Chapter 12: Mein Engel im Anzug

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7. Mai; Donnerstag
Thea

Trotzdessen fuhr ich meinen Weg fort, in der Hoffnung, das der Regen bald aufhören würde. Die Banane hatte ich aufgegessen und die Schale in einem Mülleimer geschmissen, der auf meinem Weg lag. Es hätte keinen Sinn gehabt nachhause zu gehen. Meine Eltern waren nicht da, somit konnte mich keiner fahren. Wäre ich nach Hause gegangen, dann würde ich als fehlend eingetragen werden und das konnte ich mir in dem 4. Semester nicht leisten. Wenn ich mich etwas beeile, und Abkürzungen benutze, dann könnte ich den Bus in 10 Minuten an der nächstbesten Haltestelle abfangen, da der Bus viele Umwege fährt. Also rannte ich. Dazu versuchte ich nicht auszurutschen.

Ich hatte auch nur ein weißes T-Shirt an, welches nun mehr transparent, als weiß, war. Meine Kleidung klebte eklig an meinem Körper. Meine Haare hatten sich an meinen Wangen geschmiegt. Normalerweise habe ich immer eine Jacke bei mir. Aber heute -ausgerechnet heute- habe ich sie zuhause vergessen. Ich könnte mich gerade selbst schlagen.

Nach gefühlter Ewigkeit sehe ich die Bushaltestelle. Dort angekommen lasse ich mich an der Bank daneben sinken und versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen. Das gibt ne fette Lungenentzündung. Ich sehe es kommen.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Einerseits um mich zu wärmen, aber auch, um meinen Oberkörper zu bedecken. Seit ich hier sitze, sind schon 3 Typen an mir vorbeigelaufen, die mich komisch anguckt hatten. Irgendwann fiel mir auch wieder ein, das man meine Oberweite mit samt Unterwäsche betrachten kann. Ich presste meine Lippen zusammen, ließ meinen Kopf sinken und zog mich leicht zusammen, damit ich der Kälte etwas entkommen kann. Doch keine Chance.

Ich saß hier an der Haltestelle und wartete.

Und wartete.

Und wartete.

Und wartete.

Nichts geschah.

Der verdammte Bus kam einfach nicht!
Ich schaute auf meine Uhr, die ich um mein Handgelenk gebunden hatte und merkte, das ich es niemals rechtzeitig zum Unterricht schaffen würde. Nichtmal wenn ich laufe.

Ich zog meine Beine an mich ran und ließ meinen Kopf auf meine Knie sinken. Leise liefen ein paar Tränen aus meinen Augen. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und dies hier nimmt mich gerade ziemlich mit.

Ich war komplett bis zu den Knöcheln nass. Mir war kalt. Ich zitterte wie verrückt und hatte angst, das ich den Unterricht verpasse. Dabei wollten wir uns heute auf die Prüfung nächste Woche vorbereiten. Das aller schlimmste ist, das ich eine Erkältung auf mich zu kommen sehe. Und das nur, weil ich abgelehnt habe, mit Liam mitzufahren. Warum in aller Welt bestraft mich Gott deswegen?! Ich schluchzte leise.

Nach wenigen Sekunden merkte ich, wie der Regen abrupt aufhörte. Es war merkwürdig. Ich konnte hören, wie der Regen neben mir auf der Bank und sogar auf dem Boden prasselte, jedoch bekam ich keinen einzigen Tropfen ab.

Vorsichtig hob ich meinen Kopf. Ich schaue zu meiner linken, und entdecke eine männliche Gestalt in nur einem Hemd und einer Hose. Sein Hemd hatte nur wenige Tropfen abbekommen. Ich sah sein Gesicht nicht, da der Regenschirm über mir die Sicht versperrte.
Ich lugte verwirrt aus dem Schirm hervor und stelle leicht überrascht fest, das es Liam war.

Er hatte seinen monotonen Gesichtsausdruck aufgesetzt, der keine Emotionen ablesen ließ. Wie die meiste Zeit. Ich konnte nicht erkennen, was er dachte, wie er fühlte. Der Schwarzhaarige schaute nur zu mir hinunter und legte etwas schweres um meine Schultern. Es war sein Jacket.
"Ich hatte dir doch gesagt, das du einsteigen solltest, aber nein. Du wolltest nicht hören", sprach er mit seiner tiefen, wahnsinnigen, stimme und wischte mit seinem Finger über meine Wangen, um die verklebten Haare aus meinem Gesicht zu bekommen. Ich merkte wie mir das Blut in den Wangen schoss.

Er reichte mir eine Hand und schaute mich abwartend an. Leicht unbeholfen, was das ganze hier soll und warum er mir hilft, obwohl ich doch seinen brandneuen Anzug gestern zerstört hatte, greife ich nach seiner Hand und... heiliger Scheibenkleister. Ich spürte ein so wohliges Gefühl, das ich noch nie zuvor gespürt hatte.

Nachdem ich aufgestanden war, ließ ich sofort seine Hand los. Ich durfte so nicht fühlen. Nicht bei ihm.

Kurz wischte ich mir über die Wangen, auch wenn man meine Tränen in diesem Regen nicht sehen würde. Doch jetzt hatte ich Schutz und die Gefahr das Liam meine Tränen sieht, war doch groß.

"Was machst du hier? Bist du mir gefolgt?", fragte ich mit zitternder Stimme. "Nein, ich musste das Auto in dem Haus da abliefern", entgegnet er und zeigt auf ein pompöses  Gebäude. "Vorher hätte ich dich noch damit zu Schule gefahren. Das wäre nicht schlimm gewesen", fuhr er fort.

Ich schaute zu ihm, versuchte immer noch herauszufinden, warum er mir hilft.
"Keine Sorge. Ich fahr dich mit meinem Auto.", meint er und grinst. "Jetzt kannst du nicht ablehnen" - "Was macht dich so sicher?", brachte ich heraus. "Heute siehst du wirklich aus wie eine Nutte am Straßenrand, wegen dem Shirt", war seine Antwort. Sofort bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen. Ich verdrehte die Augen und zog den Blazer fester um meinen Körper.

Zusammen, unter einem Regenschirm, gingen wir wieder nach Hause.
In unserer Straße angekommen erzählte mir Liam, das er ein ersatz Hemd auf der Rückbank seines Autos liegen hat und ich dieses einfach ohne wenn und aber anziehen soll, wenn ich nicht zu spät kommen will. Er garantierte mir das ich pünktlich in der Schule ankommen würde, welche nebenbei erwähnt 20 Minuten mit dem Auto weg ist.

Schlagartig schlang Liam einen Arm um meine Taille und zog mich fest an sich. Kurz danach sauste ein Auto an uns vorbei, welches fest durch eine Pfütze gerast war. Hätte er mich nicht zu sich gezogen, dann wäre ich jetzt nicht nur Nass, sondern auch dreckig.

Ich war fest gegen seinen Muskulösen Körper gedrückt. Augenblicklich hielt ich die Luft an.
Ich schaute zu ihm hoch und erstarrte. Wie kann jemand nur so perfekt aussehen. Gerade aus dieser Perspektive sah er wunderschön aus. Er schaute dem Auto hinterher und fluchte kurz. Dann schaute er zu mir hinunter und entspannte sich leicht, als unsere Augen sich trafen. Sein Atem ging flach, weil er gerade zu schnell gehandelt hatte. Sein Blick gleitet kurz zu meinen Lippen und ich sah, wie er sich die Lippen befeuchtete. Kurz schlugen Schmetterlinge in meinem Bauch Saltos. Ich sah auch, das seine Wunde noch nicht komplett verheilt war. Doch dann schaute er mir wieder in die Augen und nahm sofort seinen Arm von meiner Taille runter.

Ich kehrte wieder in die Realität zurück und schaute leicht verlegen zum Boden. Erst jetzt atmete ich leise aus und versuchte zu realisieren, was gerade geschehen war. "Ich... ehm... hole schnell den Schlüssel. Hier halt mal...", murmelt er und überreichte mir den Regenschirm. Perplex stand ich da und schaute ihm hinterher. Nach wenigen Sekunden kam er mit dem Schlüssel wieder und öffnete das Auto.

Nachdem ich den Regenschirm abgeschüttelt und geschlossen hatte, setzte ich mich ins Auto und wartete auf Liam, der sich ebenfalls hineinsetzte. Meinen Ranzen hatte ich auf die hinteren Sitze gelegt.

Habt ihr auch „zwangsferien" wegen dem Virus? Wahrscheinlich nh 😂
Bei mir sollte die Prüfungsphase bald beginnen. Das wird wohl nix 😂

Promises ✔️Where stories live. Discover now