Chapter 9: Interessanter als ich?

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1. Mai; Montag
Thea

"Beginnen wir erstmal damit, die Reihe aufzulösen. Ich bitte euch. Das ist keine Eisdiele wo jeder wartet bis er dran ist. Kommt näher ran, damit ich nicht so schreien muss", sprach Liam und stellte sich aufrecht hin, wartete bis jeder bei ihm ist.

Ich versuchte mich im Hintergrund zu halten und so wenig Aufmerksamkeit von ihm wie möglich auf mich zu lenken. "Miss... ehm... Cheslock, so weit ich mich erinnere? Wären sie so freundlich nach vorn zu treten? Das ist unhöflich" Ich möchte ihn gerade tatsächlich schlagen. Langsam, unsicher und mit gesenktem Blick trete ich etwas näher ran. Ich funkelte ihn böse an, doch dieser quittiere das nur mit einem Grinsen.

Er begann dann endlich mit der Tour, aber machte keine Anstalten mich aus den Augen zu lassen. Es war so, als würde er mit mir reden und nicht mit der Klasse. Und um ehrlich zu sein hörte ich ihm gerne zu. „Er ist ganz schön heiß", hörte ich links von mir. Lina. „Überhaupt nicht! Er sieht aus wie ein Esel", entgegne ich und grinste sie an. Dabei stellte ich mir Liam mit einem Eselkopf vor. Ungefähr eine halbe Stunde waren wir nun schon in der Fabrik unterwegs.

Als wir wieder stehen bleiben, merkte ich, wie jemand seine Hand auf meine Schulter legte. Ich schaute zu meiner rechten und sah Tyler, welcher versuchte seine Schuhe zu säubern.
Er sah so verdammt gut aus. Allein schon seine Haare. Und das seine Hand gerade auf meiner Schulter liegt, ließ mich noch mehr schwärmen.

"Miss Cheslock, ist Mister Charles interessanter als ich?", hörte ich eine Stimme sagen. "Ja", entkommt es mir reflexartig. Sofort halt ich mir den Mund zu und schaue zu ihm auf. Liam zog seine Augen zu schlitzen zusammen und funkelte mich böse an.
"Nein! Ich meinte nein! Ich... ich hab nur..." Angestrengt versuchte ich mir eine Ausrede einfallen zu lassen. "Ich hab meinen Ohrstecker verloren", antworte ich und knallte mir innerlich selbst eine. Dafür, das mir nichts besseres eingefallen ist.

Liam schaute mich skeptisch an. Erneut wurde ich rot wie eine Tomate. Ich schaute absichtlich zum Boden und tat so, als würde ich mein Ohrring suchen. Dann bückte ich mich und hob den nächstbesten Gegenstand auf, der wie Schmuck aussah. Er würde es vom weiten sowieso nicht sehen. Leicht nervös fuhr ich mir durch die Haare

"Gefunden", antworte ich leise zögernd und hielt das -was auch immer- hoch. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine Schraube ist, die einem Mitarbeiter gerade aus der Hand gefallen ist, als ein Ohrstecker", erwidert mein arroganter Nachbar. Die ganze Klasse lachte. Natürlich wusste ich das es eine Schraube ist du idiot!

Ich schaute zu meiner Hand. Dann plötzlich griff jemand nach der Schraube. Als ich nach der Person sah, die danach gegriffen hatte, sah ich einen über beide Ohren grinsenden Jungen in Liams Alter. "Die hab ich überall gesucht... Danke!", meint er und geht wieder.
"Oh. Ich werd mir wohl neue Ohrringe kaufen müssen", versuchte ich die Situation zu retten. Ich sah Liam ganz genau an, das er viel Spaß dabei hatte mich bloß zu stellen.

"Ich werde ihnen ihr Accessoire zukommen lassen, falls es gefunden wird", sagt er belustigt. Ich senkte einfach nur meinen Blick. Schließlich fuhr Liam fort und lenkte dann vom Thema ab. Lina schlug mich mit ihrem Ellenbogen gegen meinen Arm und grinste mich an. Ich verdrehe meine Augen und schmunzelte leicht.

Die ganze Tour ging noch 3 Stunden. Um ehrlich zu sein war es gar nicht so langweilig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es war viel interessanter. Dabei lernte ich noch seinen Kumpel Zack kennen. Sollte er nicht in Florida sein? Er war ziemlich witzig drauf. Wie ich feststellte, war er für das Management der Firma verantwortlich. Er hielt ein Klemmbrett in der Hand und hatte einen Stift hinter seinem Ohr gesteckt. Liam erwähnte zwar nicht, das Zack sein Kumpel ist, aber erinnere mich noch an seinen Namen. Er muss es sein.

Wir durften endlich eine kleine Pause machen. Mit Lina und Julien ging ich in die Mensa, welche angeblich um die Ecke sein soll. Jedoch war die Firma so riesig, das man sich glatt verlaufen könnte.

Auf dem Weg zur Mensa sah ich Zack herumlaufen. Ich sagte den beiden das ich gleich nachkommen würde. Ich steuerte auf Zack zu und tippte ihn an die Schulter an, da er mit dem Rücken zu mir stand und irgendwas aufschrieb.

Zack dreht sich verwirrt um und lächelt. "Wobei kann ich ihnen helfen, miss?", fragt er höflich und schiebt den Stift wieder hinter sein Ohr. "Zack, richtig?", fragte ich direkt. Er schaut mich leicht nachdenklich an, nickt jedoch. "Sollte ich sie kennen?", fragte er. "Solltest du nicht in Florida sein?", entgegnete ich. Er runzelte die Stirn. Ich sah ihm an, wie angestrengt er versuchte nachzudenken, was ich meinte. Dann machte es klick bei ihm. Seine Augen weiteten sich leicht.

"Du bist Thea?", fragt er dann und grinst wieder über beide Ohren. Ich nickte leicht. Bestimmt hat Liam ihm schon alles geschildert. "Ach quatsch. Als Liam meinen vollen Namen erwähnte, wusste ich schon das etwas nicht stimmt. Wir sind auf sowas vorbereitet", erklärt der Junge mit den strahlenden Augen. Ich nickte. Zack trat ein Schritt auf mich zu und schaut mich leicht skeptisch an. Er fuhr seine Hand zu meinem Gesicht und schon mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen und knallroten Wangen an. Was zur Hölle war das denn bitte?!

„Stehst du auf ihn?", wirft er mir vor. Ich runzelte die Stirn und schaute ihn noch verblüffter an. „Bist du bescheuert?", fragte ich und drehe mich von ihm weg. "Aber sowas von", grinste er. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging ich wieder zu meinen Freunden und setzte mich zu ihnen. Ich sah nur wie Zack -immer noch- grinsend weg ging.

"Lässt du dich auch abholen?", fragte Lina und spießte eine Tomate auf ihre Gabel auf, welche sie in ihrer Hand hielt. Ich schaute sie leicht verwirrt an. "Wie bitte?", fragte ich daraufhin. "Ray meinte, dass Mr. Rey sagte, dass der Bus nicht wieder zurückfährt. Wir müssen entweder den nächstbesten Bus nehmen -die Haltestelle ist ca. 5 Minuten von hier entfernt-, uns abholen lassen oder uns ein Taxi schnappen", klärt sie mich auf. Ich stöhnte genervt auf: "Kann dieser Typ mal irgendetwas richtig machen?"

"Ich könnte dich mitnehmen", bot Julien mir seine Hilfe an. "Du musst aber in die andere Richtung", stellte ich fest. Er zuckte nur mit den Schultern. "Nein lass mal. Ich möchte dir keine Umstände machen. Außerdem wollte deine Mutter doch deine Oma besuchen gehen. Dann kommt sie doch zu spät", erwiderte ich und lächelte ihn an. "Aber danke dir trotzdem"

"Ich hätt' dich auch mitnehmen können, aber das Auto ist wahrscheinlich auch schon voll", meldet sich Lina. Ich winkte das Thema ab. "Macht nichts. Ich nehme den Bus", antworte ich.

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