Chapter 26: Ich verspreche es dir

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10. Mai; Sonntag
Thea

Ich begann zu erzählen: "Vor... vor zwei Jahren... da hatte mich meine ehemalige Freundin auf eine Party geschleppt. Es war meine aller erste Party. Ich hatte viele Filme gesehen und auch schon vieles gehört. Auch hab ich einige Geschichten über Lennys Partys gehört. Ich war vorbereitet. Ich hatte meine eigene Wasserflasche zu trinken mitgenommen, da ich kein Alkohol nur anrühre. Ich hatte sogar Pfefferspray in meiner Tasche..."

Ein leiser Schluchzer entflieht mir. Ich merkte wie es kälter um mich herum wurde. Langsam zog ich mich zusammen und drückte die Decke fest an mich.

„Ich war nicht betrunken, hab nichts zu mir genommen, was ich bereuen könnte. Ich hatte in einer Ecke, weit weg von den anderen gesessen und wartete nur bis die Party vorbei ist und ich nach Hause fahren kann.
Aber dann begann ich schwarze Punkte zu sehen. Daraufhin entschied ich mich ins Bad zu gehen und mein Gesicht mit kalten Wasser zu waschen. Ich dachte das würde helfen, doch leider tat es das nicht. Ich versuchte zu begreifen was mit mir passierte, doch noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wurde mir schwarz vor den Augen. Kann sein das ich meine Wasserflasche kurz allein gelassen habe, oder vielleicht auch irgendwas in den Snacks drin war, die meine Freundin mir angeboten hatte. Aber ich schwöre, ich hab nichts falsches bewusst an diesem Tag zu mir genommen."

Kurz hielt ich inne und atmete tief ein und aus um mich etwas zu beruhigen, damit ich die Geschichte zu Ende erzählen kann. Mir war so als würde mir die Kehle zugeschnürt werden. Ein dicker Klos bildete sich in meinem Hals.

Liam hörte mir gespannt zu, hatte mich noch nicht einmal unterbrochen. Er hatte es sich bequem gemacht und verfolgte jede meiner Bewegungen. Es machte mich nicht nervös, ausnahmsweise mal, weil ich eher damit beschäftigt bin ihm meine Vergangenheit zu beichten.

"Als ich wieder aufwachte, sah ich nur verschwommen. Zwei Jungs hatten sich über mich gebeugt. Ich hab die Gesichter nicht erkannt, da ich immer noch vernebelt war. Mir wurde schnell bewusst das ich nicht angezogen war und das diese... diese... Arschlöcher Fotos von mir machten. Ich war zu schwach um mich zu wehren. Ich versuchte aufzustehen, doch vergebens. Was auch immer sie mir verabreicht hatten, war stark und wirkte immer noch... das letzte an das ich mich erinnere ist, wie ein weiterer Junge in das Zimmer gestolpert kam. Es wurde wieder dunkel vor meinen Augen. Ich hörte nur Stimmen. Sie stritten sich. Er stritt sich mit den zwei Jungs von wegen das sie das nicht machen können und so weiter. Als letztes hörte ich ihn nur sagen..." - "...scheiß Wichser. Wie kann man nur so geisteskrank sein und so ein schönes Mädchen quälen" Ich werde unterbrochen.

Ich hielt die Luft an, schaute zu ihm auf.
Liam hatte seinen monotonen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Der, der keine Gefühle preisgab, mal wieder.

"Woher weißt du das?", krächzte ich hervor und fuhr mir durch die Haare.

Liam antwortete nicht. Die Antwort war mir bekannt, nur wollte ich es nicht wahr haben.
Er holte etwas kleines, quadratisches aus seiner Jackentasche. Es war ein Feuerzeug, wie ich feststellte. Er entfachte ein kleines Feuer und hielt die Flamme unter den Bildern. Ein leichtes lächeln bildeten meine Lippen. Die Fotos gingen in Flammen auf und brannten vor meinen Augen nieder.

"Er sagte, das er nur diese Exemplare hat. Kein Wunder, da es auch schon lange her ist.", meinte er dann und atmete tief ein und aus.

"Das erklärt aber nicht was er gestern von dir wollte", meinte Liam. Ich wischte mir die Tränen weg und fuhr mir über mein Gesicht.

"Eine ehemalige Mitschülerin hat ihn wegen sexuelle Belästigung angezeigt und ich sollte sie überreden die Anzeige zurück zu nehmen", antworte ich leise. "Geschieht ihm recht", brummt Liam und legt sich hin. Ich schaute ihr leicht fragend an.

"Was? Letztes Mal hast du mich belästigt, jetzt tu ich es. Komm her", meint er und zieht mich abrupt zu sich. Augenblicklich stützte ich mich mit meinen Händen ab, konnte aber nicht verhindert das ich auf seinen harten Brustkorb fiel. Ich will mich beschweren, bis meine Augen auf seine treffen. Sofort verfingen sich unsere Blicke. Ich wollte meine Augen nicht von seinen nehmen. Es war... unbeschreiblich. In meinem Gehirn spielten sich Unmengen an Szenen ab, was hier und jetzt auf diesem Balkon alles passieren könnte, wenn ich jetzt nich von ihm runter gehe.

Doch dann legte er seine Hände auf meine Schultern und schob mich von sich runter. Ich schluckte schwer und schmiss alle Szenarios über Bord. Wie kann ich nur im entferntesten darüber nachdenken mit diesem Mann hier etwas zu haben? Das entspricht einfach nicht meiner Natur.

„Ich war an dem Abend bei Henry. Der Bruder von Lenny. Wir hatten ein Plan, wie wir... naja du weißt schon Drogen und so 'n kram. Es war der brillanteste Zeitpunkt und Ort um den perfekten Plan zu schmieden. Keiner würde unseren Plan ausspionieren können oder sonstiges, weil die Musik laut war. Wir waren gerade fertig und ich hatte das Zimmer verlassen. Da sah ich wie Luca, ein Kumpel von Lenny, außer sich vor Freude in ein Zimmer stürmte. Er hielt eine Kamera in der Hand, ohne Zweifel. Naja, die Neugierde packte mich und ich folgte ihm. Am Anfang hatte ich gezögert, als ich die beiden dann aber dumm Lachen hörte ging ich rein. Und den Rest kennst du ja", erklärt der Junge neben mir und legte einen Arm hinter seinen Kopf.

Ich lehnte mich zurück und schaute in den Himmel. Die Sterne funkelten vor sich hin. So wunderschön. So nah und doch so weit weg.

Nie in meinem Leben hätte ich daran gedacht mit diesem Mann hier, mit Liam, meine Sorgen zu teilen.

Nie hab ich daran gedacht neben einem Kriminellen zu liegen und keine Angst zu haben.

Noch nie dachte ich daran, mit jemandem anderen die Sterne zu betrachten.

Das ist doch alles Irrsinn.

Es war ruhig. Keiner von uns beiden sagte etwas.

Doch dann tat ich etwas, wofür ich mir vor wenigen Stunden wahrscheinlich die Kugel gegeben hätte.

Ich hob meinen Kopf, nahm seinen linken Arm und legte diesen auf dem Kissen. Vorsichtig rutschte ich näher an ihm ran und legte meinen Kopf auf seine starke, muskulöse Brust.

„Wärst du an dem Tag nicht so neugierig gewesen, dann... dann...", erneut füllten sich meine Augen mit Tränen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und hinderte mich daran weiter zu sprechen.

Liam dreht sich leicht zu mir und legt seinen Arm um mich, zieht mich fester gegen sich.

Seine große Hand legt sich sanft auf meine Wange. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein, um mich zu beruhigen.

„Es geht nicht darum was hätte passieren können, sondern darum, was passiert ist. Der Punkt ist, das dir nichts passiert ist, außer das er ein paar Fotos geschossen hat, die ich soeben vernichtet hab. Ich werde nie wieder zulassen, das dir irgendwas passiert. Ich verspreche es dir", haucht er und wischte mit seinem Daumen meine Tränen weg.

Hier ein verfrühtes Montagsgeschenk 😂

Promises ✔️Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin