26. Kapitel

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Vorsichtig steckte ich den Haustürschlüssel, welchen ich vorhin noch aus dem Briefkasten rausgezerrt hatte in das Schloss der Haustür.

Dieser rastete darauf mit einem Klicken ein, sodass ich ihn nur noch umzudrehen brauchte, damit die Tür aufsprang.

Angelo, der hinter mir auf der Veranda stand, schaute mir dabei gespannt zu, wobei ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren konnte.

Anschließend drehte ich den Schlüssel im Schloss herum, worauf sie sich öffnete.
Kaum waren wir eingetreten, konnte ich auch schon die laute Stimme meines Vaters vernehmen.

Anscheinend hatten sie es ebenfalls aus dem Gebäude geschafft.

„Gib mit das Telefon. Ich werde sofort alle unsere Einheiten schicken"

„Carlos", probierte meine Mutter ihn darauf schon zu beruhigen, was aber nichts sonderlich viel brachte.
„Nein, sie haben meine Tochter und ich will nicht auch noch ein Kind verlieren", entgegnete er stattdessen nur in einem wütenden Ton, worauf sich eine weitere Stimme einmischte.

Und zwar die von Giorgio.

„Kylie, ist nicht gerade dumm. Sie weiß bestimmt, wie sie der Cosa Nostra entwischen kann. Zudem war sie ja schon längst gar nicht mehr im Saal, als das Chaos ausgebrochen ist"

„Er hat recht Dad...", probierte sich nun Adam einzumischen, aber wurde sofort von meinem Vater unterbrochen.
„Ich werde aber nicht länger warten. Keiner weiß, wo sie hin ist oder hat sie gesehen und wenn wir weiter so lange warten, ist sie vielleicht schon tot"

„Ich glaube...", vernahm ich Angelo darauf leise an meinem Ohr.
„Wir sollten mal reingehen, bevor dein Vater wirklich noch alle Einheiten ruft"

Sofort löste ich mich aus meiner Starre, nickte einmal und lief langsam durch den Flur, um anschließend durch die großen Glastüren zu schlüpfen.

Sobald ich diese durchtreten hatte, durfte ich auch schon in die Gesichter meiner Eltern, Brüder, Eira, Selina, Leonardo sowie Giorgio und Gianna schauen.

„Kylie!", konnte ich meine Mutter erleichtert sagen hören und sah, wie sie auf mich zu gelaufen kam, aber im nächsten Moment verwundert stehen blieb, wobei man erkennen konnte, wie ihr die Kinnlade herunterklappte.

Anschließend ertönte ein Schrei sowie klirrendes Glas.
Jedoch kam der Schrei nicht von meiner Mutter sondern Gianna.
Sie war die Erste, die realisiert hatte, wer hinter mir stand.

Keine Sekunde später war sie auch schon an ihrem Mann vorbeigelaufen, der genauso verdattert schaute wie die Anderen und hatte Angelo in ihrem Arme gerissen.

„Wie zur Hölle hast du das denn jetzt wieder geschafft?", konnte ich Aiden murmeln hören, der nur wie gebannt auf Angelo starrte, der sich bereits wieder aus dem Arm seiner Mutter befreit hatte.

Ich schmunzelte nur leicht und beobachtete Gianna dabei, wie sie sich die Freudentränen aus dem Auge wischte und ihrem Sohn abermals in ihre Arme zog, der durch seine Größe sie aber fast verdeckte.

Auch Giorgio hatte sich aus seiner Starre gelöst und war auf seinen Sohn zu gelaufen, wobei glaube ich keinem die Ähnlichkeit der beiden entging.

Es war als würde man der älteren und jüngeren Version gegenüberstehen.
Abgesehen davon, dass Angelo ein Stückchen größer war als sein Vater und eine andere Augenfarbe besaß sowie keine grauen Strähnen in den Haaren, die bei seinem Vater aufgrund des Alters langsam kamen.

„Was machst du eigentlich immer wieder für eine Scheiße Junge", konnte ich Giorgio murmeln hören und sah, wie er seinen Sohn in seine Arme zog.
„Vor irgendjemandem muss ich es ja haben", murmelte Angelo darauf nur, wobei niemandem das Schmunzeln entging, was sich dabei auf seinen Lippen gebildet hatte.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt