10. Kapitel

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„Nachsitzen?", konnte ich Adam belustigt fragen hören, als wir gemeinsam durch denn mittlerweile schon ausgestorbenen Schulflur latschten, worauf ich einmal nickte.

„Ja, genau Nachsitzen und dann auch noch bei der Alten", murmelte ich als Antwort und steuerte auf meinen Spind zu, um dort meine Bücher zu verstauen.
„Wie hast du dir das denn eingebrockt?", vernahm ich weiterhin seine belustigte Stimme hinter mir, worauf ich meine Bücher mit einem dumpfen Schlag in den Spind katapultiert, um dessen Tür ein paar Sekunden später auch schon zu zuschlagen.

„Aufgrund eines Typens namens Stefano", antwortete ich und konnte sehen wie Adam nur das Gesicht verzog.
„Stefano?", konnte ich ihn fragen hören und sah wie er die Augenbraue hochzog.
„Wer ist das denn?"

„Keine Ahnung. Eine junge aus meinem Englischkurs, der gestern aufgetaucht ist und jetzt meint mich durchgehend zu nerven"

„Die Nummer also", konnte ich Adam darauf grübeln hören, was ihm aber nur einen schiefen Blick von mir einfing.
„Was soll das denn jetzt heißen?", hakte ich anschließend nach und zog dabei eine Augenbraue hoch.

Mein Bruder dagegen zuckte aber nur mit den Schultern und kratzte sich etwas am Rücken.
„Ach ist egal, ich glaub es ist nur ein weiterer Typ, der sich an die die Zähne ausbeißen wird", hörte ich ihn murmeln und konnte im nächsten Moment sehen wie er mir ein Grinsen zu warf.

„Denn meine Schwester hat momentan einfach zu viel Angelo im Kopf, anstatt sich um andere Typen zu sorgen", schob er noch hinterher und tippte mir einmal gegen die Stirn, worauf ich seine Finger aber nur wegschlug.

„Hahah sehr lustig", kommentierte ich die ganze Sache und rollte einmal mit den Augen.
„Ach komm schon Kylie. Sie die ganze Sache als Spaß an"

„Es ist aber kein Spaß", grummelt ich nur und blickte an meinem Bruder vorbei auf die große Uhr, welche bereits zwei Minuten vor 16 Uhr zeigte.
Jetzt würde ich zwar noch zu spät zum Nachsitzen kommen, aber das konnte mir nun auch egal sein.

In den zwei Minuten konnte ich auch nichts mehr reißen.
Ich sah wie Adam einmal die Augen rollte und mir anschließend durch die schwarzen Haare wuschelte.
„Ist Ja gut, viel Spaß dir noch beim Nachsitzen und komm heute nicht so spät nach Hause"

„Seit wann hast du denn zu bestimmen, wann ich zu Hause sein soll?", fuhr ich ihn dagegen nur etwas schroff an.
Meine Laune war schon den ganzen Tag im Arsch gewesen und das hatte mit dem frühen Aufstehen sowie dem Kaffee angefangen, also war es auch für mich hoffnungslos gewesen, dass sie sich über den Tag bessern würde.

Mein Bruder schien dies aber nicht wirklich zu interessieren. Stattdessen musterte er mich nur grinsend.
„Ich hab das nicht zu bestimmen. Lediglich Mum hat mich heute morgen darum gebeten es dir zu sagen, weil du ja schon so früh aus dem Haus warst", hörte ich ihn sagen und spürte dabei wie er mein Kaffee durchtränktes Shirt musterte, worauf ihm kein weiteres Augenrollen erspart blieb.

Jedoch riss uns die laute Klingel im Gang aus dem Gespräch, weswegen ich mir eine Antwort sparen konnte.
Nur noch ein „viel Spaß", konnte ich Adam hinter mir her rufen hören, als ich den Gang runter zum Nachsitzen lief.

Ich winkte nur noch einmal mit der Hand ab, bevor sich meine Finger auch schon um die kalte Türklinke legten und diese aufzogen, sodass ich nun den Raum betreten konnte.

„Sie sind zu spät", ertönte auch schon die Stimme meiner Englischlehrerin, sobald ich durch die Tür getreten war und diese hinter mir geschlossen hatte.
Anstatt irgendetwas zu erwidern, steuerte ich nur den Platz in der ersten Reihe an, der möglichst nah an der Tür lag.

Dabei merkte ich jedoch deutlich wie der Blick meiner Lehrerin mir im Rücken lag.
Aber ihre Augen waren nicht die Einzigen, die auf mich gerichtet waren, denn ein paar Reihen hinter mir hatte sich Stefano hingesetzt, der mich mit seinen grünen Pupillen fast zu durchbohren schien.

Ich ignorierte es jedoch gekonnt und ließ mich nur auf den Stuhl sinken, sodass ich ihm den Rücken zu wendete.

Anschließend holte ich meinen Block aus meiner Tasche und fing an irgendwas in diesem herumzukritzeln.

Meine Bücher hatte ich alle im Spind verstaut, da die Hausaufgaben für diese Woche schon erledigte waren oder eher gesagt ich mal so schlau gewesen war und sie früher gemacht hatte.

Zu meinem Pech hatte ich nun aber nichts zu tun und durfte den Zeigern der Uhr dabei zu schauen wie sie tickten.

Meine Lehrerin dagegen hatte sich eine Zeitung geschnappt und diese nun vor sich ausgebreitete, sodass man ihren Kopf nicht mehr sehen konnte.
Geschweige davon irgendwas von ihrem Körper.

Anscheinend schien Stefano sich dies zu Nutzen zu machen, denn im nächsten Moment landeten auch schon ein Zettel auf meinem Tisch, worauf ich nur verwundert die Stirn runzelte.

Langsam drehte ich mich um und konnte sehen wie seine Lippen ein leichtes Grinsen umspielten.
Sofort wandte ich mich wieder meinem Tisch zu und dem Zettel, welcher auf meinem Platz lag.

Anschließend griffen meine Finger auch schon zu dem kleinen Stück Papier und fingen an es zu entfalten.

„Schon von der Party am Wochenende gehört?" stand auf dem kleinen Stück Papier drauf.
Mit einem Augenrollen zerknüllte ich es und drehte mich dann auf meinem Stuhl herum zu Stefano, der mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute.

„Ich werde ganz sicherlich nicht dort hingehen und wenn schon gar nicht mit dir", zischte ich leise, sodass meine Lehrerin nicht alles mitbekam.

„Wer sagt denn, dass ich mit dir dort hin will. Ich hab dich nur gefragt, ob du schon davon weißt", flüsterte er zurück, wobei das Grinsen nicht von seinen Lippen verschwand.

„Es wäre sicherlich deine nächste Frage gewesen, also tu nicht so scheinheilig"

Nun wurde das Grinsen auf seinen Lippen nur noch breiter und ich konnte sehen wie er leicht mit dem Kopf nickte.
„Möglich", war seine einzige Antwort, worauf er ein weiteres Augenrollen abbekam.

„Lass mich einfach in Ruhe", zischte ich schließlich und drehte mich wieder auf meinem Stuhl herum, sodass ich nicht mehr in diese grünen Augen schauen musste, die einen beinahe zu erdolchen schienen.

Für die nächsten paar Minuten herrschte sogar Ruhe bis erneut ein Zettel auf meinen Tisch flog.
Doch dieses Mal fing ich erst gar nicht an ihn zu entfalten, sondern schmiss ihn gleich in den Papiereimer, welcher in der Nähe meines Tisches stand.

Zwar hörte ich darauf ein leichtes Aufschnauben aus der hinteren Reihe, aber das war mir nun egal.
Gerne konnte Stefano noch so viele Zettelchen auf meinem Tisch schmeißen, aber ich würde sie jedes Mal in den Papierkorb neben mir schmeißen.

Egal was drin stand.

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Ich habe 3 Testleser für mein neues Projekt ausgewählt. In den nächsten Tagen werden diese eine Nachricht erhalten <3

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