Chapter 37 Weißt du wie sehr ich mich zurückhalten muss?

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11. Juni; Donnerstag
Thea

„Ist das eine Falle?", fragte ich unsicher. „Eine Falle? Wofür?", fragte Liam und lachte leise. „Ich weiß nicht. Vielleicht bist du wütend darüber, was du gerade von Enzo gehört hast oder was in der Küche passiert ist und willst mich jetzt umbringen", sage ich scherzend. Liam hob eine Augenbraue in die Höhe."Das war nur spaß", gebe ich zu und verdrehe meine Augen.

„Dein Bruder hat nicht ganz unrecht, Thea", sagte Liam. Ich nickte. "Ich weiß", flüsterte ich.
„Es tut mir leid, falls ich dich bedrängt haben sollte. Das war nicht meine Absicht, bitte verzeih mir", sagte er schuldbewusst und trat an das Geländer heran. „Nein, du hast mich nicht bedrängt", gab ich zu und senkte meinen Kopf. Liam sprang übers Geländer zu mir auf dem Balkon.

„Du hast keine Gefühle für mich, ich hab keine für dich. Wir sind... einfach nur Nachbarn... bekannte... ehm... gute Freunde..?", ich war mir nicht sicher was wir waren. „Sind wir das?", fragte er skeptisch. Ich nickte, schaute ihn nicht an.

Vorsichtig nahm er meinen Kinn im Daumen und Zeigefinger und schob meinen Kopf hoch, sodass ich ihn anschauen muss.

„Schau mich an", befohl er mir. Ich gehorchte brav. „Siehst du gar nichts, wenn du mir in die Augen blickst?", fragte er sanft.
Ich biss mir auf die Unterlippe, um den Tränen stand zuhalten. Ich sehe tatsächlich nichts. Nur leere. Aber damit meine ich nicht, das ich absolut nichts sehe. Sondern... das ich nur Leere sehe, weil er so kaputt scheint.
Ich schüttelte langsam meinen Kopf.

Langsam griff er nach meinen Händen und verschränkte seine in diese. „Fühlst du nichts, wenn ich das tue?", flüsterte er leise. Mein ganzer Körper beginnt zu Kribbeln. Ich bekam ein komisches Gefühl im Magen. Ich blieb still, ließ mir nichts anmerken.

Liam lehnt sich leicht nach vorn.
„Fühlst du nichts, wenn ich dir so nah bin?", hauchte er gegen mein Hals.
Ich schloss meine Augen, spürte die Gänsehaut, die meinen Rücken hoch krabbelte. Mein Herz begann wie wild zu schlagen. Sin ungewollter Seufzer entfuhr mir, als er einen sanften Kuss an meinem Hals platziert.

„Fühlst du absolut gar nichts, wenn ich das hier tue?" Er führte seine Finger langsam über meine Arme, hoch zu meinem Hals und trat ein Schritt näher. Ich spürte seine Nähe, seine Wärme. Ich spürte seinen Atem meine Lippen streifen.

Eine Träne huscht aus meinem Auge. Ich legte meine Hände an seiner Brust und drücke ihn leicht von mir weg, noch bevor etwas passieren könnte, was wir beide später bereuen.

„Ich... Ich fühle vieles, Liam. So verdammt viel", flüsterte ich schwach. „Aber ich darf das nicht. Du weißt ganz genau, das ich das nicht darf"

„Mir ist bewusst, das du keine Gefühle für mich haben darfst. Mir ist klar, das du etwas besseres verdienst, als ‚das'", zitierte er Enzos Wort. „Aber ich bin auch nur ein Mensch. Ich verdiene auch Liebe und Wohlbefinden", sagt er leise. Mein Herz blieb einen Moment stehen. Zum ersten Mal sprach Liam von sich, von seinen Gefühlen.

„Aber Natürlich!", hauchte ich und schaute ihn traurig an. „Natürlich verdienst du auch Liebe, Liam. Aber ich... ich bin vielleicht die falsch Person dafür", erklärte ich.

Liam schaute mich an und schüttelte seinen Kopf. „Vielleicht", flüsterte er. „Aber vielleicht bist du genau die, auf die ich gewartet habe", sagte er.

Liam umgriff mit einem Arm meine Taille und zog mich fest an sich ran.
„Du musst keine Gefühle für mich haben, Thea. Vielleicht solltest du auch keine haben. Aber du bist die erste, die nicht schreiend weggelaufen ist, nachdem du erfahren hast das ich ein Mafioso bin. Außerdem hast du mich immer gedeckt und verteidigt, wenn es brenzlig wurde, obwohl ich das nie verlangt habe. Dich behalte ich definitiv. Sei es als kleine Schwester, als Nachbarin oder als... Partnerin. Ich verspreche dir, das dir nichts zustoßen wird, das mein Doppelleben keine Auswirkungen auf dich haben wird. Das niemand nur ein Haar von dir Krümmen wird. Egal in welchem Verhältnis wir stehen", sagt er leise mit einem Lächeln auf dem Gesicht und schlingt seine Arme fest um mich.

Leicht perplex und nicht wissend was ich jetzt tun sollte, legte ich auch meine Arme um ihn.

Eine gefühlte Ewigkeit standen wir hier, ohne ein Wort zu sagen.
Der angenehme Sommerwind wehte wie immer. Es war mucksmäuschenstill. Ich hörte seinen regelmäßigen Atem, spürte seine Wärme.

Vorsichtig löst er sich von mir und schaut mich an, seine Arme immer noch um mich geschlungen. „Gib mir aber eine Chance", flüstert er und schaut mir in die Augen.

„Was meinst du?", fragte ich verwirrt.
„Gib mir eine Chance mich besser vorzustellen. Vergiss... Vergiss einfach das ich... na du weißt schon... das ich ein krimineller bin", erklärt er und grinst. „Du wirst merken, das ich gar nicht so schlimm bin", fügt er hinzu und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn.
Ich lächelte leicht.

Liam platzierte seine Hände auf meinen Wangen und wischte mir die Tränen weg, die vor kurzem aus meinen Augen gerollt sind.
Ich fühlte mich wie zu Hause. Abgesehen das ich zu Hause bin. Aber dieses Gefühl hier war anders.

Liam legt seine schweren Hände auf meine Schulter und schaute mich ernst an.
„Du bist so niedlich, wenn du dich aufregst. Weißt du das eigentlich?", sagte er und begann zu grinsen.
„Und du schlägst wie ein kleines Kind. Also wirklich. Große Fresse aber nichts dahinter", Liam begann zu Lachen. Ich blinzelte benommen. Was ist jetzt mit ihm los?

Spielerisch schlug er mir leicht auf die Schulter. „Was sollte das denn werden?", fragte er und wiederholte den Schlag. Ich erinnerte mich an das Geschehen in der Küche und lief rot an. Er meinte meinen kurzen Wutausbruch.

„Ich schlage wie ein normaler Mensch!", protestierte ich und schmollte.
„So schlägt doch kein normaler Mensch! Eher einer, dem in die Hand geschossen wurde", er machte sich weiterhin über mich lustig.

„Pass auf, Furino. Sonst landet diese Faust sonst wohin", drohe ich und formte meine Augen leicht zu schlitzen.
Er musste sich zurückhalten nicht gleich los zu prusten.

„Versuch es doch", provozierte der Junge mit den umwerfenden Augen. Ich schaute ihn leicht wütend an. „Na los, komm. Schlag mich. Traust du dich nicht? Awww was für ein...", noch bevor er weiterreden konnte holte ich zum Schlag aus. Kurz vor dem Aufprall fing er meine Faust ab. Und dann passierte es so schnell, das ich gar nicht begriff, wie er das getan hat.

Liam verrenkte meinen Arm hinter meinen Rücken und drückte mich fest gegen die Wand hinter mir. Ich schaute zu ihm hoch, versuchte meinen Arm zu befreien, aber ohne erfolg. Schließlich presst er seinen Körper fest gegen meinen. Nicht mal ein Blattpapier würde zwischen uns passen. Mein Atem ging flach. Ich fing an zu glühen, meine Knie wurden zu Wackelpudding. Ich traute mich nicht irgendwas zu sagen.

Liam kam mit seinem Gesicht immer näher. Ich ging immer mehr zurück, aber es gab kein entkommen, weil hinter mir immer noch die verdammte Wand war. Ich hielt die Luft an und schloss die Augen, als seine Lippen leicht meine streiften. "Weißt du wie sehr ich mich zurückhalten muss", hauchte er mir entgegen.
"Schon seitdem ich dich das erste Mal gesehen hab", fügte er noch hinzu.

Liam platzierte einen kleinen Kuss an meinem Mundwinkel und ließ von mir ab. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und atmete endlich aus. Erst jetzt merkte ich, das ich meine Luft angehalten hatte.
Liam schaute mich nicht an. Er schaute nach rechts. Als er seinen Blick immer noch nicht zu mir richtet, drehe ich meinen Kopf ebenfalls in die Richtung.

Fuck.

Oh oh 🐒

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