Chapter 58: Verdammt Thea!

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21. Juli; Montag
Thea

Es war nicht leicht von der kleinen Party zu entkommen. Jeder wollte sich unbedingt von Liam verabschieden, weil sie sich seit langem nicht gesehen hatten und es dauerte gefühlt ewig, bis wir endlich da weg kamen. Lustigerweise stellte mich Liam als seine Freundin bei seinen bekannten vor. Vor seinen Eltern jedoch waren wir nur Freunde.
Ich hinterfragte es nicht.
Wahrscheinlich tat er das, weil George wahrscheinlich sowieso überall rum posaunen würde, das wir uns fast geküsst haben.
Außerdem kann dies ja auch niemandem entgangen sein, da ich mir vorkam, als wäre ich in einer anderen Welt. Eine Fremde, die jeder beobachtete, das sie bloß nichts falsches anstellt.
Das war ganz und gar nicht angenehm.

Aber jetzt war ich hier. Grinsend stand ich in meinem Zimmer und betrachtete mich im Spiegel.
Ich war diesem Jungen so vieles Dankbar.
Er ist immer so nett zu mir, obwohl ich ihn am Anfang überhaupt nicht ausstehen konnte.

Er respektiert meine Entscheidungen und wird nicht wütend auf mich, wenn ich ihn abweise. Er hält immer zu mir, so gut es geht.

Mein Grinsen wurde breiter.
Heute war ein sehr schöner Abend. Ich hab Alice wiedergesehen, Liams Eltern kennengelernt und er hat mich heute fast geküsst. Das blöde ist nur ‚fast'

Ein Blick auf die Uhr verriet mir das es bereits 01:00Uhr war.
Mir fiel ein, das Liam nochmal vorbei kommen wollte.

Schnell schüttelte ich all meine Gedanken beiseite und schnappte mir bequemere Klamotten.

Ich schaute sicherheitshalber nochmal in Richtung meines Balkones, um mich zu vergewissern das Liam nich in seinem Zimmer ist.
Das Licht war bei ihm aus. Jedoch brannte in der Küche eins.

Daher kehrte ich der Balkontür den Rücken zu und zog mein Kleid aus.
Wohlmöglich war das eine schlechte Idee.
Aber ich dachte ich würde es schon merken, wenn er kommt, deswegen machte ich mir keine Sorgen.

Nachdem ich mein Kleid ausgezogen hatte folgte meine Unterwäsche.
Schnell hüpfte ich in eine bequeme Jogginghose und griff nach meinem BH.

Mit mühe und Not versuchte ich den Verschluss des Kleidungsstücks zu schließen. Aber langsam bekam ich doch panik das Liam auf der Terrasse auftauchen könnte und mich halbnackt sehen würde.

"Scheiße!", fluchte ich und versuchte den Verschluss zu treffen.

Plötzlich spürte ich kalte Fingerspitzen an meinem Rücken und zuckte zusammen.
Ich will mich aus Reflex zu ihm umdrehen, jedoch legt er eine Hand auf meine Schulter und hält mich davon ab.

"Ich bezweifle das du dich umdrehen möchtest", hauchte Liam gegen meinen Hals, weswegen sich meine Nackenhärchen aufstellten. Ich presste meine Lippen zusammen.
"Ich hab nichts gesehen, versprochen. Bleib so", meint er dann und lässt meine Schulter dann los.
Seine kalten Finger fuhren langsam an meinem Rücken hinunter. Ich seufzte auf und merkte wie sich die Gänsehaut auf meinem Körper aus bereitete.

Liam murmelte irgendwas vor sich hin, was ich jedoch nicht verstand. Es klang so ähnlich wie "verdammt" Er knüpfte mein Oberteil zu. Ich spürte wieder, wie er vorsichtig mit seinen Fingern meinen Rücken hoch glitt.

Seine kalte Hand legte sich an meinem Oberarm und fuhr auf und ab. Ich schluckte schwer und schob seine Hand vom meinem Arm. Ich räusperte mich und drehe meinen Kopf zu ihm hoch.

"Scheiße tut mir leid... es ist nur... selbst von hinten bist du verdammt wunderschön und... und...", stotterte er hervor und kratzte sich am Hinterkopf.

"Dreh dich um", murmelte ich und und merkte wie ich rot anlaufe.
Liam ist sofort still und tut was ich sagte.

Ich schnappte mir mein T-shirt und zog es mir über den Kopf.

Das ist so verdammt peinlich! Ich kann ihm nie wieder in die Augen schauen. Was hab ich mir dabei gedacht???

Vorsichtig drehe ich mich zu meinem Nachbarn um und tippte ihm auf die Schulter.

"Wolltest du etwas wichtiges loswerden?", fragte ich dann und kratzte mich am Hinterkopf.

Liam atmete tief ein und aus, und dreht sich zu mir um. Er sagte nichts. Es war ruhig.
Ungeduldig und nervös spielte ich mit meinen Fingern und wartete darauf, das er sprach.

"Thea...", murmelt er schließlich. Ich schaute zu ihm auf und sah wieder in zwei unbeschreiblich schöne Augen, die leider nur Leere ausstrahlten.

"Ich werd umziehen", platzte es aus mir heraus, bevor er weiter sprechen konnte.

Stille.

Scheiße!
Was hab ich gerade getan?!
Wieso kann ich nicht einfach meine Fresse halten und ihm zuhören?!
Ich hätte es ihm auch schonender sagen können.

"Wohin?", fragt er plötzlich. Seine Stimme jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Ich schluckte schwer. Mein Hals fühlte sich aufeinmal ganz trocken an.

"Thea, wohin ziehst du um?", sprach seine Stimme, die sich plötzlich so kalt anhörte. Ich senkte meinen Kopf, traute mich nicht ihn anzuschauen.

"N-nach... nach South Carolina... ich wurde an einer Uni angenommen...", stotterte ich hervor.
"Du...", Liam unterbrach sich selbst und wischte sich einmal über sein Gesicht. Er atmete laut ein und haus und ging einige Schritte zurück.

"Verdammt, Thea", murmelte er dann und fuhr sich durch die Haare. Liam wirkte verzweifelt, keine Frage.

"Aber das ist doch nicht schlimm... ich... ich...", stammelte ich vor mich hin, bis ich bemerkte was gerade passiert. Ich erinnerte mich daran, als Alice mir erzählte das sie umzieht. Ich war am Boden zerstört.

"Thea!", rief er etwas zu laut, sodass ich zusammenzuckte.

"Thea...", seufzte er nun und kam ein Schritt auf mich zu.
Ich vermied Blickkontakt mit ihm. Ich hatte angst ihn anzusehen.
Liam war nicht nur enttäuscht, sondern auch wütend. Und einen wütenden Liam hab ich bis jetzt noch nicht gesehen. Zumindest nicht auf diese Weise.

Er baute sich vor mir auf wie eine riesige Mauer und schaute zu mir hinunter.
"Es ist kein Geheimnis, das ich dich sehr verehre", sagte er mit einem Ton, welches kein Widerspruch duldet. Liam schüchterte mich total ein.

Ich zog mich leicht zusammen und versuchte ein Punkt auf dem Boden zu fixieren. Aufeinmal spürte ich wie sich Flüssigkeit in meinen Augen sammelte.
Ich biss mir auf die Unterlippe, um keine Tränen zu vergießen, um keinen Mucks von mir zu geben.

Liam macht ein Schritt auf mich zu. Automatisch machte ich einen nach Hinten.
"Hast du irgendeine Ahnung wie ich mich gerade fühle?", rief er etwas zu laut und machte wieder einen Schritt auf mich zu. Erneut machte ich einen nach hinten.

Ich schaute zur Seite. Ich wusste genau wie er sich fühlte.

Verraten.

Verlassen.

"Schau mich an", sprach er und kommt mir näher. Sofort wich ich aus, bis ich die Tür hinter mir spürte. Fuck!

Ich weigerte mich. Ich wollte ihn nicht ansehen. Ich konnte die schlechte Stimmung bereits um uns herum spüren. Wenn ich ihn jetzt ansehen würde, dann würde ich definitiv anfangen zu weinen.

Plötzlich packte mich Liam an den Schultern und drückte mich gegen die Tür hinter mir.

"Schau mich an, verdammt!", schrie der schqarzhaarige. Ein leises wimmern entfloh mir.
Ich zuckte erschrocken zusammen und wagte es meinen Kopf zu heben.

Ich biss mir auf die Unterlippe um nicht zu weinen.
Nicht weinen.
Bloß nicht weinen!

Ich schaute ihm in die Augen.
Genau wie ich es erwartet hatte, waren sie voller Schmerz und wut.
Zum ersten Mal, sah ich Gefühle in Liams Augen.
Zum ersten Mal verweilten diese auch länger als wenige Sekunden.
Zum ersten Mal sah ich seinen Schmerz, den er so oft verbarg.

Ooof 👀

Promises ✔️Where stories live. Discover now