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Dem Training am nächsten Morgen sah Marco mit einem unwohlem Gefühl entgegen. Sie hatten zwar nur eine kurze Einheit am Morgen und würden den Nachmittag frei haben, aber dennoch wusste er nicht genau was auf ihn zukommen würde, was ihn verunsicherte.

"Wenn du so weiter nachdenkst wird dein Kopf gleich explodieren", scherzte Scarlett mit einem leichten Grinsen, während sie in ihr Vollkornbrötchen biss.

Marco schüttelte daraufhin den Kopf und sah verwirrt zu seiner Freundin auf.

"Du machst dir zu viele Gedanken Marco. Ich bin mir sicher, was auch immer du dir vorstellst, es wird nicht so schlimm werden."

"Und was ist wenn er mich wieder anschreit? Oder sagt, dass er mich hasst?"

"Ihr wart über fünf Jahre zusammen. Da ändern sich die Gefühle nicht einfach so von heute auf morgen. Klar wird es komisch werden, aber ich bin mir sicher, dass er dir nicht vorwerfen wird dich nie geliebt zu haben", widersprach Scarlett seinen Gedanken sofort.

"Sicher?", fragte Marco nur verunsichert nach und sah von seinem Frühstücksei zu der Blondine auf.

"Ganz sicher. Er weiß, dass er sich mit solchen Aussagen selbst belügen würde. Außerdem, wenn du ihm so egal gewesen wärst, hätte er sich die ganze Sache nicht so zu Herzen genommen", entgegnete Scarlett weiter.

Trostlos rührte Marco in seinem Kaffee herum und sah dabei zu, wie die braune Flüssigkeit einen Strudel bildete. Mario liebte Kaffee. Er hätte wahrscheinlich bereits zwei Tassen getrunken, während Marco die seine bis dato noch nicht einmal angefasst hatte.

"Hey, du gibst ihm heute sein Handy wieder, dann entschuldigst du dich vielleicht nochmal und wenn er nicht reden will dann belässt du es dabei. Stress dich deswegen nicht so. Und jetzt solltest du das Ei lieber essen anstatt es tot zu starren. Dein Training fängt in einer halben Stunde an", redete Scarlett auf ihn ein.

Marco nahm einen tiefen Atemzug und nippte nun endlich zum ersten Mal an seinem Kaffee, der inzwischen nur noch lauwarm war. Anschließend zwang er sich dazu wenigstens sein Ei zu essen und auch ein paar Bissen seines Brotes zu nehmen, ehe er sich motivationslos aufraffte und bereit machte das Haus für das Training zu verlassen.

Mit Schuhen an den Füßen, Jacke über dem Oberkörper, Trainingstasche über der Schulter und sogar einer Mütze auf dem Kopf stand Marco wenige Minuten später im Flur und starrte auf das weiße iPhone, dass ihn auf der Anrichte verurteilend ansah.

Scarlett hatte gerade den Brötchenkorb und die Marmelade zurück in die Küche gebracht als sie Marcos Anstarrwettbewerb mit dem Gerät bemerkte. Sie verdrehte daraufhin nur die Augen, ging auf die Anrichte zu, griff nach dem iPhone und steckte es Marco anschließend in die Jackentasche. Wie ein Zementstein wog er jetzt in seiner linken Jackentasche.

"Und jetzt mach dich verdammt nochmal ab. Und starr die Ampel nicht auch noch tot. Davon wird sie auch nicht schneller grün", gab Scarlett ihm noch mit auf den Weg und schob ihn anschließend in Richtung Haustür.

Elvis, der gerade aus dem Wohnzimmer getappst kam, bellte nur bestätigend und beschnüffelte Marco noch einmal, ehe er von Scarlett aus der Tür geschoben war.

Der Blonde ließ ein Seufzen seinen Lippen entweichen als die Tür hinter ihm wieder zu fiel.

Scarlett hatte ja schon recht. Er machte sich einfach verrückt Mario heute wiedersehen zu müssen. Er sollte damit aufhören die unendlichen Möglichkeiten des heutigen Trainings durchzugehen und sich viel mehr darauf konzentrieren diesen Tag abzuarbeiten, schließlich hatte er heute Nachmittag noch einen wichtigen Termin gemeinsam mit Jule, Sarah und Scarlett. Da sollte er doch schon mit dem Kopf bei der Sache und nicht bei seinem Ex sein.

Am Trainingsgelände angekommen, saß Marco noch einen Augenblick im Auto und atmete tief durch. Er würde dieses Training schaffen. Es war nur eine kurze Einheit und nach einer Stunde würden sie wieder gehen dürfen.

Er gab sich schließlich den Ruck und stieg mit Sporttasche über der Schulter und zwei iPhones in der Jackentasche aus dem Wagen. Selbstbewusst ging er mit einem strammen Schritt auf die Umkleidekabine zu und rannte beinahe in den kleinen Christian als er die Tür öffnete.

"Sorry Captain", murmelte dieser mit einem entschuldigenden Lächeln im Gesicht, ehe er sich an Marco vorbei aus dem Raum drückte.

Marco sah ihm noch kurz nach, ehe sein Blick durch den Raum streifte und letztendlich an Mario kleben blieb, der gerade sein Oberteil wechselte.

Der Blonde fasste noch einmal all seinen Mut zusammen und lief schließlich auf Mario zu. Er wollte diese Sache jetzt so schnell wie möglich hinter sich bringen.

Mario bemerkte ihn jedoch bevor er auch nur ein Wort hervorbrachte und sah ihn nur kritisch an.

"Hey...", hauchte Marco nervös, "du... du hast das hier im Auto vergessen."

Mit zitternden Fingern zog Marco Marios Handy aus seiner Jackentasche und hielt es seinem Ex-Freund entgegen. Ohne ein weiteres Wort zog Mario es ihm aus der Hand und verstaute es anschließend in seiner Tasche.

"Ann Kathrin und ich holen heute Nachmittag meine Sachen ab", verkündete er und widmete sich wieder emotionslos seinen Trainingsklamotten.

"Aber Scarlett und ich haben heute Nachmittag einen Termin", entgegnete Marco.

"Ich hab einen Schlüssel, schon vergessen? Den lass ich dir dann aber auch auf dem Esstisch da wenn wir alles haben", erklärte Mario weiter.

Diese Worte lösten ein weiteres unwohles Gefühl in Marco aus und er begann von dem einen auf das andere Bein hin und her zu wippen. Er wollte doch eigentlich gar nicht, dass es zwischen Mario und ihm zu Ende war. Er wollte nicht, dass er auszog und ihre Beziehung damit final beendete.

"Okay...", war jedoch alles was er murmelte und als Mario ihm im Gegenzug nur den Rücken zuwandte und weiter in seiner Tasche kramte, wendete auch Marco sich wieder traurig ab und begab sich auf seinen Platz.

Dabei verpasste er wie Mario sein Krammen unterbrach als er sich gerade abgewendet hatte und für einen Augenblick gewillt gewesen war nachzugeben und sich zu Marco umzudrehen.

Stattdessen hielt der Brünette still und kämpfte mit den Tränen, ehe er die Augen schloss. Auch ihn schmerzte die ganze Situation, aber es war besser für sie beide.

Das sein Handy in genau diesem Moment mit einer Nachricht von seinem Vater aufleuchten musste und so das glückliche Hintergrundbild von Marco und ihm zeigte, war ein weiterer Faktor, der ihm diese Situation nicht leichter machte.

Hope for LoveWhere stories live. Discover now