Chapter 65: Leo

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23 September; Mittwoch
Thea

Eilig schob ich meinen schweren Koffer den langen Flur entlang. In der besagten Etage angekommen schaute ich mich nochmal um, um mich zu vergewissern, ob ich auch richtig bin. Ich war im 12. Stockwerk. Zum Glück hatte das Gebäude einen Fahrstuhl.
Sonst wär ich jetzt tot.

Ich schaute auf die Raumnummer und klopfte schließlich.
Ein Mädchen mit strahlend blonden Haaren machte die Tür auf und grinste mich an. "Du musst Thea sein", stellt sie fest. Ich lächelte. "Zu ihren Diensten", antworte ich.

Amber geht zur Seite und deutet mir rein zu kommen. Ich schiebe meinen Koffer hinter mir her und blieb in dem Flur angekommen stehen. Ich staunte nicht schlecht. Auf den Bildern im Internet wurde nicht viel gezeigt aber in Real sehen die Zimmer vieeel besser aus!

Geradeaus, wenn man reinkommt war das Wohnzimmer. Die Glaswand ließ viel Licht in das Zimmer hinein. Links und rechts von mir waren jeweils zwei Türen. Eine von denen führte mich wahrscheinlich zu meinem Zimmer.

"Du kannst dich wie zuhause fühlen. Das da ist mein Zimmer", sie deutet auf die zweite Tür links von mir. "und das ist das Badezimmer", sagte sie und zeigt auf die Tür daneben.

"Lass mich raten. Das ist mein Zim-", noch bevor ich die Worte ausgesprochen habe, öffnet sich die Tür und ein junger Mann in meinem Alter trat hinaus. Kurz bemerkte er uns nicht, sondern ging geradewegs auf das Badezimmer zu.

Er hatte dunkel Braune verwuschelte Haare und trug nur ein T-Shirt und eine Jogginghose. An seinen Armen konnte ich noch flüchtig Tattoos erkennen.
Ohne weiteres läuft er in das Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Dann öffnete er diese erneut, schaut mich verblüfft an, lächelt und ruft mir ein leichtes "Hey", zu, ehe er wieder reingeht und abschließt. Ich schaute zu Amber, welche nur die Augen verdreht. "Das ist Leo's Zimmer", stellt sie klar und deutet dann auf die Tür neben dem Wohnzimmer. "Das da ist deins. Sollte es Nachts mal laut werden, versuch es bitte einfach zu ignorieren. Oder du geht runter in die Lobby. Da ist Nachts meistens keiner" Ich schaute leicht mit aufgerissenen Augen. Amber nickt nur.

"Wie dem auch sei. Die Küche ist gleich hier um die Ecke. Die Mensa bietet aber auch Essen in einer bestimmten Uhrzeit an. Von 6 bis 10 gibt es frühstück. Von 11 bis 14 Mittag und von 16 bis 20 Uhr gibt es Abendessen. Das ist in deinem Mietpreis gleich mit enthalten." Ich nickte.

"Solltest du irgendwas brauchen, meld dich ruhig bei mir oder bei Leo. Um 15 Uhr kommt meistens die Haushälterin um die Zimmer aufzuräumen. Falls sie nicht in dein Zimmer soll, schließ es einfach ab."

Die haben eine Haushälterin?!

"Hier sind deine Schlüssel. Soweit ich mich erinnere gehst du auf die Uni in der Nähe hier?" Erneut nickte ich.
"Leo verlässt jeden morgen um 8 Uhr das Haus. Es dauert nur 10 Minuten mit dem Zug. Vielleicht kannst du ihn ja um hilfe bitten. Außerdem kennt er sich ziemlich gut in der Uni aus." - "Und du?", entkommt es mir. Ich muss zugeben, Leo sah nicht gerade Nett aus, auch wenn er mir einmal zugelächelt hat. Ich hab ehrlichgesagt keine Lust auf noch einen Idioten. Der eine, der gelegentlich auf meinem Balkon war, reichte mir.
Klar will ich keine Vorurteile treffen. Bei Liam lag ich schließlich auch falsch.

"Ich arbeite in einem Büro 30 Minuten von hier entfernt. Da kann ich dir leider nicht helfen" - "Als was arbeitest du?", fragte ich interessiert nach. "Ich bin eine Hilfsangestellte in eine Architekten Büro"
Sofort kam mir eine Idee.

"Kann ich dich um einen Gefallen bitten?", fragte ich und schaue sie bittend an. "Nur zu, kleines" - "Ich werde bestimmt in eins bis zwei Jahren ein Praktikum bei einem Architekten benötigen. Glaubst du ich könnte eins bei euch machen?", fragte ich gespannt.
"Sowas machen wir eigentlich ungerne, aber sprich mich gerne nochmal darauf an, wenn es soweit ist. Es lässt sich bestimmt etwas machen", antwortet sie und lächelt. "Ich danke dir.", antworte ich.

"Du solltest dich jetzt einrichten. Hopp Hopp", drängelt sie mich. Ich grinste leicht und folgte ihrer Anweisung. Eilig schob ich meinen Koffer in das Zimmer und schloss die Tür hinter mich.

Das Zimmer war riesig! Nein, wirklich! Das waren bestimmt um die 30 Quadratmeter. Es war dreifach so groß wie mein Zimmer in New York!

Auch ich hatte eine Glasfront in meinem Zimmer, was ich echt nicht erwartete hatte. Der Wolkenkratzer war komplett umhüllt mit großen Fenstern, aber ich hätte nicht gedacht, das ich so einen Ausblick von meinem Zimmer aus haben werde!
Grinsend trete ich an die Fenster heran und schaute hinaus. Heiliger Walfischdreck. Von hier aus hatte ich die ganze Stadt im Blick. Ich freu mich schon die Sterne zu beobachten! Zwar gab es kein Balkon, aber dieser wird hier auch nicht benötigt.

Ein einfaches Bett stand nah an die Fensterfront und an den Wänden war viel Arbeitsplatz geschaffen. Ich liebe es jetzt schon!
Nachdem ich meine Kleidung in dem Schrank verstaut habe, fragte ich Amber, ob es mir erlaubt ist die Wände zu gestalten, damit das nicht so trostlos aussah.

Ihre Antwort war, ich solle machen was mich glücklich hält.

Bis heute verstehe ich nicht, warum die Miete für diesen Unterhalt so wenig ist. 12. Stockwerke mit diesem fantastischen Ausblick, 4 Zimmer und die sind auch noch so riesig!

Während ich mein Zimmer dekorierte, merkte ich gar nicht wie spät es geworden war. Ich merkte wie mein Bauch grummelte.
Es war bereits 19 Uhr und da ich keine Lust hatte noch etwas selbst zu kochen, entschied ich mich in die Mensa zu gehen. Ich schnappte mir eine Jacke, weil es ziemlich kalt war und ging hinaus. An dem Fahrstuhl angekommen, sah ich wie die Türen sich schlossen, noch bevor ich einsteigen konnte.

"Fuck!", murmelte ich. Doch dann ertönte ein leises Ping und die Türen öffneten sich wieder.
Leo hielt seine Hand zwischen den Türen und starrt mich abwartend an. Dankend stieg ich eine und stelle mich so weit weg wie möglich von ihm. Er wirkte nicht wie jemand, der gerne Körperkontakt hätte. Versteht mich nicht falsch: Ich auch nicht.

Leo drückte den EG knopf, die Türen schlossen sich.

Eine unangenehme stille entstand. Keiner von uns beiden sagte etwas.

"Ach mist! Ich hab meine Schlüssel vergessen. Kannst du mich vielleicht um 23:30 Uhr wieder reinlassen?", hörte ich hinter mir. Ich drehe mich vorsichtig um. Kein Hallo. Kein wer bist du. Was ist mit diesem Jungen los?

Ich nickte und lächelte freundlich. "Klar"

Leo lächelt und dreht seinen Kopf wieder weg.
"Wohin gehst du, wenn ich fragen darf?"

Wer ist Leo? 🥲

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