4. Kapitel

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Das Geräusch meiner Schuhe hallte an den Wänden des Flurs wieder, als ich diesen herunterlief. Immer wieder flackerte das Licht, wodurch mir automatisch ein Schauer über den Rücken kroch.

Es fühlte sich genau so an wie vor ein paar Wochen. Wie als wäre ich in der selben Situation.
Langsam atmete ich ein und aus, um mich etwas zu beruhigen.
Aber es funktionierte nicht.

Jeder einzelne Atemzug machte die ganze Sache nur noch schlimmer.
Die Schweißperlen liefen mir bereits an der Stirn herunter und meine Hände fingen unkontrolliert an zu zittern.

„Kylie", vernahm ich im nächsten Moment eine Stimme, worauf ich leicht zusammen zuckte und mein Körper sich automatisch versteifte.
Diese Stimme war mir mehr als bekannt, aber trotzdem schaffte ich es nicht sie zu zuordnen.

„Kylie", ertönte es erneut, worauf ich herumschoss und erstarrte.
„Angelo", wisperte ich leise und sprintete im nächsten Moment auch schon los.
Ich brauchte nicht mal eine Sekunde, um ihn zu erreichen und mich in seine Arme zu schmeißen.

„Angelo", wisperte ich erneut seinen Namen und spürte wie er seine Arme um meine Körper schlang und mich fester zu sich heranzog.
Jedoch ertönte im nächsten Moment ein lauter Knall.

Erschrocken wich ich ein Stück von ihm zurück und starrte ihn an.
„Angelo!", probierte ich seinen Namen zu sagen, aber seine schwarzen Augen starrten mich nur leblos an.

„Angelo!", sagte ich erneut dich dieses Mal war es mehr ein Schreien.
Erst als ich den roten immer größer werdenden Fleck auf seiner Brust entdeckte, verschlug es mir die Sprache.

Das Einzige, was ich noch sah, war wie Angelo zu Boden ging.
Genau wie in der Nacht, als ich ihn das letzte Mal sehen durfte.

„Kylie, Kylie", probierte mich eine Stimme immer mehr zu beruhigen und ich spürte wie zwei Hände meine Arme gepackt hatten, damit ich aufhörte zu strampeln.
„Beruhig dich, es war nur ein Traum", vernahm ich wieder und wieder die Stimme meiner Mutter, worauf ich langsam aufhörte mich zu wehren und sie mit aufgerissenen Augen anschaute.

Mein Herz raste, wie als wäre ich gerade einen Marathon gerannt und meine Hände hatten sich in das Bettlacken meines Bettes gekrallt, das mittlerweile schon ziemlich zerknüllt war.

„Es ist alles gut. Du hast nur geträumt", hörte ich meine Mutter abermals und spürte wie sie mir beruhigend über den Arm strich.
Jedoch half nichts davon, denn meine Hände zitierten ununterbrochen.
Immer wieder kam mir das Bild von Angelo in den Sinn.

Wie er da vor mir gestanden hatte mit dem großen roten Blutfleck auf der Brust.
Erneut überkam mich ein Zitteranfall und meine Mutter sprach ruhig auf mich ein.
„Es ist alles gut, du hast nur geträumt", murmelte sie leise.

Ich nickte nur und schluckte einmal, damit ich mir anschließend auf die Zunge beißen konnte.
„Was genau ist passiert?"

„Du hast geträumt und wie am Spieß geschrien. Ich bin wach geworden und ziemlich schnell in dein Zimmer geeilt"

„Und die Anderen?", hakte ich genauer nach.
„Sind sie nicht wach geworden?"

„Das sind Männer. Da müsste eine Atombombe explodieren, damit die aufwachen", entgegnete meine Mutter und setzte sich etwas auf die Bettkante meines Bettes.
Nachdenklich betrachtete ich nur meine nackten Beine sowie die zusammen geknüllte Decke, die am Fußende lag.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt