79. Kapitel

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„So fertig", murmelte ich und strich die Krawatte von Angelo etwas glatt, bevor ich meine Hände von seiner Brust nahm.
„Danke", antwortet dieser darauf, wobei sein Blick auf dem Spiegel lag, welchem ich den Rücke zu gedreht hatte.
Plötzlich ertönte das laute Klingeln seines Handy und ich konnte beobachten, wie er dieses aus seiner Anzugstasche herauszog und mit seinem Blick musterte.

Sofort verzog sich seine Miene etwas, bevor er den Anruf entgegennahm und sich das Telefon ans Ohr hielt.
„Bin gleich wieder da", konnte ich ihn noch vernehmen, bevor er ins Badezimmer verschwand, um ungestört zu telefonieren.

Verwunderte blickte ich ihm hinterher und starrte nur auf die geschlossene Badezimmertür.
Wer war den so wichtiges am Telefon, dass er unbedingt alleine telefonieren musste.
Wenn es Leute aus der Mafia waren, dann war es doch nicht schlimm, wenn ich es mitbekam.

Immer noch verwirrt starrte ich auf die dunkle Holztür, bevor ich ein paar Schritte auf sie zu machte, um Angelos stimme zu lauschen, die man gedämpft durch sie hindurch hören konnte.

Eigentlich wollte ich nicht lauschen, aber irgendwas nagte an mir, dass er das Telefonat nicht normal im Raum austragen konnte.

„Dann nimm sie halt mit. Ist mir auch relativ egal, konnte man Angelos Stimme von drinnen vernehmen, worauf ich noch dichter an die dunkle Tür trat. „Beeilt euch einfach. Und pass auf, dass du dein Maul hältst"
Anschließend herrschte Stille, bevor man Angelos Schritte vernehmen konnte, die sich auf die Badezimmertür zu bewegten. Schnell schoss ich von dieser weg und lehnte mich wieder an die kleine Kommode, wo ich schon gestanden hate, bevor er ins Badezimmer verschwunden war.

„Wer war das?", rutschte mir die Frage auch schon heraus, kaum war er aus der Tür getreten. Seine Augen wanderten darauf hoch und ich spürte, wie sie mich für ein paar Sekunden nur betrachteten. „Niemand wichtiges", murmelte er als Antwort, was eine kleine Stich in meinem Bauch auslöste.
Nicht wegen der Person mit der er telefoniert hatte, sondern einfach, weil sich dieser Moment wieder so anfühlte, wie vor ein paar Monate, als er sich immer mehr von mir abgewandt hatte.

Trotzdem nickte ich nur und stieß mich von der Kommode ab. Es war schlauer den Klos nun runterzuschlucken. Einen Streit jetzt noch kurz vor der Beerdigung anzuzetteln, war nicht die schlauste Idee. Vielleicht bildete ich mir dieses unwohl Gefühl auch einfach nur ein.
„Kommst du?", riss mich Angelos Stimme aus den Gedanken, worauf ich nickte und ihm aus dem Zimmer folgte.
Nun sollte ich mich lieber auf die Beerdigung konzentrieren und nicht auf irgendwelche Telefonate.

Gemeinsam mit Leonardo und Giorgio wurden wir zu dem Friedhof gefahren, wo Gianna beerdigt werde sollte. Dieser lag etwas oberhalb der Küste, sodass man einen guten Blick aufs Meer hatte. Auch wenn es etwas windig war.
Dafür hatte man aber einen wunderschönen Ausblick auf den Sonnenuntergang, der sich am Himmel entlang zog und rosa Schlieren hinterließ.

Wahrscheinlich hatte Giorgio es gewollt, dass seine Frau in der untergehenden Sonne von Positano beerdigt wurde.

Insgesamt waren deutlich weniger Leute gekommen, als ich erwartet hatte. Es waren nur wenige Stühle aufgestellt worden an denen sich wirklich nur die wichtigsten Personen befanden.
Zusammen mit Angelo und Leonardo sowie Giorgio saßen wir in der ersten Reihe. Die beiden Jungen standen jeweils rechts und links neben ihren Vaters, der seinen Blick nur starr auf das ausgehobene Grab gerichtete hatte.

Erst als die Musik erklang erhoben wir uns alle von unseren Stühlen. Nun konnte man erkennen, wie der große Sarg von Gianna durch die Reihen getragen wurde. Er war aus weißem Holz, das goldenen Verzierungen besaß sowie das Familienwappen. So stach er in der dunklen Trauergesellschaft gut heraus.

Giorgio hatte mittlerweile nach seinem Taschentuch gegriffen, was er in seiner Anzugtasche hatte und tupfte sich nur die Augen. Leonardo hatte darauf etwas seinen Arm um seinen Vater gelegt, wobei man ihm aber ansehen konnte, wie anstrengend es für ihn war seine Trauer unter Kontrolle zu halten.
Erst als der Sarg vorne abgestellt wurde, setzte sich die Gesellschaft.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt