75. Kapitel

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Verwirrt musterten meine Augen die Umgebung durch die der schwarze Wagen von Angelo gerade durch rollte und immer langsamer zu werden schien.
„Angelo?", fragte ich vorsichtig, wobei ich meinen Blick weiterhin auf der Windschutzscheibe behielt. Trotzdem bemerkte ich, wie er seinen Kopf leicht wandte und seine schwarzen Augen mich von der Seite musterten.
„Wollten wir nicht zu dir nach Hause?"

Nachdem wir uns aus dem Club gedrängt hatten, waren wir uns sein Auto gestiegen und hatten beschlossen zu ihm zu fahren.
Das wir nun in die komplett andere Richtung fuhren, verwunderte mich schon sehr.

Ein kleine Schmunzeln zierte seine Lippen, was mich nun auch zur Seite schauen ließ.
„Wollten wir uns nicht noch etwas Ablenkung besorgen?"
Verwundert zog ich die Augenbraue hoch. Über die Fahrt hinweg hatte er ein paar Witze gemacht, dass wir uns doch noch etwas zu trinken besorgen könnten, wobei ich es aber nicht sonderlich ernst genommen hatte. Schließlich musste er ja noch fahren.
Aber anscheinend hatte er das mit dem Alkohol vorhin doch ernster gemeint, als ich gedacht hatte, den nun standen wir vor einem Supermarkt.

„Und wie willst...", da hatte er mich aber schon unterbrochen, in dem er sich etwas über die Mittelkonsole beugte, sodass er an das Handschuhfach konnte.
Wie automatisch verstummte ich mitten im Satz und hielt die Luft an, als er mich etwas streifte.

Trotzdem konnte ich nicht vermeiden, dass ich es vermisste.
Dieses Kribbeln, wenn er mich berührte oder auch nur leicht streifte. Es schien, wie als wären wir wieder am Anfang angekommen. Als wir uns kennengelernt hatten und er sich immer mehr in mein Herz geschlichen hatte.

Mit einem Klicken öffnete Angelo das Handschuhfach und zog eine kleine Plastikkarte heraus. Dann lehnte er sich wieder zurück, gab dem Handschuhfach noch einen kleinen Klaps, sodass es wieder einrastete und betrachtete mich mit einem Schmunzeln.
„Na komm. Ich weiß nicht, wie lange das Ding da vor uns noch auf hat oder welche Tante an der Kasse sitzt"
Dabei nickte er einmal zu dem Supermarkt auf dessen Parkplatz wir gehalten hatten.

Dann hatte er auch schon seine Autotür geöffnet und war ausgestiegen.
Den gefälschten Ausweis in seiner Hand hatte er noch schnell in seiner Hosentasche verschwinden lassen.
Ich musterte nur seinen Schatten, wie er um das Auto herumwanderte und anschließend vor  meiner Wagentür zum Stehen kam.
Dann wurde sie auch schon aufgerissen.

Ein etwas hämisches Grinsen betrachtete mich, bevor der schwarze Lockenkopf sich zu mir in den Wagen beugte und meinen Gurt löste, sodass dieser langsam zurück sauste.
Dabei hatte er sich so über mich gebeugt, dass er mir konstant in die Augen schauen konnte.

Wieder breitete sich dieses Kribbeln in meinem Bauch aus und ich starrte ihm gebannt in die Augen.
Das Gefühl ihn an seiner schwarzen Winterjacke zu packen, die dazu auch noch ziemlich kuschelig warm aussah, und ihn zu küssen, konnte ich ebenfalls nicht vermeiden.

Aber dafür in Schach halten.
Ich hätte es tun können. Man hatte die Spannung schon auf der Party zwischen uns spüren können und vor ein paar Tagen hatten wir und schon mal geküsst, aber trotzdem wollte ich nun nicht die Erste sein.

Außerdem wirkte es auf mich so, als wüsste Angelo ganz genau, was er machte und das heute Nacht nichts mehr passieren würde, kam mir ziemlich unrealistisch vor.
Schließlich standen wir vor einem Supermarkt mitten in der Nacht und wollten uns Alkohol mit einem gefälschten Ausweis kaufen.

Meine Eltern hätten wahrscheinlich nur noch den Kopf geschüttelt.
Probleme mit Party und Alkohol verdrängen hatten sie noch nie für etwas Gutes gehalten, aber momentan hatte ich nur mehr als Lust darauf.

„Soll ich dich noch aus dem Auto heben oder schaffst du das alleine?", riss mich die dunkle Stimme von Angelo aus den Gedanken, worauf unsere Augen erneut auf einander trafen. Ich konnte sie zwar schlecht erkennen, aber spürte wie ein leichter Schauer mich durchzog.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt