.

Und während die beiden so ihre Gedanken versuchten zu verdauen, setzte der Bus sich langsam in Bewegung und rollte von der Hotelanlage.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now