Chapter 70: Ist das dein Freund?

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11 April; Mittwoch
Thea

Ich kannte ihn bereits. Naja, kennen ist übertrieben. Er war mal bei uns in dem Apartment gewesen. Er saß letzte Woche mit Amber in dem Wohnzimmer, als ich mir etwas zu essen aus der Küche holen wollte.

Es ist gar nicht so lange her, aber ich spürte immer noch seinen dunklen Blick auf meinen Körper. Dieser Mann jagte mir einen Schauer über dem Rücken, wenn ich ihn nur anschaute. Seine Aura war trüb und düster. Er schüchterte mich komplett ein, obwohl er nichts tat. Dieser Mann bedeutete Probleme. Aber es sind keine Probleme wie aus einem Teenie Fernsehen.

Während Amber etwas von ihrem neuen Projekt erzählte, ließ er mich keine Sekunde aus den Augen. Er begrüßte mich nicht, lächelte nicht, als ich ihn kurz anlächelte. Er schaute mich einfach nur mit einem Leeren Blick an. Ich erkannte keine Gedankengänge, die sich bei ihm abspielen könnten. Gar nix. Er saß einfach nur da in einem schicken Anzug, seine Hände gefaltet und seine Ellenbogen auf seinen Knie gestützt und schaute mich an.
Allein seine Blicke jagten mir angst ein, sodass ich dann schließlich einfach nur eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank nahm, um sofort in mein Zimmer verschwand.

Doch heute, war es etwas anderes, was mir angst einjagte. Es war nicht sein Blick. Es war seine Präsenz.
"Komm hoch, kleines", murmelt er und schaute kurz zu seiner Hand, die er mir entgegenhielt und dann wieder zu mir.

Kleines...
So hatte er mich immer genannt...

Leicht zögernd ergriff ich nach der Hand und zog sie direkt wieder zurück, nachdem ich aufgestanden war. Ich will diesen Mann nie wieder berühren. Alles in mir schrie, das ich weglaufen soll, mich verstecken soll. Doch es war so, als hätte sich mein Körper selbstständig gemacht und würde gegen diese Warnungen protestieren.

"Sie schulden mir einen neuen Kaffee", presste ich hervor und versuchte mit bloßen Händen die Flüssigkeit aus meiner Kleidung zu bekommen. Als würde das funktionieren. Pah.

Der Mann vor mir grinste und augenblicklich verdunkelten sich seine hellen, glasklaren grauen Augen in denen nun plötzlich ein Sturm tobte. Vielleicht bildete ich es mir nur ein. "Gerne. Wann und wo?", fragte er schelmisch.

Erst jetzt bemerkte ich, was ich gesagt hatte, verdrehte meine Augen und stöhnte genervt. "So war das nicht gemeint. Machen sie sich keine Hoffnungen. Ich hab ein Freund", erwiderte ich und setzte an um meinen Weg fortzusetzen.

"Ich sehe ihn aber nicht", meint er, was ich gerade so hörte. Das wären wir schon zu zweit, Kumpel. Ohne mich umzudrehen steige ich in den Fahrstuhl, und schaute wieder zu dem Jungen, den ich dort stehen lassen hab. Er stand immer noch da und grinste wie ein verrückter.

Eilig drückte ich die "12" an dem Fahrstuhl und sah zu, wie die Türen sich schlossen.
Sofort als sich der Stuhl in Bewegung setzte, stieß ich einen verzweifelten Schrei aus, welcher nach wenigen Sekunden verstummte, als die Türen aufgingen.

Ich stellte mich wieder aufrecht hin, und versuchte wieder freundlich zu wirken. Das war schon viel zu viel Menschenkontakt für heute.

"Scheisse, wie siehst du denn aus?" , meint Zack, ehe er zu mir kommt und ebenfalls die 12 drückt.
"Ich bin gestolpert", log ich und schnaubte. Dieser Mistkerl. Ich hasste ihn jetzt schon.

Ich schaute zu Zack hoch und erkannte, das er mir kein Wort glaubte.
"Wo willst du jetzt hin?", fragte ich an ihn gerichtet.
"Zu dir. Ich dachte ich könnte bei euch bleiben, bis es soweit ist", antwortet er. Ich nickte.

"Hast du... hast du irgendwas neues?", fragte ich schließlich zögernd, mit der Angst doch noch eine Antwort zu erhalten. Doch Zack schüttelte nur seinen Kopf und senkte diesen.

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