1. Kapitel

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Langsam steckte ich die Schlüssel in die Haustür und drückte diese anschließend auf, wobei ein leises Klicken ertönte.

„Kylie?", konnte ich auch schon die Stimme meiner Mutter aus dem Wohnzimmer rufen hören.
„Bist du wieder zu Hause?"

Ich rollte nur einmal genervt mit den Augen und antwortete dann mit einem lauten „Jaaaaa"
Seitdem wir den spontanen Ausflug nach Italien gemacht hatten, behüteten uns meine Eltern wie als wären wir drei Neugeborenen in der Tierwelt.

Aber wahrscheinlich wollten sie einfach verhindern, dass wir wieder einen spontanen Abstecher zum anderen Ende der Welt machten.
Aber momentan hatte das keiner von uns vor.

Nicht seitdem was mit Angelo passiert war. Mittlerweile glaubte keiner mehr von uns, dass er tot war, aber trotzdem konnte ich mir die Sache mit dem Schuss immer noch nicht ganz erklären.

Hatte die Kugel ihn nicht getroffen oder nicht verletzt? Wie hatte er das bitte überleben können und wo zur Hölle war er jetzt?
Diese Frage stellten wir uns alle momentan.

Langsam schlurfte ich ins Wohnzimmer, wo meine Mutter am Esstisch saß und über einen Stapel Papier gebeugt war.
Sie hatte in der kompletten letzten Zeit nur noch von zu Hause gearbeitete, damit sie jeder Zeit zur Verfügung stehen konnte, falls wir etwas vorhatten, wo sie einschreiten musste.

„Wie war die Schule?", fragte sie und riss mich somit aus den Gedanken.
„Gut", murmelte ich und lehnte mich an die kleine Kommode, sodass ich nun gut die ganze Zettel auf dem Tisch mustern konnte.

„Weißt du wo Aiden und Adam sind?", fragte ich und zog etwas eine Augenbraue hoch.
„Adam ist bei Selina und Aiden müsste irgendwo hier im Haus sein zusammen mit Eira", antwortete sie und kritzelte wie wild auf einen Zettel.

Seitdem wir wieder zurück waren, verbrachte Adam die meiste Zeit nur bei Selina. Aber das wahrscheinlich deswegen, dass das Baby bereits ordentlich gewachsen war. Schließlich waren wir auch über eine etwas längere Zeit weggewesen und seitdem wir wieder zurück waren, waren auch schon wieder ein paar Wochen vergangen.

Andererseits herrschte bei und zu Hause auch nicht gerade immer die beste Stimmung, weswegen man schon verstehen konnte, dass er lieber bei seiner Freundin sein wollte.

Eira dagegen wohnte stattdessen nun bei uns oder viel mehr gesagt bei Aiden im Zimmer, was mich aber nicht sonderlich störte.
Ich hatte mir mittlerweile Ohrenstöpsel besorgt, um ohne die nächtlichen Geräusche schlafen zu können.

Trotzdem kam mir jedes Mal wieder der Gedanken an Angelo in den Sinn und ich wurde von der Trauer überwältigt, wenn ich sah wie die Beiden miteinander turtelten.

Auch wenn keiner glaubte, dass Angelo wirklich tot war, hatten wir immer noch sehr wenige Beweise die dafür sprachen, was die ganze Sache nochmal etwas unglaubwürdiger machte.

„Wie reagieren die Lehrer haben sie irgendwas bestimmtes gesagt?", riss mich meine Mum im nächsten Moment schon wieder aus den Gedanken.
„Was?", fragte ich verwirrt und hob die Augenbrauen an, da ich ihre Frage nicht ganz verstanden hatte.

„Was mit den Lehrern ist? Ihr ward eine ziemlich lange Zeit nicht da? Stellen sie noch immer komische Fragen?", wiederholte sie sich nochmal, worauf ich den Kopf schüttelte.

„Nein, es ist wieder alles so wie früher"

Seitdem wir wieder aus Italien zurück waren, hatten uns in der Schule nicht nur die anderen Schüler komisch angeschaut, zudem Angelo ja überhaupt nicht bei uns gewesen war, sondern auch die Lehrer.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt