68. Kapitel

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Mit einem starren Blick betrachtete ich die Menschenmasse aus den getönten Fensterscheiben des Wagens, wie sie auf den Stühlen Platz nahmen.
Heute morgen hatte mich meine Mum relativ früh aus dem Bett geschmissen, damit ich mich für die Trauerfeier fertigmachte.

Losgefahren waren wir im Endeffekt erst gegen Nachmittag. Mein Dad wollte alles so spontan wie möglichen halten, um einen weiteren Angriff zu vermeiden.
Ich wollte gar nicht wissen, wie aufwendig und anstrengend es gewesen sein musste alles zu planen.

Der Wagen mit dem wir hergefahren waren, stand immer noch dort, wo unser Fahrer ihn geparkt hatte. Meine Dad war mittlerweile ausgestiegen und diskutierte draußen mit bekannten Leuten.
Wahrscheinlich wollte er sich einen Stand über die aktuelle Lage holen.
Meine Mum dagegen saß an ihrem Handy, auf den Sitzen vor uns, wobei sich ein paar Falten auf ihrer Stirn ausgebreitet hatten, nachdem ihre Augen mehrmals über das Display gehuscht waren.

Aiden hatte sich einen Platz weiter neben mir auf der Rückbank sinken lassen und schaute genau wie ich nun nachdenklich aus dem Fenster.
Ich hatte mich etwas an dem Rahmen aufgestützt, wobei ich zu erst das schwarze, enge lange Kleid etwas gerade zog, bevor ich den dicken Wintermantel noch mehr um mich herum wickelte.

Meine schwarzen Haare hatten große Wellen drin, wobei es mich aber immer wieder nervte, dass sie nicht da bleiben wollten, sondern bei jedem kleinsten Windzug meinten in mein Gesicht fliegen zu müssen.
Nervös knetete ich meine Finger und ließ meinen Blick weiter über das Geschehen wandern, was sich draußen ereignete.

Immer öfter rollten große schwarze Autos auf den Platz aus denen Mafiosi austiegen von denen ich manche mehr und manche weniger kannte.
Mein Dad war mittlerweile in irgendeinem der Gebäude verschwunden, mit einem ziemlichen Gefolge, sodass man nun keinen Blick mehr auf ihn erhaschen konnte.

Stattdessen rollte nun ein weiterer schwarzer Wagen auf den Parkplatz, der sich um einiges von den anderen abhob.
Er war deutlich größer und es wirkte, als würden seine grellen Lichter in einem hellen blau Strahlen, wobei ich mir das wahrscheinlich eher einbildete.

Es dauerte auch nicht lang bis der Motor des Wagens abgeschaltet wurde und der Fahrer die Tür öffnete.
Mit einem kurzen Blick schaute er sich einmal um, bevor er irgendwas in ein kleines Mikro an seinem Hemd sprach. Anschließend öffneten sich, wie ich es erwartet hatte, die hinteren Türen und ich konnte sehen, wie Giorgio aus dem Auto herauskam.
Er rückte einmal seinen Mantel zu recht, bevor sein Blick über das ganze Spekakel wanderte, was sich vor ihm bot.

Anschließend wandte er sich wieder hinter zu dem Wagen und reichte Gianna seine Hand, um ihr mit den hohen Schuhen, die sie trug aus dem Wagen zu helfen.
Ihr kurzer brauner Bob war elegant gelockt und die auf uns scheinende Sonne brachte den Farbton ihrer Haare perfekt zu Geltung.

Aus den anderen Türen des Wagens waren mittlerweile Angelo und Leonardo ausgestiegen, wobei sie diese mit einem Knall hinter sich zu warfen, bevor sie sich hinter ihren Eltern platzierte wie als wären sie zwei Bodyguards.
So sahen sie mit den dunklen, schwarzen Mänteln nämlich ziemlich aus.

Angelo hatte seinen im Gegensatz zu Leonardo etwas offen, wodurch man einen Blick auf das schwarze Hemd hatte, was er darunter trug und etwas über seiner Brust spannte.
Sein Blick wanderte genau wie bei seinem Vater über das ganze Geschehen bis er sich auf einen festen Punkt fokussierte.
Ein kleines Schmunzeln umspielte seine Lippen, als ein paar Mafiosa an ihm und Leonardo vorbeiozogen. Sie trugen genau, wie ich enge Kleider und waren in elegante, dunkle schwarze Wintermäntel eingehüllt.

Ich kannte sie nicht so gut, aber wusste trotzdem, dass sie für meinen Dad arbeiteten. Die Jüngste von ihnen war wahrscheinlich genau in Angelos Alter.
Weiter lag mein Blick auf den beiden Brüdern, wobei ich mir nur etwas auf die Lippe biss, als ich durch die dunklen Scheiben erkennen konnte, wie Angelos Augen kurz den Frauen hinterher wanderten.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt