Positano | ✓

Prolog

Das leise Tropfen hinderte mich immer wieder daran einfach die Augen zu zumachen und einzuschlafen.
Es nervte mich jetzt schon seit mehreren Tagen, nein wenn nicht sogar Wochen.

Obwohl ich schon ziemlich lange hier unten gefangen war, hatten sich mein Zeitgefühl nicht stark verändert.

Hier unten war zwar abgesehen von der schwachen Lampe an der Decke kein Licht, aber jedes Mal, wenn ein paar Wachen die schwere Eisentür öffneten, um in den Raum zu kommen, konnte ich einen Lichtstrahl hinter ihnen entdecken.

Zumindest wusste ich so ob wir Tag oder Nacht hatten.

Trotzdem machte sich mein Schlafmangel deutlich bemerkbar und das lag nicht an dem lästigen Tropfen des Wasserrohrs, was hier unten irgendwo war.
Es lag daran, dass mich die Sorgen nicht verließen.

Die Sorgen um Kylie und meine Familie. Aber ich hatte das alles so gewollt. All dies hatte zu meinem Plan gezählt....zumindest der größte Teil.

„Armani", knurrte im nächsten Moment eine Stimme und hinderte mich so erneut daran einfach die Augen zu zumachen.
„Was", antwortete ich in einem mindestens genau so bissigen Ton und hob leicht den Kopf an, sodass ich in das Gesicht von Russo schauen konnte, der gegenüber von mir mit schweren Ketten an die Wand gefesselt war.

„Ich hoffe dich werden sie zu erst umbringen", knurrte er, wobei sich auf seiner Stirn Falten der Wut ausbreiteten.

Ich war ihm darauf nur ein gehässiges Grinsen zu und nickte verständlich.
„Danke, aber wenn ich dich erinnern darf, dass hast du mir in der letzten Zeit bestimmt schon zwanzig Mal gesagt"

„Und kein Mal war es zu wenig. Wegen dir sitzen wir hier unten. Dein kompletter Plan ist nach hinten losgegangen"

„Wieso? Wir haben es geschafft, dass sich alle Mafiosi auf uns fokussiert haben, sodass die anderen meinen Vater retten konnten. Die Sache mit den Platzpatronen war eine ziemliche schlaue Idee. Nur leider kann ich nichts dafür, wenn ihr beide zu dumm zum Flüchten ward", konterte ich bissig.

„Nur zu dumm, dass du dein kleines Püppchen nicht vorher in den Plan eingeweiht hast. Jetzt wird uns niemand mehr retten", mischte sich nun Francesco ein, der andere Spion, welcher ebenfalls mit uns hier unten sitzen durfte.

„Glaub mir, Kylie wird das mit dem vorgetäuschten Tod noch herausfinden, da würde ich mir nicht so große Sorgen machen", entgegnete ich lässig und ließ mich etwas in den Eisenketten hängen, die um meine Handgelenke geschlossen waren, sodass wir nicht verschwinden konnten.

„Das würde ich bezweifeln. Ich habe mitbekommen, dass sie bereits wieder in Amerika sind und dort heult sie sich bestimmt die Augen aus, anstatt darüber nachzudenken, was mit dir sein könnte", erwiderte Francesco und zog etwas an seinen Ketten.

Wenn wir hier unten nicht alle festgekettet wären, wäre ich bestimmt schon wirklich tot gewesen, denn die Beiden hätten es bestimmt nichts dagegen mir eins auf die Schnauze zu geben. Egal ob es tödlich enden würde oder nicht.

Also sollte ich mich schon ganz glücklich schätzen, dass wir hier unten festgekettet waren.

„Dann hast du aber ein ganz falsches Bild von Kylie. Sie wird es herausfinden. Außerdem habe ich sie nicht mit eingeweiht, damit es realistisch rüberkommt"

„Dein Plan hat trotzdem nicht funktioniert und jetzt haben wir den Salat", mischte Russo sich wieder ein und in seinen Augen konnte man bereits die Wut funkeln sehen.
„Und wenn kannst du mir noch so oft sagen wie du willst, dass wir gerettet werden. Trotzdem werde ich persönlich dafür sorgen, dass du umgebrachtes wirst, wenn ich diese Dinger los geworden bin", schob er noch hinterher und riss einmal an den Eisenketten, worauf ein lautes Klirren ertönte.

„Viel Spaß dabei", murmelte ich nur und richtetet mein Blick wieder an die Decke und lauschte dem Tropfen des Wasserrohrs.

Ich wusste das Kylie nicht dumm war und schnell herausfinden würde, dass die ganze Sache gefakte und geplant gewesen war.
Aber hoffentlich fand sie auch heraus, dass wir uns schon lange nicht mehr auf Sizilien befanden.

Hier ist der Prolog.
Mal aus einer anderen Sichtweise.
Was haltet ihr davon?