Chapter 47 Evelyn

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20. June; Freitag
Thea

„Du bist ein scheiß verfickter Prinz?!", schreie ich etwas lauter. „Achtet auf eure Wortwahl, Miss" - „Schrei noch lauter. Am bestes gehst du aufs Balkon und nimmst ein Megafon mit", seufzte Liam.

„Du wichser sagtest das du ein Krimineller bist! Und das du die Firma von deinem Vater übernommen hast!", meckerte ich. „Das stimmt auch alles. Ich bin kein junge mit zwei Identitäten, sondern drei. Und dein Bruder weiß davon bescheid weil er in Wellbourne als Security arbeitet"

Ich atmete tief ein und aus und versuchte zu verstehen was in aller welt gerade passiert. Enzo hatte mich angelogen. Liam hatte mich angelogen. Mein ganzes Leben war eine Lüge. So fühlte es sich zumindest an.

Mein eigener Bruder, der mir alles Wert ist, hatte mir nicht nur verschwiegen das er ein krimineller ist, sondern mich angelogen.
Mein eigener Bruder hat mich angelogen.

„Seit wann?", fragte ich. „Was?" - „Seit wann?" Liam schaut mich verwirrt an. „Seit wann arbeitet Enzo dort?", führte ich meine Frage weiter aus.

„Seit 6 Jahren", antwortet Liam etwas verwirrt.

Es machte alles Sinn. Vor 6 Jahren zog er aus. Er meinte er würde sich selbstständig machen und meldete sich kaum noch. 6 Jahre lang der Diener eines Prinzen auf der anderen Ende der Erde. Sechs verfickte Jahren voller Lügen!

Ich versuchte meine Gefühle, meine Verwirrung zur Seite zu schieben und Liam zu zuhören. Ich sollte keine Vorurteile fällen.

„Wieso... wieso bist du hier und nicht mit deinem Bruder in Wellbourne?", fragte ich nach wenigen Minuten stille und setzte mich neben ihm.

„Nun, er war fünf-„, begann Charles zu reden, doch wird von Liam unterbrochen. „Das ist eine lange Geschichte"

Er wollte es mir nicht erzählen.

„Oh nein, mein Freund. Du hast jetzt angefangen und du wirst es mir jetzt auch erzählen", widersprach ich. In dem Moment klingelte Charles Handy. „Ich bitte um Verzeihung ", sprach Liams Bruder, verbeugte sich kurz und verschwand die Treppen hinauf.

Ich drehe mich zu Liam um und umgreife seine Hand in meine.

Eine Hand legte ich auf seine Wange und drücke sein Gesicht in meine Richtung, sodas er mich anschaut und bloß nicht wagt zu lügen.

„Ich möchte dir zuhören, Liam. Erzähl mir bitte was passiert ist. Ich möchte dich besser kennenlernen, dich besser verstehen", sagte ich mit einer ruhigen Stimme und schaute ihm in die Augen.

„Vielleicht will ich nicht verstanden werden", sagte er und senkte seinen Blick. Lüge.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte.

„Ich weiß das dich etwas bedrückt. Ich weiß das du keine schöne Kindheit hattest. Zumindest kann ich es erahnen. Aber ich würde gerne mehr erfahren wollen. Ich möchte dir helfen, Liam. Rede mit mir... bitte..."
Ich klang verzweifelt, eindeutig.

Ich wollte ihn nicht zwingen mir seine Geheimnisse zu verraten, sondern sich zu öffnen. Ich möchte ihm nicht mehr in die Augen schauen und nur Leere erkennen. Ich möchte ihn strahlen sehen, sowie als ich in seinen Armen fiel, nachdem ich den Feueralarm abschraubte.

Liam seufzte leise. „Mein richtiger Name ist Isaac William Furino", began er. Ich lächelte leicht. deswegen nannte Charles ihn William.
„Mein Bruder nennt mich William, alle anderen Liam. Auch in meinem Ausweis steht Liam Furino. Seit 19 Jahren lebe ich unter diesen Namen und das hat einen Grund. Und du bist die einzige, der ich das anvertraue. Also solltest du es irgendwie preisgeben, dann..." - „Dann bringst du mich um, jaja", murmelte ich desinteressiert in seine Drohung.
Liam lächelte kopfschüttelnd.

"Ich erzähl dir jetzt eine Geschichte. Mach es dir gemütlich", sagte Liam und setzte sich im Schneidersitz auf die Couch. Ich schaute ihn verwirrt an, setzte mich jedoch ebenfalls zu ihm gerichtet im Schneidersitz.

"Es war einmal ein wunderschönes Mädchen, namens Evelyn, mit langem schwarzem Haar. Gott sie war so wunderschön.", schwärmte Liam und seufzte. Sie wohnte in der Nähe des Schlosses und musste auch des öfteren Sachen im Schloss erledigen. Einen kleinen Blumenladen und eine kleine Hütte war alles was sie hatte. Des öfteren durfte sie das Schloss mit ihren herrlich duftenden und strahlenden Blumen dekorieren. Wenn sie einmal zu besuch war, wusste man, das ein Fest bevor steht. Tatsächlich war dies auch der Fall. Die Krönung des Prinzen sollte bald stattfinden. Der Prinz kam nur selten aus dem Schloss. Ständig hatte er was zu tun und war nie für seine Gäste oder angestellten interessiert. Außer an diesem einen Abend, als er zufällig Evelyn über den Weg läuft und seinen Blick einfach nicht von ihr nehmen kann.
Die Vorbereitungen dauerten Tage, sogar Wochen, Monate und jeden Tag war sie anwesend. Der Prinz versuchte alles mögliche, um mehr über Evelyn zu erfahren. Er befragte Angestellten, plötzlich hatte er sogar Interesse an seinen Bürgern, er began sich in das Volk zu mischen. Er half menschen, hörte sich deren Probleme an und gab ihnen Ratschläge, nur um ihr zu gefallen und ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, was auch klappte", Liam lächelte leicht.

Sie unterhielten sich, lernten sich besser kennen, vergaßen das sie nicht gleich sind. Niemand würde sie verstehen, niemand würde jemals erlauben, das die beiden Gefühle füreinander hegen. Aber das kann man nicht kontrollieren, stimmts?", es klang eher nach einer Vermutung, als einer Frage. Ich hörte ihm gespannt zu und merkte, das er die Geschichte erzählte, als wäre er dabei gewesen. Er schwelgte in Erinnerungen.

„Es kam wie es kommen musste. Aus einem Treffen wurden mehrere, aus einem Kuss, mehr Leidenschaft. Eines Tages war es denn soweit. Der Prinz sollte gekrönt werden. Bei der Krönung stand sie ganz vorne, sodass sie ihn die ganze Zeit im Blick hat. Auch er wagte es nicht seinen Blick von ihr zu wenden.

Sie freute sich für ihn und wusste, das er ein sehr guter Anführer werden würde und Wellbourne beschützen würde.
Auf der Feier, abends, kündigte man an, das der Prinz, nun ein König, bald Heiraten würde. Evelyn hörte alles mit. Klar wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, aber die Sitten und Gebräuche in Wellbourne hatten sich nur wenig verändert. Noch immer durfte man nicht aus seinem Stand aufsteigen. Noch immer durfte der König keine Bürgerliche heiraten. Evelyn wurde bewusst, das alles was sie für ihn fühlte, nicht sein sollte. Sie verließ den Raum, er folgte ihr. Er hielt sie auf, versuchte mit ihr zu reden.
Aber sie erzählte ihm etwas, was er ganz und gar nicht gebrauchen konnte", Liams Miene änderte sich. Er wirkte nicht mehr verträumt, sondern eher traurig und... wütend...

Fast hätte ich vergessen das heute Sonntag ist 🥴

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