Kapitel 12

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Ich hörte das Geschirr und die Gläser vom Esszimmer klirren und ich hörte wie sie sich flüsternd (über mich natürlich) unterhielten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, klopfte es an meiner Tür und ich wusste was mir bevorstehen wird.
Standpauken oder auch gespielte Empathie von Mama.
Aber es war nicht Mama die eintrat, es war überraschenderweise Caro.
"Kann ich mich setzen?", fragte sie und deutete auf meinen Stuhl.
"Was willst du hier?", antwortete ich als Gegenfrage, sie aber setzte sich nur.
"Ich wollte dir von meinem Kuss erzählen.", sagte sie.
Sie wusste wie neugierig ich stets war.
Aber trotzdem tat ich so als würde es mich nicht interessieren.
"Das will ich nicht wissen."
"Doch, das willst du. Jonas hat mich nämlich geküsst."

Ich wollte ein Pokerface aufsetzen.
Ich wollte mir nichts anmerken lassen.
Aber ich merkte selber, dass ich dies nicht schaffte.
Ja sogar Tränen bildeten sich in meinen Augen!

Diese blöde ... !

Es war eine elender Schmerz der sich in mir ausbreitete.
Ein Schmerz den man mit Wörtern nicht beschreiben konnte.
Es war einfach nur Herzschmerz, der mehr weh tat, als alles andere auf dieser Welt. Es war eine Mischung aus Wut, Trauer und Eifersucht und das Bedürfnis in Ohnmacht oder in eine Starre zu fallen.
"Beziehungsweise habe ich ihn geküsst.", fuhr sie fort und schmunzelte. "Er hat ja ein neues Motorrad und er hat mich auf eine Probe Tour mitgenommen."

Die wollte er eigentlich mit mir machen! Am liebsten würde ich nun irgendwas zerstören, schreien oder einfach bitterlich weinen.

"Wir sind ein kleines Stück gefahren und dann waren wir alleine..."

Ich konnte nicht mal in Worten ausdrücken, was für ein bitterlichen Herzschmerz ich verspürte.
"Wir haben normal geredet bis wir uns naja du weißt schon, tief in die Augen geguckt haben und dann haben wir uns geküsst."

Caro atmete tief und verträumt ein. Sie musste vor Glück platzen, wahrscheinlich. Kann ich ihr nicht übel nehmen. Ich würde mein Leben dafür geben, um das zu machen.
"Und warum erzählst du mir das alles?", fragte ich und stellte erleichtert fest, dass meine Stimme nicht versagte, obwohl ich am liebsten heulen würde.

"Weil ich eben mit Mama und Papa darüber geredet hab. Ich habe sie gefragt, ob er mit uns in den Urlaub fahren kann."
Oh. Man.
In mir breiteten sich gemischte Gefühle.
Wollte ich das?
Ja, das wollte ich.
Aber wollte ich ihn mit Caro sehen?
Nein, das nicht. Das auf gar keinen Fall!

"Geh raus.", sagte ich so unbekümmert wie möglich.

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich soll dich fragen, ob das für dich okay ist."

"Geh raus.", wiederholte ich.

Sobald die Tür ins Schloss fiel, schloss ich sie richtig ab, bemerkte dabei dass ich zitterte ließ mich an der Türe auf den Boden sinken. Sofort strömten die Tränen. Ich weinte und weinte.
Putzte mir die Nase, wischte die Tränen weg, aber das alles schien nicht zu helfen.
Ich war emotional zerstört.
Alles woran ich denken konnte war Jonas.

Jonas küsst Caro. Sie halten Händchen. Sie sind glücklich.
Ich schluchzte und geriet in Atemnot, rappelte mich dennoch auf um mich im Spiegel zu betrachten.
Das war alles nur mein Übergewicht schuld.
Eigentlich hätte ich diese Spritztour mit ihm machen müssen!
Aber nur weil wir nicht zusammen auf das Bike passten, zog er die dünne, schlanke Caro vor.
Wenn ich da wäre hätte er bestimmt mich geküsst.
Aber nein.

Nur weil ich immer noch Kalorien zu mir nehme.
Nur weil ich so fett bin.
Nur weil zu locker mit mir umgehe.
Ich musste den Schmerz kompensieren.
Also ging ich ins Bad, schloss mich ein und kotzte mir die Seele aus dem Leib. Aber auch das half nicht ganz. Dieser Schmerz konnte man nicht ungeschehen machen, oder beseitigen. Er würde bleiben, bis an mein Lebensende.

Federleicht Where stories live. Discover now