13. Kapitel

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„Aiden?", rief ich durchs Haus und hüpfte beinahe die Treppen herunter, um ins Wohnzimmer zu kommen.

Gestern Abend hatte mich Leonardo noch nach Hause gefahren, wodurch ich zwar nicht mehr pünktlich zum Abendessen kam und mir deswegen einen etwas strengen Blick von meiner Mutter einfing, aber keinen weiteren Kommentar hören musste.

Mittlerweile hatten wir Freitag Nachmittag und ich wollte Aiden von meinem Tattoowunsch erzählen, denn dieser ging mir nun seit gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf.

„Aiden?", rief ich abermals laut durchs Haus, worauf aber nur Eira auftauchte zusammen mit einer Eisschüssel in der Hand.
Verwundert musterte ich sie nur, jedoch fiel mein Blick als Nächstes auf meinen Bruder, der aus dem Keller kam und seine Freundin mindestens genau so verwundert anschaute, aber ihr anschließend einen Kuss auf die Wange gab.

„Bist du jetzt etwa auch schwanger?", konnte ich ihn sagen hören und sah wie er auf die leere Eischüssel deutete, worauf Eira ihm nur einen giftigen Blick zu warf.
„Ich hab nunmal sehr oft und sehr viel Hunger und jetzt nimm deine Finger von meinem Bauch da wird sich nichts entwickeln", fuhr sie ihn auch schon etwas schroff an, als mein Bruder seine Arme um sie herumlegen und sie auf ihrem Bauch verschränken wollte.

Er rollte darauf nur mit den Augen und richtete sich anschließend an mich.
„Es würde nach mir gebrüllt?", fragte er nur und hob eine Augenbraue an.
„Ähm...ja und zwar habe ich ein Motiv für mein Tattoo", entgegnete ich und konnte mir das Grinsen nicht verkneifen, aber das musste ich auch gar nicht, denn Aiden machte fast Freudensprünge durch das Wohnzimmer.

„Na dann, worauf wartest du noch? Schuhe an, Jacke an und ab mit dir ins Auto! Wir gehen Tattoo stechen!", sagte er schon und probierte mich aus dem Wohnzimmer zu scheuchen.
„Ähh...was?", fragte ich nur verwirrt, aber weigerte mich nicht groß.

„Nicht was, sondern los jetzt. Sonst macht der Laden zu"

Immer noch verwirrt schaute ich meinen Bruder an bis er mir meine Schuhe in die Hand drückte und mich aus der Haustür schob.
Anscheinend gingen wir nun mein Tattoo stechen.

Und komischerweise war mein Bruder aufgeregter, als ich selber und das obwohl er nicht mal das Motiv wusste.
Aber ich wollte ihm seine Freunde nicht nehmen und setzte mich nur ins Auto.

Schließlich konnte ich es selber ja auch nicht erwarten.
Aiden heizte sowie immer durch die Straßen, aber schimpfte dabei nur noch mehr und lauter als eigentlich.

Sobald wir vor dem Laden gehalten hatten, wurde ich auch schon aus dem Wagen herausgezogen und anschließend hinter ihm her durch die Ladentür, die darauf in leises Klingeln von sich gab.

„Hey Jack!", brüllte mein Bruder auch schon laut durch den kleinen schäbigen Laden, der Neonlichter besaß.
Außerdem waren die Wände mit Fotos und verschiedenen Motiven besetzt, worauf mir nichts anderes übrig blieb, als zu staunen.

Ein paar Sekunden später fiel meine Aufmerksamkeit aber auch schon auf einen etwas dickeren und ziemlich vollbärtigen Mann, der aus einem Türrahmen heraus kam, der mit Ketten zu gehängt war, die ein rasselndes Geräusch von sich gaben, als er durch sie hindurch lief.

„Jack, dass ist meine Schwester Kylie", stellte mich mein Bruder auch schon mit einem Grinsen vor, worauf dieser mich anlächelte und mir seine Hand hinhielt, die ich nur etwas zaghaft schüttelte.

„Also hast du dich endlich für ein Motiv entschieden. Dein Bruder redet schon die ganze Zeit davon, wenn er hier ist und kann es anscheinend gar nicht mehr erwarten als du"

„Ähm...ja", entgegnete ich nur und musterte den gemütlichen Sessel zu dem sich Jack bewegt und anschließend raufklopfte.

„Na dann sag mal was du haben willst. Ich glaube ich kann dir deinen Wunsch schon erfüllen"

Zaghaft lief ich auf ihn zu und setzte mich in den Sessel.
„Ähm...also ich wollte mir gerne das Wort Positano an die Rippe stechen lassen und zwar genau hier", sagte ich und deutete an die Stelle an der ich das Tattoo haben wollte.

„Positano?", hörte ich Jack nachdenklich murmeln und durfte nun auch in das verwunderte Gesicht von meinem Bruder schauen.
„Genau, dass ist der Geburtsort von meinem Freund", antwortet ich, worauf sich Jacks Mundwinkel zu einem Grinsen verzog.

„Anscheinend wurde deine komplette Familie einmal von Armor angeschossen. Neulich war dein Bruder schon hier und hat sich zusammen mit seiner Freundin ein Tattoo für den jeweils anderen machen lassen", entgegnete er und wandte sich darauf etwas an Aiden, der aber schon damit beschäftigt war ein paar Motive zu mustern, die in einem kleinen Buch abgedruckt waren.

„Na dann wollen wir ja mal gar nicht lange Fackeln. Du bräuchtest davor jedoch noch eine Schriftart in du das Wort tätowiert haben möchtest", sagte Jack und reichte mir ebenfalls einen kleinen Ordner mit verschiedenen Schriftarten.

Nachdenklich durchblätterte ich diesen bis ich eine Schrift fand, die geschwungen war und genau dem entsprach, was ich mir vorgestellt hatte.
„Ahhh, die nehmen viele", hörte ich Jack sagend als ich ihm sie ihn zeigte und spürte wie er mir anschließend das Buch aus der Hand nahm.

Dann musste ich mich auch schon auf eine Liege legen und etwas mein T-Shirt hochziehen, damit das Tattoo gestochen werden konnte.

Es dauerte eine Weile bis ich schließlich die Nadel auf meiner Haut spüren durfte, welche mir einen Schauer entlockte.
Mein Herz wummerte darauf nur noch stärker in meiner Brust und ich konnte sehen wie Aiden mich mit einem Schmunzeln betrachtete.

„Keine Sorge", hörte ich ihn sagen, als ich etwas das Gesicht wegen des Schmerzes verzog.
„Man gewöhnt sich daran"

„Ist auch gleich fertig. Ist ja schließlich nicht so groß", gab auch Jack seinen Senf dazu und ließ die Nadel nochmal über meine Haut fahren, worauf ich abermals das Gesicht verzog.

Aber er hatte schließlich Recht gehabt, denn nach ein paar weiteren Minuten Schmerz aushalten, war ich endlich fertig.
Gespannt betrachtete ich das Tattoo im Spiegel und konnte mein Glück gar nicht fassen.

„Und wie findest du es?", hörte ich Aiden fragen, der nun auch das geschwungenen Wort was sich von meiner Rippe zu meinem Rücken zog betrachtet.
„Großartig", murmelte ich und ließ den Saum meines T-Shirts wieder heruntersinken und strahlte meinen Bruder an.

„Siehst du, hab ich dich recht gehabt mit dem Tattoo. So eine schlechte Idee war es nun auch wieder nicht", entgegnete er nur, worauf ich den Kopf schüttelte und ihn um den Hals viel.
„Danke Aiden"

Ich bedankte mich anschließend noch bei Jack und zahlte das Tattoo, bevor wir das Studio wieder verließen.

„Ich frag mich immer noch, was Mum und Dad dazu sagen werden, wenn sie davon erfahren", murmelte ich nachdenklich als wir uns in den Wagen setzten.

„Ach, ändern können wir jetzt sowieso nichts mehr. Andererseits kannst du ihnen es auch erst zeigen, wenn du achtzehn bist, dann können sie sowieso nichts mehr sagen", entgegnete mein Bruder mit einem Grinsen und startete schließlich den Wagen, worauf der Motor einmal aufheulte.

~ • ~
I know Angelo soll bald wieder kommen, aber etwas dauert es noch :(

Positano | ✓Where stories live. Discover now