Chapter 4: Sonst was?

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29. April; Samstag
Thea

Gleich als ich mich umgezogen hatte, schnappte ich mir meine Kopfhörer und mein Handy. Meine Eltern waren nicht zuhause, sie besuchten Tante Betty, die Schwester von meiner Mutter. Ich wollte nicht mitgehen, da ich noch für die Schule lernen muss. Wahrscheinlich kommen sie erst Sonntag wieder.

Ich ging raus auf dem Balkon und ließ mich auf meinem Sitzkissen nieder. Es ist eher eine Matratze, als ein Kissen. Ich hab die schlechte Angewohnheit unter dem Sternenhimmel schneller einzuschlafen. Und da ich gerade kein Auge zudrücken kann, nutzte ich mein Talent.

Ich lehnt mich gegen das Geländer und deckte mich zu. Danach zückte ich mein Handy und machte Musik an. Ich stöpselte nur eine Seite des Headphones rein und spielte leise »3:00 AM von Finding hope«
Nachdem  ich meine Augen geschlossen hatte, lauschte ich der ruhigen Musik.

Wenigen Sekunden später hörte ich wie die Balkontür links sich öffnete. Ich drehe meinen Kopf zum Nachbars haus und entdecke Liam. Er trug eine Jogginghose. Das wars. Nichts weiter. Nur eine Jogginghose. Er war Oberkörperfrei und oh mein Gott! Er hatte einen perfekt gebauten Körper und... und... fuck ich sollte ihn nicht so anstarren. Sonst schmelze ich noch.

Die Uhr meines Handys verriet mir, das es 3:35Uhr ist. Warum ist der Junge noch wach? Er fuhr sich gestresst durch die Haare und lehnte sich schließlich gegen das Geländer. "Scheiße", fluchte er leise. Dann zückt er sein Handy und tippte dort herum. Er sah ziemlich verzweifelt aus. Was ihm wohl durch den Kopf geht?
Ich wollte tatsächlich nachfragen, was los sei, jedoch hielt ich lieber meine Klappe.
Anscheinend hatte er mich noch nicht bemerkt.

Er legte das Handy an sein Ohr und stützte eine Hand an seiner Hüfte ab. Liam lehnt sich gegen die Wand und schaut nach oben. "Alexei, du bist dir sicher das sie alle Spuren beseitigt haben?", sprach er leise. Doch trotzdem verstand ich ihn.
"Weil Hugo der Bastard mich sucht", sagt er nach einer weile. Ich merkte wie meine Nase anfing zu kribbeln. Oh oh...

"Gut. Sorg dafür das-", weiter kam er nicht, da ich auf einmal nieste. Sofort hielt ich eine Hand vor dem Mund. Fuck! "Ich ruf dich morgen noch mal an. Du weißt was zu tun ist", sagt Liam seelenruhig und legte dann auf.

Er trat näher heran und suchte anscheinend nach mir. "Seit wann sitzt du da schon?", fragte er mit seiner rauen Stimme. Ich stelle mich aufrecht hin und schaute ihn an, auch wenn ich ihn kaum sah. Nur das Mondlicht schien auf sein perfekt geformtes Gesicht.
"Seit 3 Uhr ungefähr...", antworte ich ehrlich und kratze mich verlegen am Hinterkopf. "Was machst du hier?", fragt er wieder. "Ich bin nachts immer hier. Was machst du hier? Ich war zuerst da...", fragte ich ihn nun und traute mich ihm ins Gesicht zu schauen.

"Ne, ich war schon vor 5 Jahren hier. Das hier ist mein Revier und mein Platz, wo ich gern ungestört bin. Also solltest du lieber wieder rein gehen", schnaubt er verachtend.

"Ja und? Weg gegangen, Platz gefangen", erwiderte ch und hätte mir gleich eine reinhauen können. "Laber' kein scheiß", merkt er an. "Das ist total kindisch" - "Dann hör doch auf und geh wieder rein", antwortet er schlagfertig. "Geh du doch einfach rein, meine Güte", sagte ich leicht beleidigt und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Liam stöhnte genervt. Er dreht sich um und tippte wieder an seinem Handy herum.
"Oliver, die Bestellung für nächste Woche sollte bis morgen fertig sein! Wehe es verspätet sich!", meckert er am Telefon herum.
Ich machte keine Anstalten mich weg zu bewegen.

Der Junge mit den dunkle Haaren dreht sich zu mir um und schaut mich verärgert an. "Du bist ja immer noch hier", bemerkte er. "Ich sagte doch, das ich hier nicht weg gehe"

"Man, lass mich in ruhe. Sonst kann ich nicht arbeiten" - "Dann geh doch einfach rein", schnaubte ich leicht genervt und verzog meine Augen zu schlitzen.
"Hör auf zu diskutieren, sonst-" - "Sonst was?", provozierte ich und hob skeptisch eine Augenbraue nach oben.

"Sonst schubs ich dich vom Balkon", meint er und warf mir Todesblicke zu. Mir entfuhr ein Lachen. "Versuchs doch", sagte ich leicht gereizt.

Doch dann ging alles so schnell, das ich gar nicht reagieren konnte. In weniger als 5 Sekunden war der Junge von seinem Balkon aus zum meinem gesprungen und hatte mich über seine Schultern geworfen. Ich schrie auf. Ich wollte protestieren, wollte ihn schlagen, doch da hing ich schon in der Luft. Er hielt eine Hand von mir fest. Würde er jetzt loslassen, dann würde ich auf dem Boden zermatscht werden.

"Prinzessin, du solltest leise sein, sonst hört uns noch jemand", grinst er mich an. Man sah, das er seine ganzen Muskeln angespannt hatte, um mich fest zu halten. Ich schluckte schwer und zappelte herum. "Scheiße Liam! Zieh mich hoch!", whisperte ich verängstigt. Ich schaute leicht verzweifelt zu ihm hoch und versuchte mit meiner anderen Hand nach dem Gerüst zu greifen, doch er schlug meine Hand weg. Erneut schrie ich laut, doch keiner eilte zu Hilfe. Wie denn auch? Meine Eltern waren nicht da und die Nachbarn sind ebenfalls egoistische Arschlöcher. Ich merkte wie ich den Tränen nah war. Ich hatte so verdammt große angst!

"Wie heißt du denn eigentlich, kleines?", fragt er und ignoriert komplett, das ich hier jede Sekunde sterben könnte. "Das geht dich ja wohl gar nichts an!", sagte ich hektisch, ohne darüber nach zu denken. Mein Herz klopfte so wild gegen meine Brust, das ich angst hatte, es würde raus springen. Er löste seinen kleinen Finger von meiner Hand und grinste dreckig. Ich griff sofort mit der freien Hand nach seinem Arm, in dem ich mich festkrallte. Das wird Spuren hinterlassen.

"T-thea!", stotterte ich mit weinerlicher Stimme hervor. Ebenfalls merkte ich, wie ich ein paar Tränen verlor. "V-verdammt Liam... zieh mich hoch", gab ich weinend von mir.
"Scheiße, weinst du?", fragt er dann verblüfft. Ich schluchzte leise, aber ungewollt.
Sofort zog er mich mit Leichtigkeit hoch. Als ich auf dem Geländer saß und wieder auf meinen Beinen stehen wollte, prallte ich gegen ihm, sodass er sofort seine Arme um mich legt, damit ich mein Gleichgewicht nicht verlieren. Normalerweise würde ich es genießen in den Armen von einem heißen Typen zu stehen, aber das hier war echt der Horror!

"Oh man... ich dachte du könntest spaß ab...", flüsterte er leise und wischte mir die Tränen weg. Doch es half nicht. Ich zitterte am ganzen Leib und konnte kaum auf meinen eigenen Beinen stehen. Trotzdem nahm ich all meine Kraft zusammen, schlug seine Hand von mein Gesicht weg und schubste ihn von mir weg.

"Scheiß Wichser!", schrie ich ihn an. Dann geh ich an ihm vorbei und ging in mein Zimmer, knallte die Tür etwas zu laut zu.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und versuchte mein Herzschlag zu beruhigen. Was bildet sich dieser Idiot ein?! Klar, ich hab ihn provoziert, aber er kann mich doch nicht einfach vom Balkon werfen! Der Typ spinnt doch!

Ich versuchte mich zu beruhigen und zu vergessen was gerade geschehen war. Es dauerte nicht lange, da fiel ich auch in den Schlaf.

Stellt euch vor er hätte losgelassen 😂😂

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