Chapter 51: Onenightstand

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22. June; Sonntag
Thea

"Um es kurz zu halten: ich möchte euch bitten meinen Bruder im Blick zu behalten. Ich weiß er kann auf sich selbst aufpassen, dafür ist er alt genug. Aber es gibt genügend Sachen, die er mir nicht erzählt und das möchte ich vermeiden. Denn William ist-" Augenblicklich unterbrach ich ihn.

„Liam ist was? Verlangst du ernsthaft von mir das ich ihn ausspioniere? Charles. Mag sein das du eventuell keine Geheimnisse vor Liam hast oder vor jemanden anderen. Aber das ist deine Entscheidung. Genau so ist es immer noch Liams Entscheidung, wann er dir was und wieso erzählt. Nur weil du einen höheren Rang hast als Liam, heißt es nicht das du automatisch über ihn bestimmen kannst. Er hat jetzt sein eigenes Leben. Niemand weiß das er nicht gebürtiger Amerikaner ist und keiner wird es herausfinden. Du hast ihm geholfen ein neues Leben aufzubauen, aber du musst bedenken das er nun keine Hilfe mehr benötigt"

„Miss Cheslock, so ist es nicht. Er..." - „Ganz egal was es ist. Ich will es nicht wissen. Wenn ich es wissen müsste, dann hätte er mir das gesagt. Ich werde nicht deine Spionin sein. Sagtest du nicht das Liam einem nur schwer vertraut? Ich bin so weit zu ihm durchgedrungen. Ich möchte das jetzt nicht zerstören, weißt du? Ich mag ihn.", erzählte ich und lehnte meinen Rücken wieder gegen die Bank.

Charles war ruhig.

„Ihr habt recht. Entschuldigt mein Benehmen. Ich wollte euch nicht kränken", meldet er sich nach wenigen Sekunden wieder zu wort. Ich nickte.

„Ich schlage ein Themenwechsel vor" - „Nur zu", antworte ich und grinste, als wäre nichts gewesen.
„Wovor habt ihr angst?", fragte er. Ich schaute ihn verwirrt an. Wovor ich angst habe? Was ist das für ein Thema?

„Was spricht gegen William? Warum seid ihr so sehr gegen eine Beziehung mit meinem Bruder?" Warum ist ständig jeder an meinem Interesse an Liam interessiert? Haben die Leute sonst nichts zu tun?

Ich seufzte, atmete tief ein und aus und schaute wieder nach vorne auf den Teich. Eine Ente mit zwei Kücken schwamm in dem Wasser herum.

„William ist kein übler Junge", fügte Charles hinzu, nachdem ich immer noch nicht geantwortet hatte. Was sollte ich sagen?

Immer noch beobachtete ich die Enten, überlegte was ich sagen sollte.

„Ich sehe wie glücklich Ihr ihn macht. Ich sehe wie er euch ansieht. Und ich sehe auch das strahlen in euren Augen, wenn ihr bei ihm seid. Aber auch das Feuer, wenn eure Freundin auf eine solch ungewohnte Weise über William spricht. Ich sehe Eifersucht, Madame. Also warum?" Ich könnte schwören das er grinste. Auch ich musste Lächeln.

„Es ist kompliziert", murmelte ich und setzte mich aufrecht hin. Vor wenigen Wochen hätte ich behauptet: Weil er ein Krimineller ist. Aber ich habe nur selten über seine Machenschaften mitbekommen. Er hat mich nicht einmal in Gefahr gebracht. Manchmal vergesse ich sogar diese Seite an ihm.

„In Krieg und Liebe ist nichts einfach, meine teuerste", antwortet er. Ich hörte ihn laut einatmen. Er hatte recht, soviel ist mir bewusst. Aber war es denn Liebe?
Wir kennen und erst seit kurzem.
Verliebt hin oder her. Schließlich bin ich nicht Prinzessin Anna von Arendelle, die ihren Traumprinzen binnen wenigen Tagen heiraten möchte, nachdem sie ihn getroffen hat. Wortwörtlich Traumprinzen.

Ich schmunzelte leicht über meinen eigenen Gedanken.
„Was findet ihr amüsant?", fragt Charles.
Ich drehe meinen Kopf zu ihm und musst leicht lachen. „Nichts. Ich hab nur darüber nachgedacht. Ich sitze hier neben einen richtigen Prinzen und rede über seinen Bruder, der nicht nur mein Nachbar ist, sondern auch ein Mafioso und ein Adliger. Klingt absurd, wenn ich darüber nachdenke", antworte ich.

Charles jedoch fand es ganz und gar nicht witzig. „Absolut nicht. Cinderella hätte wahrscheinlich ebenso gedacht. Oder Olivia Hammond. Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Meghan Markle. Ich bezweifle, das sie es für jemals möglich hielt, die Ehegattin von einem Prinzen zu sein"

Ich dachte über seine Worte nach, wusste, das er recht hatte.

„Mein Bruder ist kein schlechter Mensch, Miss Cheslock. Er verehrt euch und ich weiß das ihr ihn auch gern habt. Lasst ihm eine Chance" - „Mal sehen. Irgendwie wird schon etwas", antwortete ich und versuchte diesem Thema nun zu entkommen, da ich nicht mehr wusste was ich noch sagen sollte. Es war alles gesagt.

Ich erinnerte mich an den Streit von Liam und Enzo.

„Enzo sprach davon, das du versuchst William zurückzuholen. Was meinte er damit? Also er hat es mir nicht direkt gesagt. Ich hab die beiden nur belauscht...", gab ich leicht peinlich berührt von mir.

„Der König ist krank. Man munkelt das er nicht lange durchhält. Es wäre gut gewesen, wenn William einmal vorbeigekommen wäre. Das hätte meinem Vater sicherlich gefreut", sagte er. Ich hörte Trauer aus seiner Stimme heraus. Ich nickte.

"Ich kann euch doch vertrauen, nicht?", fragte er nach einigen Minuten, in der wir uns angeschwiegen hatten.
"Aber natürlich", antworte ich und schaute wieder zu dem Jungen mit den blonden Haaren.

"Die Königin starb ein Jahr nachdem wir William aus unser Land geschmuggelt hatten. Sie wurde hingerichtet, wegen verrat an das Volk. Die Wahrheit über Evelyn kam heraus.
William weiß bescheid. Was er aber nicht weiß ist, der König ihn sehr vermisst. Seitdem er herausgefunden hat, das es so zusagen seine Schuld war, das Evelyn starb, ist er nicht mehr er selbst. Er spricht kaum noch. Er denkt William sei mit ihr gestorben. Dabei hat er ihn sehr geliebt. Er musste Evelyn aufgeben, dazu wurde er gezwungen. Er wollte ihr schonend beibringen, das die beiden nicht mehr zusammen sein können aber als er erfuhr, das Evelyn ein Kind erwartet, wusste er nicht was zu tun ist und versuchte alles mögliche, damit Evelyn ihn hasst. Das machte es ihm leichter, nicht an ihr zu hängen. Wissend, das sie seine Gefühle nicht mehr erwidert. Meine Mutter war nur ein Onenightstand aus der Vergangenheit, wie ihr es ausdrücken würdet.
Ich bin sozusagen auch ein Bastard. Das Volk durfte dies nicht erfahren. Da meine Mutter jedoch eine adlige war, beschloss man die beiden so schnell wie es nur geht zu vermählen und niemand durfte davon erfahren"

Ich schluckte schwer, erneut.
Jetzt kannte ich beide Seiten und keine von ihnen verstand ich. Wieso können Menschen nicht miteinander kommunizieren? Das würde alles viel leichter machen.

Moment mal...
"Das bedeutet doch..."
"Keiner von uns ist der rechtmäßige Thronfolger", beendete Charles meinen Satz.

Ich war mir nicht mehr sicher aber ich hoffe das ich noch nicht erwähnt habe ob die Königin noch lebt oder nicht. 😂

Promises ✔️Where stories live. Discover now