Chapter 10: "Angst, Cheslock?"

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1. Mai; Montag
Thea

Seit gefühlt einer Stunde sitze ich hier an der Bushaltestelle und warte auf den verdammten Bus, der einfach nicht auftauchen will. Hab ich den Bus verpasst? Fällt er aus???
Ich suchte in meiner App nach dem nächsten Bus und stellte fest, das dieser erst in einer Stunde kommt. Natoll. Da kann ich doch gleich laufen.
Ich seufzte auf.

Ich sah aus meinen Augenwinkeln, wie sich jemand neben mich auf die Bank setzte. Doch ich kümmerte mich nicht weiter drum. Es ist bestimmt nur jemand, der auf sein Bus wartet.
Aber ich täuschte mich.
"Soll ich dich mit nehmen? Ich wollte sowieso gleich nachhause", sprach die Stimme neben mir. Ich drehe mein Kopf zu ihm und hob eine Augenbraue in die Höhe. Zuerst wollte ich zustimmen, doch dann fiel mir ein, das er mich vor den anderen total bloßgestellt hat. "Nein. Ich komme alleine klar" - "Hast du etwa angst das ich dich entführe?", fragte er belustigt.

"Ne. Ich hab doch keine Angst vor dir. Das Ding ist: Wenn du mich fährst, dann müsste ich mich bei dir bedanken. Und das wäre nicht so schön", erklärte ich. Liam lachte. „Begleitest du mich dann wenigstens zu Fuß nach Hause und ich bedanke mich dann bei dir?", fragte er dann, als er sich beruhigt hatte. Ich lächelte leicht, schaute dann zu ihm. „Das klingt nach einer Option", sagte ich und stand auf. Dann fuhr ich mir durch die Haare und schaute kurz zu ihm.

„Von wegen ich sei arrogant", murmelte er zu sich selbst und tat es mir gleich. Zusammen liefen wir los. Er in seinem schicken Anzug, ich mit meinem Rucksack und Jeans. „Das hab ich nie gesagt", erwiderte ich und schaut ihn leicht verdutzt an. „Ich bitte dich. Das musstest du auch nicht sagen. Ich kann es deinem Gesicht ablesen", antwortet er und steckt seine Hände in seiner Hosentasche.

„Ja, es stimmt. Ich finde dich ziemlich arrogant", gebe ich zu und schaute kurz zu ihm, um festzustellen, das er mal wieder perfekt aussah. "Ich weiß. Das höre ich oft. Vielleicht bin ich das auch", meinte er und zuckte mit den Schultern. "Aber du bist ziemlich... komisch..." - "Ja, weiß ich. Das hast du schonmal erwähnt", winkte ich ab. "Wie kann es sein das du keine Angst vor mir hast?", fragte er dann leicht verwirrt. "Nichtmal nachdem ich dich von dem Balkon geschubst habe", erinnert er mich wieder an den Tag.

"Naja, was soll das mir denn bringen? Wenn ich angst vor dir hätte, dann wäre ich dich auch nicht los, oder? Immer dem Gegner die Hand reichen", antworte ich und lächelte. "Bist du nett zu mir, bin ich es auch zu dir. Ich brauchte ein Handy und wusste, das ich keins bekomme, wenn du erstmal in Knast bist. Also musste ich lügen. Das war... keine nette Tat, sondern eine egoistische", brabbelte ich. "Jetzt fängst du aber an Blödsinn zu reden" - "Ja, weil du mich verdammt nervös machst", murmelte ich kaum hörbar. Aber ich glaube er hatte es gehört. Denn nun grinste er über beide Ohren.

Wir liefen eine Weile durch die Straßen, lernten uns besser kennen, könnte man sagen. Bis wir in einer schäbigen Gegend ankommen. "Hier war ich ja noch nie", sagte ich und werde etwas langsamer, um die Gegend zu betrachten. "Angst, Cheslock?", fragte er und zuckte mit den Augenbrauen. "Träum weiter, Furino", antworte ich, gehe voran und schob ein paar Haarsträhnen hinter mein Ohr. "Nervt das nicht?", fragt er dann. "Was?", fragte ich und schaute zu ihm. "Deine Haare. Das die ständig in dein Gesicht hängen", erklärt er und runzelte die Stirn. Ich schüttelte meinen Kopf. "Man gewöhnt sich daran. Sowie, wenn man seine Brille auf der Nase zurecht rückt", antworte ich und grinste.

"Hast du uns absichtlich hierhin geführt?", fragte ich dann und hob skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Wir ich feststellte, hatte es schon angefangen zu dämmern. "Oh, Nein, gnädige Dame. Ich gehe immer hier lang", antwortet er teuflisch grinsend. "Wehe ich werde gleich um die Ecke gezerrt. Glaub mir, ich kann sehr nervig sein. Du wirst es bereuen" - "Ich bereue es jetzt schon dich mitgenommen zu haben", erwidert er und folgte mir einfach ohne Anstalten.

Weiter in der ferne sah ich eine kleine Gruppe. Ungefähr 4-5 Jungs lauerten in der nähe eines schäbigen Hauses. Versteht mich nicht falsch, alle Häuser sahen hier schäbig aus.
"Thea, mach langsam", hörte ich ihn leise hinter mir sagen. Doch ich hörte nicht auf ihn. Ich ging einfach in mein eigenes Tempo gerade aus und versuchte die Jungs zu ignorieren. Doch noch gleich bevor ich das Haus überqueren konnte, stellte sich ein Junge ungefähr zwei Jahre älter als ich, vor mich.

Ein blonder Junge rechts von mir pfiff laut. Ich ignorierte es wie gekonnt und wollte an dem braunhaarigen vor mir vorbei gehen, doch er stellt sich wieder vor mich. "Süße, warum hast du es denn so eilig?", fragte er und grinste schief. Ich grinste zurück: "Ich wollte nur so schnell wie möglich hier weg, damit ich deine Visage nicht sehen muss" Eine laute Unruhe entstand bei der Gruppe rechts. Ich hörte sogar eine Flasche auf dem Boden zersplittern.

Der braunhaarige vor mir kommt ein Schritt auf mich zu, ich gehe ein Schritt zurück. Als er noch ein Schritt auf mich zu machen wollte, stellte sich ein kräftig gebaute Gestalt vor mich. Es war Liam, natürlich.

Er hatte sein Jacket ausgezogen und hatte dieses zusammengefaltet an seinem linken Arm hängen. "Kleiner, wir wollen hier kein Streit auslösen, sondern nur nach Hause", sprach Liam ruhig und gelassen.

Aus den Augenwinkeln erkannte ich, wie die Jungs auf uns zukamen. Ich zog leicht unauffällig an Liams Arm. "Okay. Langsam hab ich doch angst", flüstere ich. Er dreht sich in die Richtung der Jungs und merkte, was ich meinte.

"Ich will deine Freundin", meinte der Browny vor mir. "Eh... wie bitte?", fragt Liam verwirrt, wusste aber ganz genau wen er meinte. "Du hast mich schon verstanden"

Ich schluckte schwer. Liam würde mich doch nicht einfach so hier lassen, oder? Auch wenn wir kein paar sind. So viel Herz besitzt er doch schon. Nicht wahr?!

"Nein", antwortet Liam kalt. Er hob seinen Arm beschützerisch vor mich und schob mich vorsichtig hinter sich. "Was willst du dagegen tun?", fragte der Junge vor uns und verschränkte die Arme vor der Brust. Mittlerweile hatten die anderen Jungs sich auch zu uns gesellt.

Liam reichte mir sein Jacket nach hinten und ging ein Schritt auf den Jungen zu. "Du legst dich mich den falschen an", hörte ich Liam leise murmeln. "Was kannst du alleine schon anrichten?", grinste der braunhaarige. "Find es heraus, wenn du dich traust", kontert Mr. Perfekt.

Dann ging alles zu schnell. Einer der Jungs aus der Gruppe holte aus und wollte seine Bierflasche auf Liams Kopf knallen, doch reflexartig schnappte sich Liam seinen Arm und verdrehte ihn hinter dem Rücken.

Ich bekam angst, mein ganzer Körper zitterte. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Stattdessen stand ich nur da und beobachtete die Szene.
Ich hatte angst. Angst, das Liam etwas zustoßen würde. Schließlich hab ich diesen Kampf ausgehetzt.

Er schaut zu einem Mitglied mit dunkelblonden Haaren, welcher ausholte, um ihn zu schlagen. Sofort wich er seinem Schlag aus. Stattdessen bekam der Kerl mit der Bierflasche diesen Schlag zu spüren. Doch während er auswich, rannte er in jemandem, der seine Faust bereit hielt. Furino bekam eine ins Gesicht.

Ich hab schon wieder den Montagspost verpasst 🤦🏻‍♀️🤦🏻‍♀️🤦🏻‍♀️

Promises ✔️Where stories live. Discover now