Chapter 69: Kannst du nicht aufpassen?!

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11 März; Freitag
Thea
Könnte es sein?

Könnte Leo recht haben?

Nein...

unmöglich.

Ich hab es in seinen Augen gesehen.
Ich hab es Gefühlt, gespürt, mit all meinen Sinnen erlebt.

Es kann unmöglich eine Lüge gewesen sein.

Ich legte eine Hand auf seine und lächelte ihn an.
„Nein, Leo. Er hat es nicht. Es war alles echt... das weiß ich...!", antworte ich voller Überzeugung.
„Wir gaben uns ein Versprechen. Er würde wieder kommen und ich würde auf ihn warten..."

Leo schnaubte.
„Du wirst als eine einsame Jungfer enden, meine Liebe", sagte er und drückte meinen Arm leicht.
Ich lächelte ihn leicht an. „Hast du nicht eigene Probleme, um die du dich kümmern musst, mein lieber?", sagte ich und grinste ihn an.

🥀

11 April; Mittwoch
Thea

"Woah! Wow, wow, wow!", rief Zack und gestikulierte theatralisch mit seinen Händen. "Du wirst heute 21 Jahre alt und planst es nicht zu feiern?!"

Ich lächelte ihn leicht benommen an. "Tut mur leid, mir ist nicht nach feiern zu mute...", antworte ich leicht geknickt.
Ich vermisste es.
Ich vermisste mein Bett, welches sich Nachts so verdammt kuschlig angefühlt hatte. Ich vermisste es in ruhe zu schlafen. Ich wünschte es wäre alles anders gekommen. Seitdem ich in South Carolina war, hatte ich kein Auge zugedrückt.
Lächeln fiel mir schwer.
Ich aß kaum. Selbst mein Lieblingsessen schmeckte mir nicht mehr. Aber irgendwie musste ich am Leben bleiben, weshalb ich mich manchmal regelrecht zwang etwas zu essen.
Ich hatte bestimmt einige Kilos abgenommen.

Probleme häuften sich.
Von Jahr zu Jahr wurden die Prüfungen in der Uni schwerer. Ich kam kaum noch hinterher mit dem Stoff. Ich versuchte mich zu konzentrieren, was mir nur schwer gelang.

Ich verließ mein Zimmer nur selten. Die meiste Zeit vergrub ich mich unter den Büchern und heften.
Wenn ich mal draußen war, dann nur um mir Kaffee zu holen oder wenn ich zur Uni oder arbeit musste.

Meine Freunde hatten schon aufgegeben, mich wieder zurück in das Soziale Leben zu bringen.
Abends blieb ich lange wach, verbrachte die dunklen Nächte alleine mit dem Mond oder mit Leo. Wir redeten über Gott und die Welt. Und immer wenn wir das taten, dann fühlte es sich so an, als wäre die Welt wieder in Ordnung.

"Thea! Komm schon! Lass uns in den Club. Vielleicht finden wir einen schicken Jungen für dich", mischte sich Kate ein. Auch sie lächelte ich nur schwach an. "Ein Junge ist das letzte was ich jetzt brauche", entgegne ich schroff und fuhr mir durch die Haare.

"Dann suchen wir ein Mädchen", antwortet Zack, welcher sofort daraufhin einen Klaps auf den Nacken von Leo bekam.
Lei und Zack waren die einzigen, die über Liam bescheid wussten. Und das war gut so.

"Komm schon Thea! Man wird nur ein Mal 21!", meinte Maria. Ich schaute in die Runde hinein und gab nach unendlichen Fragen meine Zustimmung.

Trinken werd ich eh nicht. Wahrscheinlich werd ich wieder fahren. Ich seufzte. "Nagut, nur unter einer Bedingung" Die ganze Truppe schaut mich abwartend an. "Keiner kommt Nüchtern heim. Die Getränke geht auf mich", sagte ich und steckte meine Hände in die Jeansjacke, die ich vor kurzem gekauft hatte. Sie war eindeutig zu groß für mich. Aber sie bedeckte meinen Körper.

Ein lautes Gejubel brach aus. Ich schüttelte nur seufzend den Kopf.

"Können wir jetzt nach Hause? Mir wird langsam kalt", sagte ich leise an Leo gerichtet. Das war natürlich eine Lüge. Ich wollte nur wieder alleine sein. Leo nickte verständnisvoll.
Mein Mitbewohner und Kate, waren seit langem nicht mehr zusammen. Wahrscheinlich schon seit zwei Jahren. Sie haben eingesehen, wie toxisch ihre Beziehung von Zeit zu Zeit wurde und trennten sich im Guten.

Auch ich bin froh darüber, wenn ich ehrlich bin. Ich hörte Leo Nachts ständig in seinem Zimmer rumschreien, wobei ich nicht mal mehr meine eignen Gedanken nachgehen konnte.

"Ich hol euch heute Abend um 23 Uhr ab...", sagte ich und senkte meinen Kopf. Die Mädels waren einverstanden. Leo, Zack und ich verabschiedeten uns von den anderen und traten den Heimweg an.

Nicht nur das ich mich in der Uni nicht mehr konzentrieren konnte, sondern waren es einige andere Probleme, die mich plagten.

Nach der Uni ging ich des Öfteren in Walmart als Inventurhelfer arbeiten. Ich suchte mir extra einen Job, wo ich wenig Menschen Kontakt hatte. Sehr ungewöhnlich, wenn ich darüber nachdenke was die anderen machen.

Jedes Mal kam ich erschöpft nach Hause. Wohlmöglich lag es daran, das ich abends den gesamten Laden Putzen musste, bevor ich ihn verließ. Aber ich wollte mich nicht beschweren. Der Job zahlte nämlich mein Studium.

Ein anderen Problem, welches ich vor kurzem erst erfuhr war, das mein Vater gekündigt wurde, weil er anscheinend nicht mehr gut genug für den Job war. Sie haben ihn einfach rausgeschmissen, weil sie ihn nicht mehr brauchten und das obwohl er so lange im Geschäft war. Er arbeitete dort, seitdem ich denken kann. Wie kann man nur so herzlos sein??
Meine Mutter war Hausfrau gewesen, schon immer. Und mein Vater ging arbeiten. Doch jetzt misste sie in diesem Alter noch sich einen Job suchen. Zum Glück fand sie einen als Köchin im einem kleinen Restaurant.

Die Rechnungen häuften sich und oft stellte ich mir die Frage,ob ich nicht lieber abbrechen und meinen Eltern aushelfen sollte.
Schließlich bin ich noch jung und könnte locker für die Miete sorgen...

Aber andererseits... sollte ich mein Studium erfolgreich abschließen, dann würden wir auch ein paar Jahre voller Qualen aushalten. Dazu schickte ich meinen Eltern auch des öfterem etwas von meinem Gehalt, wenn etwas übrig blieb, und hoffte so eine kleine Unterstützung für sie zu sein.

Ich war so tief in Gedanken versunken, das ich gar nicht merkte, das wir schon angekommen waren.
„Geht ihr schonmal vor. Ich glaub ich hol mir noch einen Kaffee", sagte ich und zeigte auf den kleinen Laden neben dem Gebäude. Das würde schon der dritte heute sein. Irgendwas stimmt mit mir nicht. Der Kaffeekonsum würde mich wahrscheinlich irgendwann noch töten.

Aber nicht heute, dachte ich mir, als ich das Café betrat und ein „Cappuccino mit Caramell und Sahne, bitte", bestellte. Je öfter ich ihn trank, desto öfter hoffte ich das der Kaffee mir wieder schmecken würde. Er war unter anderem eine Erinnerung an ihm, die ich ungerne verlieren wollte.

Die Verkäuferin war mittlerweile eine gute bekannte geworden, da ich sehr oft in diesem Laden war.
Mit einem leichtem Lächeln verabschiedete ich mich von der Verkäuferin und ging mit dem Kaffee in der Hand zurück zu dem Wolkenkratzer.
Eilig fischte ich mein Handy aus der Tasche, als es anfing zu klingeln.
Doch genau in diesem Moment passte ich nicht auf wo ich hinlief und rempelte gegen eine Betonwand.

„Scheiße!", fluchte ich, als der heiße Kaffee auf mich prasselte und mein Handy auf dem Boden knallt.
Ohne aufzusehen erkannte ich, das ich gegen einen Menschen gelaufen war, und nicht gegen eine Wand, da ich Beine aus meinen Augenwinkeln erkennen konnte.

„Kannst du nicht aufpassen?!", krächzte ich hervor.
Eigentlich wollte ich schreien. Doch mir fehlte jegliche Kraft und Motivation dazu.

„Entschuldigung, Miss", meinte der Mensch, der sich kurz bückte um mein Handy aufzuheben und mir schließlich die Hand reichte.

Ich schaute zu ihm auf und schluckte schwer den Kloß in meinem Hals runter.

Uh oh 👁👄👁

Promises ✔️Where stories live. Discover now