18. Kapitel

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Angespannt starte ich auf die Zeiger der Uhr im Klassenraum und tippte nervös mit meinen Füßen auf dem Boden herum.

Wir hatten in der letzten Stunde Vertretung Chemie und mein Hirn hatte schon am Anfang der Stunde entschlossen, dass ich nicht mehr lebend aus diesem Unterricht herauskommen würde.

Damit hatte es auch teilweise recht behalten, denn ich wurde in den fünfundvierzig Minuten mindestens drei Mal von unserem Lehrer ermahnt, obwohl er eigentlich gar kein Grund hatte mich zu ermahnen.

Aiden meinte dann früher immer, dass er nur unsere Namen so schön fand und sie deswegen so oft in den Mund nahm.
Ich hatte das damals ernsthaft geglaubt, aber als ich schließlich in der neunten Klasse das erste Mal mit ihm Unterricht, wurde mich klar, dass es alles ein Lüge war.

Dieser Lehrer hasste einfach nur unsere ganze Familie mehr war es nicht.

„Miss Cavallero", wurde ich auch schon abermals von ihm ermahnt, worauf ich mir einmal auf die Zunge biss, um diese etwas zu hüten.
Denn einen schlauen Spruch konnte ich mir jetzt nicht mehr leisten außer ich wollte nachsitzen.

Und das würde mir dieser Lehrer bei der kleinsten Kleinigkeit reindrücken.

„Wischen sie bitte mich die Tafel. Schließlich haben sie ja so viel Zeit auch einfach in der Schulzeit nicht aufzutauchen, also wird ihnen das ja nichts ausmachen. Zeit haben sie ja"

Mit einem genervten Blick erhob ich mich nur langsam, schulterte meine Sachen, die ich zum Glück schon eingepackt hatte und bewegte mich langsam auf die Tafel zu, um seine hässliche Schrift abzuwaschen, die eh kein Schwein lesen konnte.

Ich wusste ganz genau, dass er mit der freien Zeit damals auf die Reise nach Italien angespielt hatte, von der er natürlich nichts wusste.
Aber eigentlich hätte er sich damals doch freuen sollen, als ich plötzlich von heute auf morgen nicht mehr in seinem Unterricht aufgetaucht war.

Und das sogar für mehrer Wochen.
So musste er sich zumindest nicht mehr aufregen.

Aber wahrscheinlich hatte er es einfach vermisst jemanden für alles verantwortlich zu machen und da ich sowieso sein schwarzes Schaf war, erklärte sich alles ziemlich schnell.

„Richten sie ihren Brüdern bitte noch aus, dass sie zum Nachschreibetermin bitte erscheinen, sonst können sie sich in meinem Fach auf eine schlechte Note gefasst machen", sagte mir meine Lehrer noch hinterher, als ich gerade dabei war den Raum zu verlassen.

Ich nickte einmal und drehte mich anschließend auf den Absatz um, damit aus dem Raum stürmen konnte.
Denn den wollte ich nun noch schneller als sonst verlassen.
Außerdem sowie ich meine Brüder kannte, würden sie trotzdem nicht zu diesem Termin kommen, wenn sie keine Lust hatten.

Da konnte nicht mal mehr eine schlechte Note die Sache verändern.
Später würden sie eh Teile des Geschäfts meines Dads übernehmen, darauf wurden sie nun schon seit Jahren getrimmt.

Mit schnellen Schritten lief ich über den Schulflur in der Hoffnung mein Lehrer würde mich nicht davon abhalten, denn sowie ich ihn kannte, würde er mich auch noch hinterher rennen, weil ich etwas für ihn erledigen sollte.

Zwar war das dieses Mal nicht der Fall, aber dafür wurde ich von jemand anderen verfolgt.
Erschrocken fuhr ich herum, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und ich im nächsten Moment auch schon in zwei grüne Pupillen schauen durfte.

„Was willst du?", entfuhr es mir schon, bevor Stefano überhaupt den Mund öffnen konnte, worauf sich ein Grinsen auf seinen Lippen spiegelte.
„Ich wollte dich nur was fragen"

Innerlich rollte ich einmal mit den Augen, aber äußerlich ließ ich mir nichts anmerken, abgesehen davon, dass ich mich im nächsten Moment auf dem Absatz herumdrehte und den Gang weiter runter lief.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt