Kapitel 59

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"Elena gibt es etwas, das du mir verschweigst?" Ich schluckte schwer.
Noch nie hatte ich sie so gesehen, weil sie üblicherweise dieses strahlende Lächeln im Gesicht hatte und Wärme ausstrahlte.
Aber jetzt durchforsteten diese klar blauen Augen mich so, als wollten sie jedes kleinste Geheimnis erfahren, was ich auch nur besaß.

"Nein.", antwortete ich und versuchte ruhig zu wirken. Aber Ruhe war ganz sicher nicht gefragt, denn ich wurde eben vom Frühstück von einer Schwester gebeten sofort zu Sabrina zu gehen.
Sofort, schnell, ohne vorher aufs Klo zu gehen, oder ein Wort mit den Mädchen zu wechseln.

Und nun saß ich hier, Sabrina vor mir und das erste was sie sagte war: verschweigst du mir etwas.

"Ich habe dir vertraut, Elena. Du hast so gut gestartet. Deine Bezugsperson war Sebastian, der auf dem Weg zu Besserung ist, dann hast du auch ohne, dass man dich zehn mal dazu auffordern musste, gegessen. Aber ich hätte es von Anfang an merken sollen, dass du nur eine Masche spielst." Irgendwie trafen mich diese Wörter wie Gift in meinen Adern. Es verletzte mich zutiefst was sie alles sagte, obwohl sie mit jedem Wort recht hatte. Sie hat mir vertraut und tat es jetzt nicht mehr. Sie hörte sich wirklich enttäuscht und wütend an.
Aber wie hat sie das alles rausbekommen?

"Elena guck mir bitte in die Augen und antworte mir ehrlich. Bist du noch an abnehmen?"

Ich konnte nicht antworten, weil ich sie nicht erneut anlügen, aber auch nicht die Wahrheit sagen wollte.
"Wie ich es mir gedacht habe.", sagte sie dann und seufzte. "Schwester Fiona hat sich gestern gewogen und gemerkt, dass du die Waage sabotierst. Es gibt zwei. Wusstest du davon?"
Auch jetzt war ich nicht imstande die Wahrheit zu sagen.

"Wenn du es nicht getan hast, würdest du dich jetzt wehren. Aber du schweigst. Das heißt, du wusstest das." Es folgte eine kurze Pause, die unerträglich war. "Gib mir bitte dein Handy."
Ich gehorchte.

"Und raus darfst du auch nicht. Ich möchte, dass du notierst was du isst. Wenn du weiterhin abnimmst, wird es Konsequenzen geben. Hast du das verstanden?" Ihre Worte trafen mich wie Messerstiche im Herzen. Ich nickte kaum merklich den Kopf.

"Gut, dann kannst du gehen."

Schon als ich um die Ecke bog kamen Amanda und ihre Freundinnen mir entgegen.

"Was ist los?", fragte sie gleich.

Und jetzt ließ ich alles raus und heulte. Ich heulte und Amanda nahm mich tröstlich in den Arm.

"Elena wir gehen jetzt in mein Zimmer und dann sagst du uns was passiert ist."
Ich war damit einverstanden, weil ich so weit weg wie möglich von Sabrina wollte. Es war auch total tröstlich von Amanda gehalten zu werden, da sich dies wie ein sicherer Halt anfühlte.

Sophia öffnete die Tür zu Amandas Zimmer, und Amanda führte mich zum Bett. Währenddessen gab Ines mir ein Taschentuch und dann hockten sich alle Mädchen um Amanda und mir und schauten mich an.

"Die h-haben das m-mit der Waage raus bbekommen.", sagte ich zwischen tiefen Schluchzern. "Sabrina weiß, dass ich nicht zunehme und war extrem s-sauer."

Allein daran zurück zu denken wie sie mich angeschaut hat, ließ mich schaudern.

"Oh nein.", sagten manche und Amanda hielt meine Hand stärker fest.
"Mädels, das wäre früher oder später rausgekommen.", sagte sie selbstsicher. "Jetzt werden die vor jedem Wiegetermin die Waage kontrollieren."

"Scheiße..."

"Die werden den Unterschied sehen.", murmelte Amanda dann. Sie schaute starr auf den Boden, und war in ihren Gedanken vertieft. Und ich dachte auch, dass meinetwegen die anderen Mädels große Probleme bekommen würden. Das machte die Situation umso schlimmer.

Federleicht Where stories live. Discover now