37. Kapitel

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Angelo

Genervt tippte ich mit meinen Fingern auf der Armlehne des Autositzes herum und beobachtete dabei die Menschen, welche ich durch die getönten Scheiben erkennen konnten. Viele von ihnen hetzten nur so über den Bürgersteig, um von Laden zu Laden zu sprinten und die passenden Geschenke zu finden.

Langsam ließ ich die Luft aus meinen Lungen entweichen und richtete meinen Blick wieder auf das Display meines Handys. Vor wenigen Minuten hatte er noch einmal aufgeblickt und ich konnte einen weitere Nachricht von Kylie entdecken.

Nun aber war er wieder schwarz geworden und machte nicht den anscheinend noch einmal aufzuleuchten. Anscheinend hatte sie erkannt, dass ich momentan keine Motivation hatte ans Handy zu gehen.

Ich hatte ja nicht mal wirklich Motivation gehabt irgendwo hinzugehen. Der Tag war einfach nur so an mir vorbeigezogen, wie als würde ich in einer großen Blase sitzen und alles um mich herum passierte einfach ohne das ich auch nur etwas daran teilhaben konnte.

Vielleicht lag es an den Alpträumen, die ich immer wieder hatte seitdem ich zurück war oder meinem zerstörten Schlafrhythmus, der erst durch diese entstanden war.

Zwar wusste ich, dass es so nicht weitergehen konnte und ich mich langsam mal aufraffen sollte. Schließlich wunderte Kylie es ja mittlerweile auch schon, warum ich nicht auf ihre Anrufe geschweige denn Nachrichten einging.

Aber sobald ich meinen Mund öffnete, um zu sagen, dass ich diese unruhigen Nächte einfach nicht mehr aushielt, kam nichts heraus außer ein: „Mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen!"

Auch Leonardo hatte mein Verhalten bemerkt, denn er war überhaupt der Grund dafür, dass ich nun in diesem Auto auf dem Beifahrersitz Platz nehmen durfte und gelangweilt aus der Fensterscheibe schaute.

Zudem wir ja nicht mal fuhren. Seit ungefähr zehn Minuten standen wir schon am Straßenrand und parkt. Die Sonne war schon vor Stunden untergangen und stattdessen hatten wir nun einen perfekten Ausblick auf die ganze Weihnachtsbeleuchtung, welche sich durch die New Yorker Straßen erstreckten.

„Willst du sie eigentlich auch mal zurückrufen?", ergriff mein Bruder nun endlich mal das Wort, was mich dazu brachte meinen Kopf zu drehen und ihm eine genervte hochgezogene Augenbraue zu schenken.

Er seufzte dadurch nur einmal auf und deutete anschließend auf das Handy in meiner Hand. „Ich meine Kylie. Du kannst mir nicht verschweigen, wie oft sie dich schon angerufen hat"

„Wüsste nicht seit wann es dich so interessiert, was in meiner Beziehung passiert", murmelte ich stattdessen nur, wobei ich aber selber wusste, wie arrogant dies geklungen hatte. In diesem Moment war es mir jedoch egal.

Ich vernahm, wie Leonardo einmal empört auf schnaubte und sich auf seinem Sitz etwas wandte. „Sie hat mich in den letzten Tagen mehrmals gefragt, was mit dir los sei, weil sie ja aus dir nicht herausbekommt. Also steck dein Arschlochverhalten wieder ein und melde dich bei ihr. Sie ist schließlich deine Freundin"

Ich musterte ihn nur etwas aus dem Augenwinkel, bevor ich meinen Gurt löste und ihn langsam zurück sausen ließ, sodass er etwas gegen die Wand des Wagens donnerte. Anschließend richtete ich mich auf und öffnete die Autotür.

„Ich brauch etwas frische Luft", murmelte ich meinem Bruder nur zu, der mir verdattert hinterher schaute und nicht ganz verstand, was ich vorhatte.

Aber um ehrlich zu sein. Selber verstand ich dies auch nicht ganz.

Ich hörte nur noch, wie die Autotür hinter mir mit einem dumpfen Schlag ins Schloss fiel. Dann steuerte ich auch schon über den Fußweg und lehnte mich etwas an einen Pfahl an, bevor ich eine Zigaretten Packung aus der Tasche meiner Winterjacke herausholte. Mein Bruder hasste es zudem auch, wenn man in seinem Auto rauchte, also war es ja ganz praktisch, dass ich nun ausgestiegen war.

Positano | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt