Kapitel 36

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Julia hat das, was sie in der Schule mit Bella besprochen, in Tat umgesetzt. Sie ignorierte mich. Heute morgen gingen wir gleichzeitig die Treppen rauf zum Schulhof und da hat sie mir in die Augen gesehen und im gleichen Moment wieder weggeguckt. Und jetzt saß ich hier, an einen Blumensockel, alleine und schaute mich um. Keine Lisa, keine Julia. Niemand.
Die Zeit zog sich unerträglich lange und war auch unangenehm. Die ganzen neugierigen Blicke auf mir zu spüren, denn sonst sah man mich nur bei Julia an der Seite. Jetzt allein.
Im Unterricht setzte ich mich auf einem der freien Plätze der ersten Reihe, um Julia aus dem Weg zu gehen. Es war mir schrecklich unangenehm, als Lisa in dem Moment zu mir schaute. Neugierig, was heute los war.
Dann sprach ihre neue beste Freundin Tina sie an, beide lachten und Lisa gab mir dann keine Aufmerksamkeit mehr.
"Rückt die Tische auseinander.", sagte meine Erdkunde Lehrerin. Hörte ich nicht richtig?
Schreiben wir einen Test?
In der Tat. Sie teilte einzelne Blätter aus und ich konnte nicht fassen, dass ich das verplant hatte.
Ich las mir die Fragen durch, konnte mich an einpaar Einzelheiten des Unterrichts erinnern, aber trotzdem war es nicht genug, um irgendetwas aufzuschreiben.
Also stand ich nach einer kurzen Zeit auf und gab ihr den Test zurück. Sie wiederum schaute mich mit großen Augen an. Nichts, außer den Namen zu schreiben, war eigentlich nicht Elena- Style.

*

Ich dachte der Schultag sei mies gelaufen, ohne ein schönes Ereignis. Bis ich aber Jonas hier sah. Er war an seinem Motorrad angelehnt, den Helm in der Hand und mich am anlächeln.
"Hey, Ginger.", sagte er und küsste mich dann.
"Hey."
"Wie war die Schule?"
"Wie immer.", log ich. Sie war schrecklich. Wie noch nie.
"Gut, dann machen wir jetzt etwas spannendes."
"Super." Bitte nichts essen. Bitte nichts essen. Bitte nichts essen.

Jonas wollte mir nicht verraten wo es hingeht. Aber er meinte, er hätte sich heute extra frei genommen, um mir das zu zeigen.
Wir fuhren in Richtung Park. Und unwillkürlich musste ich daran denken, dass er dies auch mit Caro gemacht hat.
Schnell verdrängte ich den Gedanken und genoss einfach den Moment.

Jonas parkte das Motorrad, nahm meine Hand und so spazierten wir eine Weile. Dann, als wir weiter abseits von den anderen Leuten waren, holte er eine Decke aus seinem Rucksack, sodass wie uns hinsetzen konnten.
„Ich bin natürlich bestens vorbereitet.", sagte er und packte dann Saft und zwei Becher aus. Dann holte er noch eine Dose raus. „Caro hatte mir mal gesagt, dass du Sandwichs liebst. Ich habe uns zwei gemacht." einerseits fand ich es süß, andererseits wollte ich echt nicht essen, weil ich weiter abnehmen wollte.
„Wow, Jonas, das war doch nicht nötig."
"Doch, na klar. Nach der Schule hat man ja auch immer Hunger." Er registrierte mein Zögern.
„Und ich wollte wissen, ob du isst.", sagte er.
"Wie bitte?", fragte ich. Habe ich richtig gehört?
"Caro hat mir von deinem... Essverhalten erzählt. Bestimmt kannst du es nicht mehr hören, aber so gesund ist das nicht."
Keine Lügen. Vor Mama ja, da sie überfürsorglich war, aber vor Jonas wollte ich ehrlich sein.
"Ich will aber noch abnehmen."
Er lächelte mich warm an. "Ich weiß. Aber du hast eine tolle Figur. Und du siehst super aus. Du hast es nicht nötig weiter abzunehmen."
"Danke." Ich lief rot an.
"Ich weiß, das fragt man Frauen nicht, aber wie viel wiegst du, Schatz?"

Er wirkte so kümmernd. So süß. Und aufmerksam. Diese Frage war keineswegs beleidigend gemeint.
"60 Kilo.", antwortete ich ehrlich.
"Bei deinen 1,70m ist das doch total normal!"
"1,68.", korrigierte ich.
"Guck mal." Er kramte in seinem Rucksack und holte einen Taschenrechner raus. "Ich hab gestern extra geguckt wie man den BMI berechnet. Gewicht durch die Größe im Quadrat. Bei dir wäre es..."
Ich fand ihn so attraktiv, wie er konzentriert auf den Taschenrechner schaute und sich aktiv um mich kümmert.
"21.3! Das ist das ideale Gewicht."
"Danke Jonas.", sagte ich und wusste wirklich zu schätzen, dass er sich so um mich kümmerte.
"Ich habe Angst um dich.", sagte er und schaute mich wieder ernst an.
"Wieso das?"
"Ich hab viel recherchiert. Es gibt da so eine Krankheit... die heißt Magersucht. Viele Frauen leiden darunter, weil sie abnehmen und ihre Grenzen nicht finden."
"Ach, Jonas ich doch nicht."
"Ich will dich nur warnen. Denn ich liebe dich."
"Ich liebe dich auch."
Er kam zu mir und küsste mich dann.
"Okay. Dann ist das ja geklärt. Du hörst auf abzunehmen, weil du schon wunderschön aussiehst. Dann können wir ja jetzt essen."
"Ja.", sagte ich und wusste nicht, ob ich es wirklich ernst meinte.
Würde ich fJonas aufhören abzunehmen?
Ich war aber noch zu dick. Auch wenn dieser BMI Wert etwas anderes sagt, im Spiegel sehe ich fett aus.

Federleicht Where stories live. Discover now