Kapitel 50

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Die Sonne ging unter und ich ging nach einem langen, lustigen Gespräch zurück in mein Zimmer. Sophia war ebenso da und wir grüßten uns mit einem kurzen Hallo, aber dann putzte ich meine Zähne und legte mich gleich ins Bett.
"Das tut mir leid wegen eben.", sagte Sophia dann plötzlich.
"Was meinst du?", fragte ich ohne mich zu ihr zu drehen oder mich aufzusetzen.
"Dass Amanda so gemein zu dir war. Sie hat dich ja weggeschickt."
Weil ich mich vorhin so gut mit Sebastian unterhalten hab, hatte ich das schon fast vergessen.
"Das muss dir aber nicht leidtun.", sagte ich, setzte mich auf und schaute sie an.
"Doch, ich hätte irgendwas sagen sollen."
Ich zuckte mit den Schultern. "Das ist mir wirklich Wurscht, das musst du mir glauben."
"Okay gut, dann bin ich erleichtert."
Wir schwiegen kurz. "Amanda ist halt so. Du musst ihr die Freundschaft erweisen. Und in dem Moment hatte sie über ein Geheimnis gesprochen."
"Ist gut. Wie gesagt, es ist mir Wurscht."
"Sicher?"
"Ganz sicher.", obwohl ich mir da doch nicht so sicher war.
"Okay. Am Anfang ist mir das voll nahe gegangen, deswegen frage ich."
"Wie lange bist du schon hier?"
"Lange. Aber Amanda noch länger. Deswegen hat sie so viel zu sagen glaub ich."
"Ah okay, gut zu wissen."
Sie lächelte mich an. "Und du freundest dich gerade mit Sebastian an?"
"Ja. Er ist ein netter Junge."
"Wenn er nicht so Spargeldünn wäre, würde ich mit ihm ausgehen." Und das sagte eine, die selbst Spargeldünn war. Ich erwiderte nichts. Mit ihr würde ich ganz sicher nicht über Sebastian lästern.
"Ich hoffe du denkst nicht falsch von mir, also dass ich arrogant bin oder so. Aber ich finde breite, muskulöse Männer schöner als Sebastian."
"Hast du einen Freund?", fragte ich sie um endlich nicht mehr von Sebastian reden zu müssen.
"Nein.", antwortete sie etwas beschämt. "Und du?"

"Joa. Wir haben uns gestritten, bevor ich hierher gekommen bin."
"Oh. Vielleicht wird er dich ja am Besuchstag besuchen." Ich zuckte nur mit den Schultern und dachte über den Begriff „Besuchstag" nach. Es hörte sich so an, wie als seien wir im Knast und dürfen irgendwann Besuch bekommen. Naja, wenn man Genua überlegt, waren wir auch im Knast, nur mussten wir noch, neben der Freiheitsberaubung, viele Kilos zulegen.
"Hey, Elena, wenn du willst kann ich dir mein iPad ausleihen, dann kannst du etwas surfen."
"Das würdest du echt tun?" Wow, ich war überwältigt, denn das war echt nett.
"Ja, kein Problem." Und sofort besuchte ich das Forum von Federleicht.

Federleicht1: Warum hast du das nicht ausgekotzt?! @crazythingirl

Iwanttobeskinny: Du arme...

Crazythingirl: Ich konnte nicht! Meine Ma hat mich die ganze Zeit überwacht.

Federleicht1: dann kotz ihr verdammt nochmal vor die Füße! Du bist doch kein Zehn mehr, dass deine Mutter das sagen über dich hat. Es ist DEIN verdammtest Leben, du verwirklichst DEINE verdammten Ziele! @crazythingirl

Ciara44: Wow, das war ja eine klare Ansage.

Annalena45: Outsch.

Federleicht1: NOCH EIN BLÖDER KOMMENTAR UND ICH WERFE EUCH RAUS!!!

Ciara44 hat den Chat verlassen.
Annalena45 hat den Chat verlassen.

Iwanttobeskinny: @Federleicht1 hast du die beiden gerade rausgeworfen?

Federleicht1: Nein du doof. Wie lange bist du schon hier und du solltest wissen, dass man bei 'XY hat den Chat verlassen' nur offline ist.

Iwanttobeskinny: Sorry, ich hatte das vergessen.

Federleicht1: dann stell keine blöden Fragen mehr, dann nehme ich deine Entschuldigung an. @Anele123 ich sehe, dass du online bist und alles liest.

Das war an mich gerichtet, ich bin Anele123.

Anele123: Oh ja hallo zusammen. Ich wollte ungern unterbrechen.

Iwanttobeskinny: Hallo @Anele123! Wie ist es in der Klinik?

Crazythingirl: Du darfst schon ein Kommunikationsmittel haben?? Obwohl du erst heute gekommen bist?

Anele123: Meine Zimmergenossin hat mir ihren ausgeliehen.

Iwanttobeskinny: Voll nett :)

Anele123: Die Einrichtung ist schön. Habe viel gegessen und dann, ohne dass es jemand gemerkt hat, gekotzt.

Crazythingirl: Wow super.

Federleicht1: Weiter so @Anele123. Das freut mich, dass der erste Tag gut gelaufen ist. Wie sind die Mädchen?

Anele123: es gibt nette, als auch anstrengende. Sowie in der Schule halt.

Ich war total im iPad vertieft, bis Sophia mich ansprach. "Ich will ungern unterbrechen, Elena, aber gleich kommt eine Schwester und guckt ob alles okay ist. Dann solltest du das Tablet weglegen."
"Danke dass du mir das sagt, Sophia ."

Anele123: Ich kann nicht mehr schreiben, Leute. Bis irgendwann.

Anele123 hat den Chat verlassen.

Bevor ich Sophia den Laptop zurück gab löschte ich den Verlauf. Sie sollte nichts davon lesen, es ging sie überhaupt nicht an, auch wenn sie nett zu mir war.

"Gute Nacht.", sagte ich ihr.

"Gute Nacht."

*

"Elena? Bist du schon wach?" Vorsichtig entriss Sophia mich aus dem Schlaf. "Es gibt jetzt Frühstück und dann haben wir Unterricht." Nein. Beides war viel zu anstrengend, ich könnte im Moment wirklich heulen.
Dennoch rappelte ich mich auf und ging ins Bad um mich fertig zu machen.
"Ich gehe schonmal okay!", rief Sophia von draußen. "Kennst du den Weg?"
"Ja.", sagte ich. "Geh nur."
Nach dem ich fertig war ging ich raus und war mir doch nicht so ganz sicher, wo sich der Raum befand. Great.
Ich ging irgendwelche Fluren entlang bis ich ein bekanntes Gesicht sah.

"Hey, Elena!", grüßte mich Sebastian freundlich.
"Hey! Hast du dich auch verirrt?", fragte ich ihn dann.
"Ach so.", sagte er und wirkte etwas enttäuscht. "Du hast mich also gar nicht aufgesucht."
"Was? Nein, sorry. Ich muss frühstücken und ich hab vergessen wo das ist."
"Folg mir.", sagte er und lächelte mich an. "Und wie war die erste Nacht hier in der Klinik?"
"Ich bin aufgestanden und wusste nicht wo ich war. Sonst war alles okay."
"Sicher?"
"Jap, ganz sicher."
"Mit wem teilst du dir eigentlich dein Zimmer?"
"Mit Sophia."
"Ach die."
Ich schaute ihn lächelnd an. "Du scheinst sie nicht so zu mögen."
"Nö, das ist es nicht.", erwiderte er während er mir einen Stuhl zurecht rückte, was echt nett war. "Ich weiß nur nicht, ob sie ein netter oder nicht netter Mensch ist. Sie ist einfach ein Mitläufer, und das finde ich nicht cool."
Mitläufer sein, wie gut ich das nur kannte.
"Also magst du die 'Amanda- Gruppe' nicht so?"
Diese Schwester von gestern, aus ihrem Namensschild entnahm ich, dass sie Fiona hieß, reichte mir einen Zettel auf dem mein Ernährungsplan stand.
"Guten Appetit."
"Danke.", murmelte ich. Dann gingen Sebastian und ich auch schon zum Buffett.
"Du hast keinen Ernährungsplan?", fragte ich ihn.
"Ich kenne den schon auswendig. Es wird trotzdem notiert, was ich genau esse."
"Okay."
"Jedenfalls, nein ich mag die Amanda Gruppe nicht. Im Laufe der Zeit wirst du verstehen wieso."
Ich konnte es mir nur gut vorstellen. Alleine die Erfahrung von gestern sprach Bände, als sie mich so unverschämt wegschickte.
"Versprich mir, dass du nie zu ihnen gehören wirst."
"Sebastian das wird nie passieren, die mögen mich gar nicht. Außerdem habe ich ja dich. Wir werden gute Freunde."

Er lächelte mich an. "Es ist paradox wenn ich guten Appetit sage, oder?", fragte er mich nach dem wir wieder an unserem Plätzen saßen.
"Ja. Schon.", erwiderte ich lachend.
"Ich hoffe es stört euch nicht wenn ich hier bei euch sitze?", fragte Schwester Fiona. "Tut so als wäre ich nicht da."
Das taten wir auch schon vorher. Während wir uns wieder gut unterhielten, notierte Schwester Fiona ganz genau was wir aßen, und wie viele Kalorien das hatte.

Federleicht Where stories live. Discover now