Kapitel 33

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"Und wer veranstaltet die Party?", fragte Caro mich während ich mich schminkte und sie mir neugierig zuschaute.
"Julia."
"Aha. Und wie viele sind eingeladen?"
"Viele. Um die hundert."
"Weißt du ob meine Freundinnen eingeladen sind? Kerstin oder so?"
"Frag sie doch selbst.", antwortete ich.
"Nein. Dann weiß sie doch, dass ich nicht eingeladen bin." Ich verstand sie nicht. Aber was ich bemerkte, war, dass sie eifersüchtig war.
"Ich weiß nicht, ob sie eingeladen sind."
Ich war dann fertig und checkte mein Handy, ob ich eine Nachricht von Jonas bekommen habe.
Und so war es.
"Okay ich muss los.", sagte ich dann Caro und ging an ihr vorbei.
Als ich beim Rausgehen in Caros Gesicht schaute erkannte ich ganz klar Eifersucht, denn früher gab es solch ähnliche Situationen.
Nur, dass ich diejenige war, die neugierig gefragt hat und Caro diejenige, die selbstfällig antwortete. Dass sie diejenige war, die schlabbrige Pyjama trug und ein Partykleid, das Julia mir empfohlen hat. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass sich das mal ändern würde.
Jonas wartete bereits vor der Haustür und begrüßte mich mit einer kurzen Umarmung.
"Hey, Ginger. Du siehst umwerfend aus." Das und ziemlich rot. Denn ich reagierte immer mit Rotanlaufen auf Komplimente oder auch peinliche Situationen.
Jonas grinste mich an nahm meine Hand, und dann gingen wir auch schon los. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie glücklich war. Wir unterhielten uns über dies und jenes und mir fiel auf, dass wir uns im Laufe der Zeit immer näher gekommen und offener zueinander sind. Wir konnten viele Witze reißen und zusammen lachen. Jonas sagte mir zum Beispiel, dass sein geheimes Talent war, einen Euro auf der Nase balancieren zu lassen. Er interpretierte mein Lachen, als unglaubwürdig und wollte es mir sofort beweisen. Und tatsächlich konnte er es. Er setzte noch einen drauf und balancierte auf auf den Bordstein. Ich konnte nicht anders als zu lachen und das aus dem Herzen. Jonas lachte mit, kam dann wieder zu mir und zog mich zu sich.
Julias Haus war nicht so weit weg, daher kamen wir sehr schnell an. Man konnte die Musik und die gute Stimmung schon am Anfang der Straße hören. „Wow, Das hört sich krass an.", sagte Jonas. „Aber Julia schmeißt ja auch die besten Partys." dann schaute mich Jonas an. „Hey, kannst du mich davon abhalten viel zu trinken? Ich möchte mich morgen an heute erinnern."
„Indianerehrenwort, ich verspreche es!" Jonas grinste mich an, und legte dann eine Hand um meine Hüfte.
Dann standen wir vor Julias Haus. Ich war total überwältigt, da es meine erste richtige Hausparty war. Die laute Musik, die durch die riesige Musikanlage lief, brachte richtig Stimmung und alle tanzten und sangen mit. Es war eine richtig gute und positive Stimmung. Ich hatte im Gefühl, dass es richtig cool werden würde, bis Julia, perfekt angezogen in einem knappen Cocktailkleid, und der perfekt sitzenden Frisur, tanzend auf Jonas und mir zukam.
"Elena!", rief sie gut gelaunt. Wie üblich grüßten wir uns mit einem Kuss auf die Wange.
"Und hallo.", sagte sie dann mit einem aufreißenden Unterton und schaute Jonas eindringlich ich die Augen.
"Hey.", antwortete Jonas unbekümmert. "Danke für die Einladung."

"Ach, nichts zu danken. Typen wie dich möchte man doch immer dabei haben."
Er lachte auf. Und mich machte es etwas eifersüchtig, dass sie mit ihm flirtete. Sie fuhr sich durch ihr schönes Haar, schenkte ihm ein süßes Lächeln und kicherte schüchtern.
"Hey Elena!", rief Bella mir gut gelaunt zu, als sie auf uns zu kam und ich war froh, dass sie den Moment von Julia zerstört hat. "Und hallo...", sagte Bella dann an Jonas gerichtet.
"Das ist Jonas.", erklärte ich. "Mein Nachbar."
"Ahh, hallo!", rief sie begeistert.
Sie lächelte ihn neugierig an, aber zum Glück nicht so hungrig wie Julia.
"Okay, Freunde, kommt rein, genießt die Zeit, bedient euch an den Drinks!", sagte Julia und machte eine einladende Geste zu ihrem Haus. Es war kein Geheimnis, dass Julia super reich war und ihr Vater war auch ein angesehener Anwalt, der einen guten Ruf in der Stadt hatte.
"Warst du schonmal hier?", fragte ich Jonas.
"Ja. Aber damals hat Julia mir gar keinen Beachtung geschenkt.", flüsterte er.
Ich musste kichern. Also störte ihn das.
Als wir letztendlich drinnen waren, sah Jonas vieler seiner Freunde, er grüßte sie, stellte sie mir vor und unterhielt sich kurz mit ihnen.

Es war wirklich schön. Erst recht als Jonas irgendwann meine Hand in seine nahm. Nach dem Jonas all seien Freunde begrüßt hatte, zog er mich zur Tanzfläche, wo ganz viele wild tanzten. Wir taten dergleichen und tanzten. Ich war voller Adrenalin, mein Herz pochte und ich fühlte mich total lebendig hier zwischen den vielen Leuten am tanzen. Obwohl so viele Leute um mich herum waren, sah ich nur Jonas, der auch nur mir Beachtung schenkte. Wir tanzten und lachten ohne wirklich einen Grund zu haben. Irgendwann nahm er wieder meine Hand, und führte mich zur Bar. „Ich sterbe vor Durst!", rief er über die laute Musik und wir beide waren vor lauter Tanzen völlig aus der Puste. Er bestellte für uns beide, wir nahmen die Drinks und zogen uns in eine ruhigere Ecke zurück. Ich war immer noch voller Adrenalin und fühlte mich völlig elektrisiert. Jonas schlug vor, dass wir ein Wetttrinken machten und wir alberten mit dem Glas Wasser nur rum. Er gewann natürlich, musste dann aber lachen, und traf mich mit dem Wasser. Das brachte uns nur noch mehr zum Lachen, während er ein Tuch nahm und versuchte mich abzutrocknen. Als wir uns ganz nahe standen, hatte ich nur Augen für seine Lippen und wir kamen uns immer näher. Mein Herz hämmerte mir bis in den Hals, während er seine Lippen näher zu meinen brachte. Ich sehnte mich nur nach seiner Körpernähe, doch der Moment wurde leider zerstört.
Denn Julia kam buchstäblich zwischen uns.
"Hallo.", sagte sie mit einem sehr reizenden Unterton. Ihr Hallo war auch nur an Jonas gewandt, als wäre ich gar nicht hier.
"Gefällt es dir?", fragte sie und stellte sich dann auch noch zwischen uns, sodass ich ihrem Rücken vor mir hatte. Ich fasste es nicht.
"Schließ Elena doch nicht so aus.", sagte er irgendwann, worauf sie ihren Kopf schief legte. "Elena?", fragte sie mit gespielter Verwirrung. Dann drehte sie sich um, legte ihre Hand als erschrockene Geste an ihrem Mund und entschuldigte sich. "Hab dich gar nicht gesehen!"
"Nicht schlimm.", sagte ich, obwohl ich es überhaupt nicht meinte.
"Hey, ähm, Bella hatte dich eben gesucht.", sagte Julia und spielte dabei an ihren Haarspitzen rum. "Sie braucht deine Hilfe. Du weißt schon... Jungskram und so."
Bella hatte gar keinen Freund. Julia log mich ganz klar an, nur um mich loszuwerden.
Und dann stellte sie sich so unschuldig und nett vor Jonas da, als ob Bellas 'pseudo- Gefühle' ihr irgendwann mal irgendwas bedeutet haben. Aber ich verstand die Message.Wir waren in ihrem Haus. In ihrem Territorium unter ihren Regeln, da musste ich besser gehorchen um es nicht bereuen zu müssen.
Ich entschuldigte mich bei Jonas und ging dann, auf der Suche nach Bella. Vielleicht lag ja ein Stückchen Wahrheit in der Geschichte.
Naja, naiv von mir gedacht zu haben. Bella war mit zwei Mädchen und vier Jungs Flaschendrehen am spielen und amüsierte sich prächtig.

"Hey Elena, komm spiel mit uns!", rief sie. Wenigstens war eine freundlich. Es wunderte mich, dass sie nichts von Julias Verhalten hatte. Wahrscheinlich war sie zu naiv dazu. Es war ein schmutziges Flaschendrehen, bemerkte ich nach dem ich gerade mal zwei Sekunden dabei saß. Trinken, küssen, Zungen Kuss und so weiter, und darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Also stand ich gleich wieder auf, die betrunkenen Leute gingen mir auch echt auf die Nerven. Das Gute war, dass es so groß und so schön bei Julia zu Hause war, denn so wurde mir nicht langweilig.
Ehrlich gesagt hätte ich es vorgezogen zu Hause bei Caro zu bleiben. Und nicht hier in den Gängen zu spuken, bis ich irgendwann wieder ins Wohnzimmer kam und Julia und Jonas sah.
Sie biss sich auf die Lippe und schaute ihm eindringlich auf seine. Es war nicht zu übersehen, wie sie immer näher kam und irgendetwas flüsterte.
Und schließlich küsste sie ihn.

Diesen Anblick konnte ich nicht ertragen, und ich lief einfach raus.
Es tat schrecklich weh, mein Magen zog sich zusammen und so auch mein Herz. Nichts tat mehr weh als Herzschmerz, gegen das man keine Medizin hatte. Es war mir etwas unangenehm, aber ich konnte mir die Tränen nicht verkneifen und lief weinend nach Hause. Ich hoffte mich würde keine, denn wenn dies der Fall wäre, würde es sich in unserer Stadt rumsprechen.

Aber sowie ich es mitbekommen habe, kam ich ohne irgendjemanden Wichtigen getroffen zu haben, zu Hause an. Ich kramte in meiner Tasche nach einem Schlüssel und öffnete mit zitternden Händen die Tür. Auf dem Weg zu meinem Zimmer traf ich zum Glück keinen, weder meine Mutter noch Caro.
Und so konnte ich ungestört ins Bad und mir die Seele aus dem Leib kotzen und mich ritzen und heulen. Es war in irgendeiner Weise befreiend, obwohl mich der Herz noch immer plagte. Leider wusste ich ganz genau, dass ich diese Nacht nicht schlafen konnte. Ich legte mich aufs Bett und starrte auf die Decke. Es war so schön, bis Julia gekommen ist. Jonas und ich sind uns so nahe gekommen, wie noch nie zuvor. Ich war mir sicher, sie haben sich noch viel geküsst, denn Julia war ein wunderschönes, charmantes Mädchen, das immer bekam was sie will.
Ich konnte nicht mehr still liegen, ich legte mich zur Seite, krümmte mich wie ein Embryo und weinte mir leise, damit mich keiner hörte, die Seele aus dem Leib.

Federleicht Where stories live. Discover now